Für The Ji aka Dieser Ferenc jetzt schließt sich mit seinem neuen Album „Weisser Wein“ ein Kapitel ab – genauer gesagt eine Trilogie. Nach den vorangegangenen EPs „Schwarze Katze“ und „Silber Hase“ haben sich The Ji und sein Partner in Crime, Produzent Maxzwell, diesmal ein wenig mehr Zeit genommen, um mit „Weisser Wein“ ein vollständiges Album aufzunehmen.
Wir haben mit Ferenc über seine Zeit bei der Glo Up Dinero Gang, Trap in Deutschland und natürlich auch das neue Album, welches ab dem 18. Januar auf allen gängigen Streaming-Plattformen erhältlich sein wird, gesprochen.
Wie sehen deine Vorsätze für dieses Jahr aus? Du hast mal in einem Interview erwähnt, dass du immer eine Liste mit Dingen die du in dem jeweiligen Jahr erreichen willst, als Hintergrund auf deinem Handy gespeichert hast.
Genau. Dieses Jahr sind es zwar etwas weniger und ein paar davon kommen auch noch aus dem letzten Jahr. Ich will zum Beispiel unbedingt mit dem Tabakrauchen aufhören. Das ist ein Big One! Außerdem möchte ich drei Shows in Wien spielen. Dazu hoffe ich in diesem Jahr noch drei EPs, eine Single-EP und zwei Kollabo-EPs rausbringen zu können. Dann möchte ich meine Eltern zuerst in Kenia, wo sie im Moment leben, und danach in Pakistan besuchen. Da ziehen sie im Sommer hin. Oh ja, meinen Bachelor möchte ich auch fertigmachen. Das sind so die großen Ziele würde ich sagen.
Ich habe „Weisser Wein“ ja nun schon gehört. Du gewährst einige sehr persönliche Einblicke in dein Leben, was man, zumindest in dem Umfang nicht von dir gewohnt ist. Zum Beispiel sprichst du viel über psychische Probleme. Warum war es dir wichtig, ein so sensibles Thema anzusprechen?
Ich bin eben ein sehr emotionaler Mensch und es ist mir wichtig authentisch zu bleiben, auch wenn die Texte etwas schwerer sind. Die Nähe zum Fan ist ein großes Thema für mich, weshalb ich es wichtig finde auch solche Dinge anzusprechen. Ich möchte lieber weniger erreichen, aber dafür meine Fans berühren, denn es gibt genug Leute die mit psychischen Problemen kämpfen, sich aber nicht trauen darüber zu reden, weil es ihnen peinlich ist. Mir ist es eben nicht peinlich, deshalb spreche ich es an.
In einem Track gehst du auf deine Beziehungen zu Money Boy und Sierra Kidd ein. Dabei verrätst du einige sehr private Dinge, die zwischen euch vorgefallen sind.
Wie einige vielleicht wissen, war ich früher bei GUDG, also der Glo Up Dinero Gang gesignt und hatte viel mit Money Boy zutun. Da ich in Amerika aufgewachsen bin und Trap dort schon groß war, als man in Deutschland noch nichts damit anfangen konnte, haben wir uns zu dem Zeitpunkt auch sehr gut verstanden. Er war ja schließlich auch der erste der den Sound nach Deutschland gebracht hat. Dann hat es sich aber so entwickelt, dass ich in diese Szene nicht mehr so gut reingepasst habe. Ich bin erwachsener geworden und diese Schiene zu fahren wäre nicht mehr authentisch gewesen. Deshalb kam es dann auch zur Trennung. Trotzdem bin ich Money Boy immer dankbar für das, was er für mich gemacht hat. Wir sind weiterhin gute Freunde, aber es hat damals einfach nicht so geklappt, wie es hätte klappen sollen. Die Sache mit Sierra Kidd war auch sehr traurig, da wir uns ein Jahr lang sehr gut verstanden haben. In der Zeit habe ich viel Zeit und Geld investiert, um mit ihm und TeamFuckSleep was zu machen. Aufgrund von persönlichen Problemen hat es dann irgendwann nicht mehr funktioniert. Ich habe ein Album aufgenommen, was nie veröffentlicht wurde, wodurch ich natürlich auch einen finanziellen Schaden hatte. Wir haben über das Ganze im letzten Jahr aber noch einmal geredet und er hat sich entschuldigt, womit die Sache für mich erledigt ist. Viele meiner Fans haben mich auch gefragt, was da zwischen uns vorgefallen ist, weshalb ich das in der Form angesprochen habe. Das soll jetzt aber echt kein Front sein, oder so.
