Verständlich, dass dich das prägt.
Ja. Aus diesem Grund fühle ich mich in diesen Zeiten auch sehr unwohl. Ich bin von dem Rassismus direkt betroffen. Wenn ich über den Münchener Hauptbahnhof laufe, werde ich als einzige Person kontrolliert. Ich muss mein Leben lang schon damit umgehen. Auf dem Gymnasium hat mich mein Lehrer „Kanake“ genannt. Ich habe dem auf die Fresse gehauen und bin von der Schule geflogen. Er unterrichtet heute noch.
Leute aus meinem innersten Freundeskreis kommen zu mir und sagen mir, dass sie die AfD gewählt haben. Die Menschen werden immer komischer und vertreten politische Standpunkte, die ich nicht nachvollziehen kann.
Wie reagierst du darauf?
Der Typ ist Kasache und ist selbst in einem Flüchtlingsheim groß geworden. Er meinte zu mir, dass das nicht gegen mich und meine Freunde gehe. „Protestwahl“ und so ein Scheiß. Ich habe ihn gefragt, was mit ihm falsch läuft. Egal, ob es ein Clubbesitzer ist oder ein Freund – wenn ich herausfinde, dass er Rassist ist, dann ist er bei mir unten durch.
Man sucht sich nicht aus, welcher Nationalität man angehört, aber man sucht sich aus, Rassist zu sein. Ich biete so etwas keinen Millimeter Raum.
Erkennst du die Tendenz, dass man, wenn man mit solchen Menschen konfrontiert wird, selbst extremere Positionen einnimmt?
Leider Gottes ist es so, dass man in der heutigen Zeit Position beziehen muss.
Es gibt keine politische Mitte mehr. Entweder du bist links oder du bist rechts.
Wenn eine linke Demo ist, dann gehe ich da hin und mache mich stark. Du kannst nicht immer nur einstecken und einstecken, nur weil jemand keine Ausländer mag.
Zurück zur Musik. Bei deinen lyrischen Fähigkeiten würden sich Songwriter-Tätigkeiten anbieten. Bist du daran interessiert?
Ich bin tatsächlich gerade dabei, das zu meinem Beruf zu machen. Momentan bin ich nur noch Teilzeit beschäftigt. Ich bin zwar noch verlagsfrei, aber ich arbeite da grade dran. Ich habe auch schon einige Songwriting-Camps mitgemacht für größere Projekte. Wenn alles gut läuft, lebe ich bald komplett von Musik.
Wäre ein Projekt aus dem Pop- und Schlagerbereich auch eine Option für dich?
Tatsächlich würde ich mich dabei viel wohler fühlen. Wenn ich für einen Rapper die Texte schreiben würde, würde ich mir denken – „Wieso schreibst du die Texte nicht selber?“ Außerdem wäre ich da in einem Zwiespalt, weil ich die Texte dann auch für meine Releases verwerten will.
Ich würde voll gerne einen Schlager-Song schreiben! Erstens gibt das gute Geld. Zweitens – stell dir vor, du schaltest den TV an und schaust Fernsehgarten und eine voll durchgestylte Alte singt deinen Text. Wäre schon nice! (Lacht) Außerdem empfinde ich es nicht schwer, einen Popsong zu schreiben. Es ist viel schwerer, einen krassen Rapsong zu schreiben.
Was sind die nächsten Schritte? Wie können sich deine Fans den Kex Kuhl von 2019 vorstellen?
Ich arbeite momentan an einem neuen Projekt. Ich darf noch nicht so viel sagen – ich verrate nur so viel: „Stokkholm“ ist noch nicht vorbei.