Der Female Hip Hop Tresen Magdeburg organisiert seit knapp zwei Jahren unregelmäßige Tresenabende, Konzerte, Punchlinequizzes und Workshops in Magdeburg. Die Veranstaltungen drehen sich rund um das Genre HipHop und bieten Menschen eine Bühne, die sonst eher selten die Möglichkeit haben, ihre Talente in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Wer ist sichtbar – und wer nicht?
Der Name des Kollektivs lässt vermuten, dass nur Frauen an den Abenden anwesend sind. Das stimmt jedoch nicht, da die bisherigen Veranstaltungen für Menschen aller Geschlechter offen waren. Warum das Kollektiv dennoch heißt, wie es heißt, erklärt die Mitwirkende Ronja folgendermaßen:
„Für mich ist das eher die grundsätzliche Haltung und eine Frage der Herangehensweise. Wir stellen die Frage, wer im HipHop aktiv ist und wer sichtbar ist – was nicht deckungsgleich ist. Wer übernimmt welche Rolle? Wer steht bei Veranstaltungen auf der Bühne, wer macht die Technik und wer steht im Publikum? Als wir Musik für Veranstaltungen ausgesucht haben, war diese ausschließlich von Frauen, trans-Menschen oder Menschen, die sich keiner Geschlechteridentität zuordnen wollen.“
„Es gibt so viele Frauen, die krass rappen“
Eine weitere Veranstalterin namens Nadia ergänzt:
„Die Fragen, die wir uns stellen, betreffen ja auch nicht nur Frauen. Wir wünschen uns, dass sich mehr Menschen oder generell gesagt die ganze Rapszene diese Fragen stellt. Es geht darum, wem das Wort gegeben wird und wer die Szene bestimmt. Oft höre ich, dass es keine Frauen gibt, die rappen. Das stimmt überhaupt nicht! Es gibt so viele Frauen, die krass rappen! Die müssen sich allerdings immer mühsam ihren Platz erkämpfen, um auf die Bühne zu kommen. Wir wollen ihrer Musik eine Plattform bieten.“
Diese selbsternannte Aufgabe scheint gelungen zu sein, denn auf ihrer Facebookseite melden sich immer wieder junge Künstler*innen, die nach Auftrittsmöglichkeiten suchen oder einfach nur Lob äußern. Bei der nächsten Veranstaltung „Each One Teach One Jam“ am 17. November in Magdeburg, die das Kollektiv in Kooperation mit dem Kultur Hafen e.V. auf die Beine stellt, wird es ein Open Mic geben, bei dem jede*r der möchte, ihr/sein Talent zum Besten geben kann.
Eine Atmosphäre schaffen, in der sich alle wohlfühlen
Bei der Veranstaltung besteht außerdem die Möglichkeit, an Workshops teilzunehmen. Angelehnt an die klassischen vier Elemente werden diese zu den Themen DJing, MCing, Graffiti und Tanzen angeboten werden. Muss man dafür schon Skills mitbringen?
„Nein. Es werden alle Basics gelehrt. Graffiti kann man aber auch machen, wenn man schon was drauf hat. Letztendlich ist das für alle, die Bock haben. Unser Wunsch ist eher, dass es auch den Teilnehmenden ein Anliegen ist, eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle wohlfühlen können“, sagt Nadia.
Für die musikalische Unterstützung sorgt u.a. die Rapperin Tice, in deren Texten es oft um Ausgrenzung, die Suche nach Selbstbewusstsein oder kultureller Identität geht. Außerdem bereichert Black Bear Basement das Abendprogramm. Die Band ist ein vierköpfiges Kollektiv aus Hannover, das sich auf die Suche nach der Schnittstelle zwischen HipHop und Jazz begibt.