Interview mit Veedel Kaztro & Teka über „Frank und die Jungs“

Veedel Kaztro und Produzent Teka haben sich eine Woche im Studio in Berlin eingesperrt und in dieser Zeit ein komplettes Album geschaffen. Das geizt weder mit spannenden Inhalten, noch mit hervorragenden Beats. Wie das möglich war? Erzählen die beiden im Interview:

„Frank und die Jungs“ ist innerhalb von nur einer Woche entstanden. Das Endprodukt klingt aber definitiv nicht nach nur einer Woche. Wie viel vom Grundgerüst stand bereits vorab? Oder ist das ganze Album wirklich von Null an in diesem Zeitraum entstanden?

Teka: Also ein Konzept gab es gar nicht. Nur die Beats waren alle schon gemacht. Ich hatte ihm die alle vorher geschickt und Veedel hat sich sogar schon eine Beat-Tracklist zurecht gelegt. Ich glaube für den Schreib-Vibe war das cool. Ich habe im Nachhinein noch minimal an den Beats herum arrangiert und Details erneuert.

Veedel Kaztro: Textlich stand vorher gar nichts, aber ich hatte ungefähr im Kopf, was ich zu sagen habe. Genau hat sich das natürlich erst vor Ort entschieden, aber ich wusste ja, was bei mir im Leben gerade so Thema ist.

Du hast dieses Jahr bereits ein Album veröffentlicht. Hat sich bei dir schon wieder so viel angestaut?

Das letzte, was rauskam, habe ich ja vor etwa einem Jahr geschrieben. Ich glaube, auch der Unterschied zwischen Köln und Berlin hat eine große Rolle gespielt. Dass man quasi versucht, den Vibe hier aufzunehmen. Hier hatte ich Distanz zu meinem eigentlichen Umfeld. Dadurch konnte ich das von außen betrachten. Also ich glaube, einiges hätte ich zu Hause nicht so schreiben können.

„Frank und die Jungs“ ist dein wohl düsterstes Release bisher…

(Lacht) Vorhin hat einer genau das Gegenteil gesagt.

Echt? Wie siehst du das selber?

Ich finde es auch eher düster. Vor zwei Jahren habe ich das Album „Fenster zur Straße“ gemacht. Da ist die Stimmung relativ ähnlich, nur das Soundbild ist ganz anders. Das stellt auf jeden Fall eine Kontinuität dar.

Stimmt, ich weiß, was du meinst. Ich wollte aber eigentlich nach dem Titel fragen: Den verbreitest du in sozialen Medien ja privat schon seit geraumer Zeit als Meme. Ich verstehe den Kontrast nicht ganz: ein düsteres, introvertiertes Release mit einem lustigen Meme zu betiteln. Du hattest mir als du letztes Mal in Berlin warst, noch erzählt, dass du innerhalb dieser Woche ein komplettes Album aufgenommen hast, das du „Frank und die Jungs“ nennen willst. Ich hatte natürlich ein lustiges, Mixtape-artiges Album voller Kalauer erwartet. Stattdessen ist es ein ernstes, absolut vollwertiges Album geworden, das mit einem Meme betitelt wurde.

Ich muss an dieser Stelle meinen Homie Jaez erwähnen. Ich hoffe, das schreibst du rein: J-A-E-Z. Der hat das auf jeden Fall erfunden. In meinem Freundeskreis wurde das dann zum Running-Gag. Wir können ewig über so eine Floskel palavern. Das ist im Falle des Titels eine Hommage an die Jungs. Dieser Frank ist eine imaginäre Figur und deswegen universell auf jeden anwendbar. Jeder kennt so seinen Frank. Und die Jungs sind halt die nicht näher benannte Gruppe, die man um sich hat.

Besonders durch die erste Hälfte des Albums zieht sich dieser Blues, den es mit sich bringt, viel zu feiern und mit Freunden rumzuhängen. Die Lethargie, die das mit sich bringt, und die einen davon abhält, wichtige Dinge zu erledigen.

