Rapper aus dem Osten hatten schon immer einen schweren Stand im Deutschrap-Game, doch gibt es auch eine kleine Zahl an Künstlern, die sich erfolgreich im Spiel etabliert haben. Ein gutes Beispiel dafür ist der Leipziger Morlockk Dilemma oder Dissziplin aus Cottbus. Letzterer ist gerade dabei, sein drittes Solo-Album mit dem Titel „Volksmusik“ zu veröffentlichen. Am 09.November steht die Platte im Handel, doch bis es soweit ist, haben wir von rap.de mit dem warscheinlich patriotischsten Rapper Deutschlands über seine neue Platte, den Stand von Rappern aus dem Osten der Republik oder den unhaltbaren Vorwurf einer rechten Gesinnung geredet.
rap.de: Du kommst aus Cottbus, bist dort auch aufgewachsen und besonders für deinen ausgeprägten Lokalpatriotismus bekannt. Jetzt folgte ein Umzug nach Dresden, wie kam es zu der Veränderung und warum? Ist es aus künstlerischer Sicht einfacher sich in Dresden weiterzuentwickeln und Rapmusik zu produzieren, als in Cottbus?
Dissziplin: Ich bin für meine Lehre damals erst nach Leipzig gezogen und habe dort 2 1/2 Jahre lang gewohnt. Als ich die Lehre dann abgeschlossen habe, wurde ich jedoch nicht von meinem damaligen Arbeitgeber übernommen, ich wollte auch nicht länger da bleiben. Und dann bin ich im Anschluss nach Dresden gezogen, weil ich dort einen Job gefunden habe und mich selbstständig machen konnte. Ich wollte auch gerne in eine größere Stadt um mehr Input zu bekommen, auch künstlerisch gesehen. Bei meinem alten Album hatte ich damals auch viel in Dresden zu tun. Mein altes Label war auch in Dresden ansässig und ich kannte viele Leute aus Dresden, deshalb kam für mich erstmal nichts anderes in Frage. Als ich aus Cottbus weg war, wurde mir auch klar, dass ich jetzt was neues brauche und ich wollte auch gar nicht mehr zurück ziehen. Trotzdem bin ich weiterhin fast jede Woche einmal in Cottbus zu Besuch.
rap.de: Dein letztes Album erschien 2009. Hast du dich in der Zwischenzeit bis zum neuen Werk Volksmusik nur auf deine Lehrekonzentriert oder hast du andere Projekte verfolgt?
Dissziplin: Ich hab immer gesagt, dass ich parallel zur Musik noch einen richtigen Job haben will, halt was sicheres. Als mein letztes Album, „Platz an der Sonne„, rauskam, war Rapmusik in einer Krise, besonders Deutschrap und ich wollte erstmal einen sicheren Abschluss haben. Ich bin nicht so drauf, dass ich von Anfang an gesagt habe: „Ich werd jetzt Rapper, scheiß auf alles und schmeiß die Schule„. Mir war die Lehre erstmal wichtig.
rap.de: In was hast du dich ausbilden lassen?
Dissziplin: Ich hab eine Lehre als Mediengestalter abgeschlossen. Ich hab schon früher viele Grafiken für meine Alben selbst designend, wie zum Beispiel bei der Platte „Plattenbauten„. Bei „Platz an der Sonne“ hab ich zum Teil dran mitgearbeitet. Irgendwann hab ich mir gesagt, dass ich das auch richtig lernen will. So kam es zu der Lehre in Leipzig. In Cottbus gab es die Möglichkeit leider nicht.
rap.de: Hast du mit den Rappern aus Leipzig eigentlich auch Kontakt? Zum Beispiel mit Morlockk?
Dissziplin: Ja, ein wenig. Morlockk war auf meinem letzten Album drauf, aber er ist ja dann irgendwann nach Magdeburg gezogen. Mit dem DJ von Morlockk hatte ich auch zu tun. Aber Mukkemäßig hab ich mit Morlockk nicht viel gemacht, weil er zu der Zeit schon in Magdeburg war. Omik-K gibt es noch. Mit ihm plane ich jetzt ein paar kleine Sachen, aber sonst habe ich eher weniger mit Leipzigern zu tun. Ein paar Untergrundkünstler waren ab und zu bei mir. Ich hatte damals in meiner Wohnung eine kleine Abstellkammer, die ich zu einem Studio umgewandelt habe, mit Noppenschirm und einem Mic und da hab ich dann mal ein paar Bekannte was aufnehmen lassen. Aber viel mit der Leipziger Rapszene hatte ich nie zu tun. Ich war damals ja auch viel öfter in Cottbus unterwegs.