Der gemeine Rapfan kennt ihn vermutlich eher durch seine Beats für Cro, Casper oder das kommende Xatar-Album. Alle Beatnerds kannten ihn aber auch schon vorher. Dexter, ursprünglich aus Heilbronn, mittlerweile in Stuttgart zuhause, konnte sich in Beat-affinen Kreisen bereits seit längerem einen guten Namen machen. Mit „The Trip“ veröffentlicht er nun sein zweites Soloalbum nach den „Jazz Files“. Auf diesem widmet er sich ganz der Musik und der Stimmung der späten 60er Jahre. Eine mit viel Hingabe und Liebe fürs Detail produzierte, ausschließlich aus Psychedelic-Samples basierende Reise durch ein faszinierendes Soundland. Wir trafen Dexter zu einem ausführlichen Interview und sprache mit ihm über sein Schaffen, seine Anfänge, was er von der Begeisterung deutscher Straßenrapper für BoomBap-Beats hält und wie wichtig ihm seine Gold- und Platinauszeichnungen sind.
rap.de: Du bist vielen durch deine Beats für Casper und Cro ein Begriff. Dein Album „The Trip“ kommt aber komplett ohne Rapper aus. Einfache Frage: Warum?
Dexter: Ich war schon immer Fan von instrumentaler Musik. DJ Shadow, DJ Krush – diese Geschichten. Daher habe ich auch schon immer Sachen produziert, die für sich stehen sollten. Die haben eventuell nicht die selbe Aufmerksamkeit bekommen wie es jetzt mit „The Trip“ der Fall ist, ich habe allerdings durchaus schon das ein oder andere in die Richtung gemacht. Auf der Hihat-Club Reihe zum Beispiel. Da hatte ich die „Jazz Files“ rausgebracht, ein Album nur mit Jazz-Samples. Ich bin einfach ein großer Fan von Alben wie „The Unseen“ von Quasimoto zum Beispiel. Oder „Antidote“ von Lootpack. Das sind Alben. die einfach extrem kurzweilig sind. Man weiß teilweise gar nicht mehr so richtig, wo der eine Track aufhört und der Nächste beginnt. Das sind halt so Durchhör-Dinger. Das finde ich als Albumkonzept viel interessanter, als einfach Tracks aneinander zu reihen. Diese Liebe zu den kleinen Details macht mir persönlich extrem viel Spaß. Wie gesagt, ich mache so Kram schon immer, allerdings existiert eben erst seit MPM wirklich die Möglichkeit, das einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
rap.de: Macht es dir demnach mehr Spaß, Instrumentalmusik zu machen als Beats für Rapper zu produzieren?
Dexter: Auf jeden Fall. Wenn ich Beats mache, versuche ich das oft von vornherein so zu machen, dass es gar keinen Rapper mehr braucht. Wenn jemand den Beat dann trotzdem pickt, hat man oftmals Probleme mit den Frequenzen, die ein wenig miteinander kollidieren können – eben, weil du den Beat schon zu sehr überladen hast, um noch wirklich Platz für einen Rapper zu haben. Ich mag das auch überhaupt nicht, wenn dann jemand kommt und sagt: Mach mal hier so und mach mal da dies und jenes, die Snare is mir zu laut und hier ist dies und dort ist das – das habe ich nicht so gern.
rap.de: Du verändert also nichts an deinen Sachen, auch wenn ein Rapper sie benutzen will?
Dexter: Exakt. Die Leute bekommen von mir auch keine Einzelspuren. Nur bei Casper war das ein wenig anders. Die haben sie bekommen. Das Problem ist: Sobald man Einzelspuren verschickt, kann das Endprodukt ganz anders klingen. Anders komprimiert und so weiter. Bei Casper waren das allerdings nicht so viele Einzelspuren, daher ging das noch. Die haben mir den Song auch zum Gegenhören geschickt und mich gefragt, ob ich damit cool bin. Der Beat klingt genau so, wie er bei mir auch klang, daher war das vollkommen okay in diesem Fall.