Das kann man vielleicht als Hassliebe bezeichnen. Wobei, das passt nicht ganz. Das ist halt eine sehr positive Sache mit sehr unangenehmem Nebeneffekt.

Und dann bist du mal eine Woche weg von den Jungs und schon ist ein Album fertig.

(lacht) Ja, aber so ist halt das Leben. Es steht für mich nicht zu Debatte, mich deswegen von den Jungs zu distanzieren. Klar denkt man manchmal, man verpasst dadurch andere Sachen oder könnte schon viel weiter sein, aber so ist es nunmal und das ist gut so. Die Jungs sind ja auch nicht nur Personen, sondern auch Dinge und Eigenschaften wie die eigene Verpeiltheit.

Teka, das Projekt ist entstanden, weil du Kontakt zu Veedel aufgenommen hast, richtig? Dabei kommst du musikalisch eigentlich aus dem Reggae. Ist „Frank und die Jungs“ das Projekt geworden, das dir vorschwebte?

Teka: Ne! Ich kannte den Veedel-Trettmann Remix von DJ Densen. Den mochte ich sehr gerne, dadurch hatte ich Veedel auf dem Schirm. Als ich ihn anschrieb, um was mit ihm zu machen, habe ich eher daran gedacht, etwas Reggae-mäßiges mit ihm zu machen. Wir haben dann auch ziemlich schnell verabredet, dass er vorbei kommt. Erst habe ich ihm die Sachen vorgespielt, die ich mir vorgestellt hatte, die hatten halt einen starken Reggae-Einfluss. Er fand auch viele cool, aber in der gleichen Session habe ich ihm noch Beats gezeigt, die ich in der letzten Zeit gemacht hatte.

Veedel: Der erste war glaube ich „Schulden“. Ich hab dann direkt gefragt, ob er noch mehr in dieser Richtung hat.

Teka: Genau. Also sind wir in die Richtung gegangen. Es ging ja auch nicht zwingend darum, Reggae mit ihm zu machen, also haben wir mit den Beats gearbeitet, die ihn am meisten inspiriert haben. Hat dann ja auch gut funktioniert. Diese eine Woche losgelöst von allem. Morgens ins Studio, nachts raus und zwei bis drei Songs pro Tag fertiggestellt. Das war schon besonders. Wenn man einen Künstler aus einer anderen Stadt da hat, dann ist das komprimiert und man will effektiv arbeiten.

Veedel: Wir wussten ja, dass unsere Zeit limitiert war und wollten natürlich etwas vorzuweisen haben. Aber dass es ein ganzes Album wurde, hat uns überrascht.

Sehr ihr denn in der Herangehensweise, die ihr gewählt habt, ein gewisses Potential für die Zukunft? War das eine Momentaufnahme, oder kann dieser Prozess sich vielleicht etablieren?

Da haben wir auch schon überlegt und nach Terminen geschaut, um einen Nachfolger zu machen. Da müssen wir aber dann natürlich das erste toppen und das kann man nicht erzwingen. Wir wollen nicht auf Teufel komm raus versuchen, denselben Vibe noch mal zu erschaffen. Jetzt hat es halt gut funktioniert und wenn beim nächsten Mal nach einer Woche nur drei Songs entstehen, dann treffen wir uns halt noch mal. Wir haben ja keine Verpflichtung, das wieder so zu machen. Aber wir sind uns auf jeden Fall einig, dass es geil funktioniert hat.

Teka: Um das wieder ähnlich machen zu können, müssen natürlich erstmal wieder Beats da sein, die ihm gefallen. Da müssen wir uns überlegen, ob wir so lange warten wollen, weil die entstehen ja nicht so schnell. Einen Termin haben wir schon im Auge, aber es wäre vielleicht ein Fehler, da mit demselben Anspruch ranzugehen. Wenn man Bock drauf hat und frei ist, dann kann man glaube ich kaum Scheiße machen.

Dann wünsche ich euch viel Erfolg bei der nächsten Session.

Veedel Kaztro – Schulden (prod. TEKA) [Video]

Schulden zu bezahlen

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