rap.de: Ewa, wie ist es mit deinem Album „Dr. Entjungferung“? Ich nehme an, dass es ein eher ernsthaftes Album wird.
Schwesta Ewa: Es sind schon tiefsinnige Sachen drauf. Ich habe ungefähr 10 Jahre im Rotlichmilleu gearbeitet und habe noch genug darüber zu erzählen. Es gibt viele Sachen, die ich bis jetzt noch ausgelassen habe, die ich aber gerne noch loswerden will. Für den Humor ist Ssio zuständig.
rap.de: Also dient Rap wie man so schön sagt als Therapie für dich. Erleichtert es dich wenn du über diese Zeit reden kannst?
Schwesta Ewa: Ja, ich therapiere mich damit selber, auf jeden Fall.
rap.de: Als Frau würde mich interessieren, wie das Feedback ist, das du von anderen Frauen bekommst. Wie reagieren die auf dich?
Schwesta Ewa: Alle Mädels die ich treffe, mögen mich, ich weiß auch nicht. Die, die mich nicht mögen, die halten anscheinend die Fresse, weil sie Schiss haben oder so. Aber die Resonanz sonst ist gut, die Mädels, die mich ansprechen, die feiern meine Mucke. Vielleicht auch, weil es ihnen gefällt, dass endlich mal eine Frau auf die Kacke haut.
rap.de: Du bist ja eigentlich die einzige Rapperin, die es in den letzten Jahren geschafft hat, bekannt zu werden.
Schwesta Ewa: Ja es gibt kaum andere Rapperinnen, das ist sehr schade. Ich würde gerne mit anderen Frauen zusammenarbeiten. Aber es gibt schon Rapperinnen, die jetzt herumzicken, dann lese ich Sachen wie „Schwesta Ewa diese Nutte“. Natürlich sind die sauer, ich hab die Szene rasiert und die machen schon 10 Jahre Musik und es kommt nichts bei raus. Ich häng auch privat lieber mit Männern ab, ich kann diese Zickerei nicht ab.
rap.de: Also, es wird nur unter Rapperinnen gezickt?
Schwesta Ewa: Ja leider, ich denk auch, das ist der Grund, warum die nicht ernst genommen werden. Aber es ist echt schade, ich würde mich gern mit ein paar Frauen zusammentun und gemeinsame Sache machen.
rap.de: Ist von männlicher Seite auch Gegenwind da? Gibt es Rapper, die sagen, lass das mal lieber sein?
Schwesta Ewa: Ich habe bis jetzt nur einen kennengelernt, PA Sports damals. Aber der ist wieder klar gekommen.
Ssio: Wer ist klar gekommen?
Schwesta Ewa: Na, PA. Er hat eingesehen, dass es scheiße von ihm war. Aber sonst gab es so was nicht. Ich bin eigentlich mit jedem Rapper gut, hab Kontakt mit ihnen. Es gibt keine Probleme. Gott sei dank. Die Leute, die Musik machen, sollen alle kommen. Vollgas!
rap.de: Gab es auch Momente, in denen dich der ganze Hate im Internet fertig gemacht hat?
Schwesta Ewa: Nur die ersten drei Tage. Ich saß vor dem Computer und habe die ganze Zeit nur F5 gedrückt. Da habe ich mir gedacht wenn ich nur einbrechen könnte in diesen Knast, ich wollte das Xatar alles löscht. Ich wollte zurück in den Puff. Die ersten zwei Tage waren echt hart für mich. Ich glaube aber, das gehört dazu. Wenn ich diese ganzen Hater nicht hätte, wäre ich wahrscheinlich heute nicht hier. Also die Hater haben mich schon gut gepusht.
rap.de: Worauf führst du es zurück, dass du es so weit geschafft hast? Hast du bessere Ellbogen oder ist deine Musik einfach besser?
Schwesta Ewa: Ich denke, sowas wie mich gab es einfach noch nicht. Alles, was neu ist, ist auch interessant. Eine Ex-Prostituierte, die rappt. Man verbindet Rap ja auch immer mit Realness, Authentizität, das ist bei mir halt keine Frage. Also, es hat sicher mit meiner Geschichte zu tun, zehn Jahre lang Scheiße fressen. Wäre ich jetzt Bäckerin gewesen, wäre es wohl nicht soweit gekommen.