Kex Kuhl veröffentlichte am 13. Juli sein Debütalbum „Stokkholm“. Nach mehreren EPs, auf denen sich Kex dem Battlerap widmete, ließ sich auf der neuen Platte ein eindeutiger kreativer Wandel feststellen. Ohne Samples und mit einer Akustikgitarre als treuem Begleiter verlor sich Kex in melancholischen Momenten, die er beinahe schmerzhaft ehrlich zu Papier brachte.
Wir nutzten die Gunst der Stunde und trafen Kex nach einem seiner Auftritte zum gemütlichen Plausch. Herauskam ein Interview über seine Tour, die alarmierende innenpolitische Lage in Deutschland und seinen anhaltenden psychischen Struggle.
Dein Album „Stokkholm“ ist seit Mitte Juli draußen. Du hast gerade die dazugehörige Tour gespielt. Wie zufrieden bist du mit dem Album und dem Echo der Fans?
Ich bin sehr zufrieden mit dem Echo der Fans. Mit dem Album bin ich ebenfalls zufrieden – das war ein Herzensprojekt von mir. Ich höre die Songs gerne und vor allem spiele ich sie sehr gerne live. Das Echo der Fans hat mich auch positiv überrascht. Ich hatte die Befürchtung, dass einige abspringen, weil sich der Stil sehr geändert hat. Aber dem war nicht so, die waren alle sehr offen und haben das super aufgenommen
Du hast bereits mehrere Releases veröffentlicht – primär EPs – jetzt mit 29 erschien das Debütalbum. Weshalb die lange Wartezeit?
Ich hatte ja schon ein fertiges Release, das ich dann in die Tonne gekloppt habe. Aber das war nicht der Grund für die Wartezeit. Ich wollte nichts über das Knie brechen und das werde ich in Zukunft auch nicht machen. Das ist halt auch keine Platte für den Sommer. Das ist keine Musik, zu der du tanzt. Das ist ein Album, das du dir in Ruhe zuhause anhörst, perfekt für den Herbst und den Winter.
Mir ist auch egal, ob alle wollen, dass es an einem Freitag releast wird, weil das für die Charts relevant ist. Wenn ich das Gefühl habe, dass es an einem Dienstag rauskommen soll, dann kommt es an einem Dienstag! (Lacht)
War das bei diesem Release der Fall?
Ne, aber das war mir auch egal. Mir war nur wichtig, dass die erste Single an einem Freitag, dem 13., rauskommt und das Album an einem Freitag, dem 13., erscheint. Das habe ich dann auch durchgezogen. (Lacht)
Ist das Datum eher ein Gag für dich, oder verbindest du damit etwas?
Ich mag den Tag sehr. Ich bin ein großer Fan von Okkultismus. Für mich ist das ein guter Tag und da in dem Zeitraum innerhalb von einem halben Jahr zweimal der 13. auf einen Freitag fiel, haben wir das dann auch ausgenutzt.
Deine neue Musik ist melancholischer, sehr lyrisch. Sie handelt vom Abschied, vom Alleinsein. Früher hast du Battlerap gemacht. Wie kam es zu diesem Wandel?
Das war schon immer in mir. Zwar lache ich gerne und mache Spaß, aber in mir sieht es dann oft anders aus. Ich nehme Dinge oft mit einem weinenden Auge wahr. Bei dieser Platte wollte ich das Lachen und das Lustige weglassen und dieser traurigen, ängstlichen und verwirrten Seite von mir Raum schaffen.
Hat sich dieser kreative Prozess befreiend angefühlt?
Voll. Ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe. Ich wollte das auch schon in der Vergangenheit machen. Aber dann hieß es – „Dicker, sing doch keine Hook! Scratch sie lieber!“ Ich wollte damals einem Ideal gerecht werden. Dieses Gefühl habe ich nicht mehr. Mir ist das egal. Ich mache jetzt, worauf ich Bock habe.
Ich bin mit meiner neuen musikalischeren Richtung sehr zufrieden. Ich denke, es gibt niemanden in Deutschland, der das so umsetzt wie ich.
Früher habe ich mir ehrlich gesagt nicht getraut, diese Art von Musik zu machen, weil ich Angst hatte, dass das schlecht ankommt. Jetzt ist mir das egal.
Wieso ist dir das mittlerweile egal?
Das hat viel mit meinen Panik- und Angststörungen zu tun und mit Selbstbewältigung und Therapien. Ich musste durch die Scheiße gehen. Da lernt man sich kennen. Und das habe ich getan und gemerkt – „Ey, ich muss mich niemandem anpassen.“ Auch wenn sich das kitschig anhört:
Ich habe es geschafft, aus etwas Schlechtem etwas Gutes zu formen. Ich bin nicht umsonst durch die Scheiße gegangen.