Interview mit Dexter

rap.de: Du wirst auch auf dem kommenden Xatar-Album mit Beats vertreten sein. Wie kam diese ganze Entwicklung, dass sogenannte Straßenrapper mit Jungs wie dir zusammenarbeiten wollen, eigentlich ins Rollen?

Dexter: Ich habe ja damals mehr so aus Spaß diesen Haftbefehl-Remix gemacht. Der Julian Gupta war damals bei Echte Musik involviert und hatte daher die Acapellas. Das war ganz witzig, weil es keinerlei Haftbefehl-Acapellas irgendwo frei zugänglich gab. Ich habe dann diesen Remix gemacht. Irgendwie hat das einfach perfekt gepasst. War auch ein Stück weit Zufall, das sein „H.A.F.T.„-Gesang so perfekt über dieses Soulsample gepasst hat. Das war wohl der Anstoß dafür. Wobei es ja auch so ist, dass Leute wie Xatar definitiv HipHop-technisch und geschmacklich eher in den 90ern zuhause sind. Die fahren ja so oder so auf Biggie und Konsorten ab. Xatar meinte dann zu mir, dass er schlicht und einfach keine Leute kennt, die in diese Richtung produzieren. War also alles ein glücklicher Zufall. Mittlerweile ist das ja ein krasser Trend geworden, dass Leute wieder mehr zu diesem 90er BoomBap Sound tendieren.

rap.de: Freut dich das, als jemand, der diesen Sound schon immer gemacht hat?

Dexter: Ich finde es schon tendenziell cool, weil mir diese Soundästhetik einfach gut gefällt. Allerdings wiederholt sich dadurch auch eine Menge. Es gibt schon auch Leute, die das jetzt eher gewollt als gekonnt machen. Aber diese Entwicklung ist unterm Strich schon cool, dass jetzt Leute wie ich und Fid Mella und Konsorten mit den Xatars und Schwesta Ewas dieser Welt gemeinsam Musik machen.

rap.de: Die Beatnerds aus den Kinderzimmern und die Straßenfraktion, sozusagen die Digger und die Ticker.

Dexter: Sozusagen, ja. Ich muss dazu aber auch sagen, dass ich lieber nach wie vor als eigenständiger Künstler wahrgenommen werden möchte. Nicht so als Auftragsproduzent für andere Rapper. Daher versuche ich da jetzt auch nicht zu überpräsent zu werden und den Leuten auf den Sack zu gehen. Nach diesem Xatar-Ding möchte ich mich schon auch lieber wieder auf meine eigenen Instrumentalsachen konzentrieren. Wenn ich mich allerdings mit jemandem gut verstehe, dann wird es immer wieder Kollaborationen geben. Was ich nicht mag, sind diese Labelanfragen. Wenn ich einfach weiß und merke, die Künstler haben mit meinem Sound an sich nix am Hut und wissen eventuell nicht einmal wirklich, wer ich überhaupt bin und wofür ich stehe. Es gibt schon Sachen, wo ich dann sage: Nein, damit will ich nix zu tun haben, das ist absolut nicht meine Richtung. Wenn die nicht wissen was ich mache, woher ich komme und wofür ich mit meinem Sound stehe, dann arbeite ich auch auf keinen Fall mit denen zusammen. Da gab es auf jeden Fall schon die ein oder andere Anfrage von Rappern, die an dieser Stelle aber unerwähnt bleiben werden…

rap.de: Finanzielle Mittel sind kein Argument, das dich umstimmen könnte?

Dexter: Nein, überhaupt nicht! Ich muss Bock drauf haben. Ich habe einen anderen Hauptberuf, ich brauche das einfach nicht. Wenn ich auf das Musikmachen beschränkt wäre, wäre das bestimmt etwas anderes. Dann würde ich das eher als Dienstleistung begreifen. Aber so… ich arbeite viel und es macht mir Spaß.

rap.de: Darf man fragen, was genau du machst?

Dexter: Klar darf man! Ich bin Kinderarzt in der Kinderklinik.

rap.de: Ein sehr anspruchsvoller Job also. Wie bekommst du das denn unter einen Hut? Schläfst du nie?

Dexter: Ich habe mir tatsächlich angewöhnt, nur fünf Stunden zu schlafen. Es ist einfach so ein Trieb. Ich komme nach Hause und dann mache ich eben Beats. Das kommt praktisch von alleine. Auf Tour gehen und so ist dann natürlich schon komplizierter. Für die Betty Ford Boys-Tour zum Beispiel musste ich mir Urlaub nehmen. Aber eigentlich ist das eine Luxusposition. Solange man das alles so gut auf die Reihe bekommt, ist alles gut. Ich picke mir die Sachen raus, auf die ich Bock habe und lasse den Rest einfach ausfallen. Man muss ja nicht immer auf allen Hochzeiten tanzen.