Interview mit Rako

rap.de: Wo bist du denn aufgewachsen?

Rako: In Lankwitz in der Mau-Mau-Siedlung. War eine schöne Gegend. Als in den 60ern und 70ern die ganzen Migranten nach Deutschland kamen zum arbeiten, wurden irgendwelche Wohnblocks aus den Boden gestampft, weil die ganzen Asylbewerberheime voll waren, also mussten Alternativen gefunden werden. Irgendwann in den 70ern ist meine Mutter dort hin gezogen. Es gab viel Kriminalität, viele der Imigranten konnten auch kein Deutsch usw. usf. und in diesem Umfeld bin ich aufgewachsen und zur Schule gegangen… oder eben auch nicht. (lacht) Wir hatten halt nix anderes, außer im Park zu chillen und Nachts Scheiße zu bauen.  

rap.de: Was heißt Scheiße bauen konkret?

Rako: Wir haben viel gemacht. Also die Kioskläden bei uns waren schon gut am Arsch. Die haben mir auch voll leid getan.

Blokkmonsta: So leid, dass du es nicht gemacht hast. (lacht)

Rako: Nee, eher so leid, dass ich mir irgendwann gedacht habe: Scheiße so kann es nicht weiter gehen. Ich muss hier weg…

Blokkmonsta: …sonst macht der Kiosk hier noch zu.

Rako: Es gab immer einen Kiosk vorne an der Straße, der blieb immer unversehrt, weil wir dort unsere Süßigkeiten gekauft haben. (Gelächter). Da war alles cool. Da konnte man auch Blättchen und so kaufen, der war in Ordnung. Wir haben auch Autos geklaut und so, dabei kann ich selber überhaupt nicht Auto fahren. Ich bin einfach nachts mit den Leuten raus, hab mich auf den Rücksitz gechillt und bin mit den Leuten durch die Gegend gefahren. Die Zeit war extrem cool und ich würde auch nichts großartig anders machen. Klar wäre es cool, wenn ich Arzt geworden wäre und damit dick Kohle machen könnte, aber im Endeffekt kann ich sagen, dass ich froh war das alles mitgemacht zu haben. Ich kann sagen, dass ich was erlebt habe. Viele Leute erzählen nur davon, aber mir ist das wirklich widerfahren. Okay, ich bin älter geworden und will auch gar nicht mehr Drogen verticken oder geklaute Sachen beim An- und Verkauf abgeben. Ich reiß ich jetzt viel mehr zusammen.  Ich hab ein paar mal wegen Jugendarrest gesessen und nach dem dritten mal hab ich mir gedacht, dass ich damit aufhören muss. Das kann es nicht sein.  

rap.de: Die Musik also ganz klassisch als Retter in der Not?

Rako: Ja, das kam bei mir eher durchs Graffiti. Meine ältere Schwester ist jetzt Mitte 30 und hat auch immer mit vielen Sprühern gechillt und hat auch selber immer viel gemalt… sie ist jetzt nicht rausgegangen und hat krass Sachen kaputtgemacht oder so, aber hat halt immer schon viel gezeichnet. Dadurch bin ich dann eben mit dem ganzen HipHop-Ding in Verbindung bekommen. Dadurch hab ich dann etwa mit 11 angefangen zu malen und ganz Schöneberg kaputtzumachen. Wir sind damals in der fünften Klasse schon nachts rausgegangen. Das hat sich dann halt durchgezogen bis zur achten Klasse. Das ging dann etwa vier bis fünf Jahre gut, dann kamen aber die ersten Anzeigen und so. Meine Mutter war dann natürlich extrem kopfgefickt irgendwann, da war das für mich auch langsam gegessen das Thema. Dadurch kam ich dann praktisch zu Musik.

rap.de: Hast du denn ein zweites Standbein neben der Musik, oder setzt du alles auf diese eine Karte?

Rako: Nee, im Moment ist für mich eigentlich alles Musik! Ich hab zwar auch mal ne Ausbildung angefangen, aber nie wirklich etwas zuende gebracht.