rap.de: Du vertrittst also nicht diesen streng puristischen Ansatz: Alles muss Hardware sein?
Dexter: Nein, um Gottes Willen.
rap.de: Findest du diesen Ansatz albern?
Dexter: Nein, albern jetzt auch nicht. Wenn Leute so arbeiten wollen, dann ist das cool. Nur trifft das für mich und meine Arbeitsweise eben nicht zu. Hulk Hodn zum Beispiel produziert auf diese Art und Weise und das Zeug von ihm feier ich ja auch extrem. MPC plus SP1200 – ich finde, das hört man dann auch raus. Nur habe ich eben anders angefangen und dann gewöhnt man sich halt auch nicht mehr grundlos um. Suff Daddy und Brenk arbeiten ja mit Acid, und bei denen klingt das auch eher analog. Klar mag ich auch Synthesizer, aber auch nur die analogen. Solche Preset-Billigsounds finde ich einfach uninteressant für mein Ohr. Mit 90es-Eurodance-Sound kann ich nicht so viel anfangen. Es ist eben einfach etwas vollkommen anderes, ob man einen Minimoog aus den 60ern mit einem xbeliebigen Yamaha Keyboard aus den 80ern vergleicht. Ich hatte mir bei meinem neuen Moog-Nachbau auch echt lange überlegt, ob ich ihn wirklich brauche, weil ich ein wenig Angst hatte, dass der im Endeffekt eh nur rumsteht bei mir. Man könnte sich halt auch einen gebrauchten Kleinwagen für den Preis holen. Das ist schon echt verrückt. Aber ich hatte echt lange darauf gespart, dann musste der einfach mal angeschafft werden.
rap.de: Koppelst du den Synthie an Logic und bearbeitest das dann noch mal mit Plugins oder nimmst du die Sounds tatsächlich so, wie sie aus der Maschine kommen?
Dexter: Nein, da wird dann schon nochmal gespielt mit dem Sound. Kompressoren, Effekte, Bitcrusher – was sich so anbietet. Aber unterm Strich versuche ich schon, dass sowohl meine Synthies als auch meine Samples möglichst naturbelassen klingen.
rap.de: Hast du den Beat vorher im Kopf und versuchst ihn dann in den Computer zu bekommen oder fängst du einfach mit irgendeinem Element an und guckst, wo es dich hinführt?
Dexter: An sich habe ich den Beat meistens im Kopf und versuche ihn dann, möglichst ähnlich zu produzieren. Meistens habe ich schon recht konkrete Vorstellungen. Es kommt aber auch vor, dass ich etwas sample und es funktioniert einfach nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Manchmal brauche ich dann schon all meine Geduld, um das Endprodukt, welches mir vorgeschwebt ist, zu realisieren.
rap.de: Du machst das ja alles schon ein wenig länger. Wie erinnerst du dich heute an deine Anfänge?
Dexter: Vater hat Platten, PC steht im Plattenzimmer, Logic installiert und rumprobiert. Ich war am Anfang auf jeden Fall extrem grottig. Es gibt ja so Dudes, die fangen an irgendwas zu machen und kommen sofort mit den krassesten Sachen an. So war das bei mir leider nicht. Ich habe diese ganzen Anfänge von mir noch und wenn ich mir das heute anhöre – das ist sowohl vom Sound her als auch technisch absolut schlimm. Ich wusste – dass hört sich jetzt echt blöd an – sehr lange Zeit noch nicht einmal, wie man die BPM-Zahl im Programm einstellt. Die war immer auf 120 eingestellt und ich habe dann versucht, die Sachen zu hinzuschieben, dass das Loop rundlief. (Gelächter) Ich war noch nie einer von denen, die etwas in die Hand nehmen und es läuft einfach. Ich bin kein Wunderkind. Das war bei mir ein langer Prozess, beginnend mit kleinen Auftritten in Jungendzentren und viel harter Schule.
rap.de: Und jetzt bist du Gold- und Platin-Produzent.
Dexter: Ja, schon. Wobei ich mir darauf wirklich nichts einbilde. Im Gegenteil. Ich sage immer, dass das überhaupt nicht mein Verdienst ist. Das Casper-Album wäre auch ohne mich Gold gegangen. Da mache ich mir keinerlei Illusionen. Mir sind andere Dinge wichtig. DJ Shadow hat beispielsweise meinen Simpsons-Flip ins Set seiner Welt-Tournee aufgenommen und live aufgelegt. Das sind eher Momente, die ich geil finde. Gold und Platinplatten herumstehen zu haben ist zwar schon cool und man hat etwas zum vorzeigen wenn Leute zu Besuch sind, aber das ist mir wirklich nicht wichtig! Ich bilde mir da echt nichts drauf ein.
rap.de: Weißt du, wie es dazu kam?
Dexter: Nein. Dazu habe ich keinerlei Informationen. Ich denke mal: Internet. Der Track ging halt so ein bisschen rum. Ich muss dazu auch sagen: ich hätte dieses Sample nicht wirklich benutzt. Das war beim Beatfight halt die Vorgabe. Kam halt ganz gut an dann, der Beat. Wir haben den ja auch als Limited Edition auf 7″ herausgebracht.
rap.de: Gab es da keine Probleme mit dem Copyright?
Dexter: Wir haben das ohne Katalognummer einfach so als White Label herausgebracht. Die waren sofort alle weg. Bisher hat das keinen interessiert. Eventuell hat DJ Shadow eine dieser Scheiben in die Hände bekommen. Keine Ahnung. Was auch noch eine Möglichkeit wäre: Er könnte es von J-Roc haben. Der hat in einer BBC Radioshow mit Benji B zwei Songs von der „Jazz-Files“ Platte gespielt. Das hat er auch geil eingeleitet mit „Yo, this is Dexter! He be samplin that Sun-Ra shit!“ Vor zwei Jahren auf dem splash! habe ich den dann im Suff ein wenig angelabert, von wegen „Ich bin Dexter, du hast Songs von mir gespielt, hat mich extrem gefreut!“ Er wusste dann sofort wer ich war: „Oh, you that Dexter dude, huh? I love your stuff„. Er hat mir dann noch erzählt, dass er auf dem Flug zum splash! zwei mal hintereinander die Dexter & Maniac-LP durchgehört habe.