Wie du eben schon gesagt hast, warst du sehr früh ein Teil der Glo Up Dinero Gang. Ihr habt damals den Trap-Sound aus Amerika nach Deutschland gebracht und viel mit Anglizismen gearbeitet, was zu der Zeit auf große Kritik stieß. Mittlerweile ist Trap im Deutschrap ziemlich etabliert, weshalb man ja schon behaupten kann, dass ihr, damals noch als GUDG, die Väter von diesem Sound in Deutschland seid. Kann man sagen, dass Rapper, wie zum Beispiel RIN, Trap massentauglich gemacht haben?
Das ist ein sehr interessantes Thema. Fakt ist, dass die ersten die diesen Ami-Sound oder Trap-Sound und die Anglizismen benutzt haben, Money Boy und wir, die GUDG waren. Angefangen hat das damals den Facebook-Gruppen „SwagMob“ und „BergMoneyGang“, in denen ich sehr präsent war. Man war in einem Pool aus Underground-Artists, die alle diese Welle gemacht haben. Da war auch Yung Hurn damals drin. Ich hätte sogar auf sein erstes Tape hoppen sollen, hatte ihn damals aber noch nicht so auf dem Schirm. Drei Jahre lang habe ich nicht auf seine Nachricht geantwortet und jetzt ist natürlich kein Kontakt da. Trotzdem glaube ich nicht, dass Artists, wie RIN oder so diesen Sound nachmachen, sondern dass wir den Weg bereitet und gesagt haben: Hey, Rap muss nicht so klingen, wie er jetzt klingt. Man kann machen was man will.
Was kommt nach Trap? Gibt es da schon eine neue Wave aus den USA, von der du denkst, dass sie den deutschen Rap nachhaltig beeinflussen kann?
Es ist zwar nicht mehr ganz neu, aber was jetzt immer größer wird, ist dieser Emo-Sound, den Lil Peep groß gemacht hat. Ich habe früher sehr viel Punkrock und Emo gehört und merke gerade wie diese Szenen von der Ästhetik und dem Soundbild immer mehr mit HipHop verschmelzen. Nach dem Afrotrap kommt dann entweder so eine Art Technorap, der in Holland gerade beliebt ist, oder sowas wie Trap mit echten Instrumenten, wie E-Gitarren. Außerdem wird all das, wofür man als Rapper in Deutschland früher belächelt wurde, endlich cool. Damit meine ich, dass man persönliche Themen, wie psychische Probleme anspricht und die Texte auch generell emotionaler werden. In der „Generation Sad“, also der die nach uns kommt, sind sehr viele junge Männer mit Selbstwert- und psychischen Problemen. Die könne sich nicht mit jemandem identifizieren, der einfach nur über die Straße rappt. Dafür wäre dann eben auch ein großer Markt da.
Mit Maxzwell, der das Album produziert hat, hast du auch schon die EPs „Schwarze Katze“ und „Silber Hase“ aufgenommen. Interessanterweise ist er auf „Weisser Wein“ als Feature gelistet, was für einen Produzenten eher untypisch ist. Warum habt ihr euch dafür entschieden?
Das war eher meine Entscheidung. Er ist keiner der meint, er müsse sich inszenieren, was auch sehr angenehm ist. Leider kommen die Produzenten viel zu kurz in diesem Game. Viele Rapper geben keine Shoutouts und promoten ihre Producer nicht. Zwar bekommen Produzenten ihre Gage einfacher als ein Rapper, weil sie direkt für einen Beat bezahlt werden, dafür ist es für sie aber umso schwieriger sich einen Namen zu machen. Maxzwell und ich kennen uns seit 16 Jahren und sind deshalb wie Brüder. Und ich bin auch ehrlich: Beim Produzieren eines Albums ist der Producer zu mindestens 50% daran beteiligt. Daher finde ich es falsch nur meinen Namen auf das Album zu schreiben. „Weisser Wein“ ist von uns beiden, von dem Team. Ich möchte, dass jeder checkt, dass er zu einem großen Teil für den Sound verantwortlich ist, den ich jetzt mache. Jeder Rapper sollte seine Producer aktiv supporten. Warum will ein Artist den ganzen Credit auf sich nehmen? Der Producer macht 50-70% von dem Song. Du brauchst eigentlich auch keinen Rapper. Ich finde beim Rapper geht es mehr darum den Beat nicht kaputt zu machen. Mit dem Beat hast du eh schon etwas Gutes. Wenn dann noch der Rapper dope ist, nice. Keiner kann mir sagen, dass die Vocals in der heutigen Zeit für den Hit verantwortlich ist. Klar appreciate ich auch einen guten Verse, aber der Normalhörer reagiert eher auf den Rhythmus und die Melodie.