rap.de: Du hast ja dein Album komplett selbst produziert. Hast du viele analoge Geräte benutzt oder nur digital produziert?
Roger: Ich hab alles digital zuhause produziert, an meinem iMac. (lacht) Und ich nehme dann alles in meinem Kleiderschrank auf, der mir letztendlich als Aufnahmekabine dient.
rap.de: Echt jetzt?
Roger: Ich könnte das auch im Studio aufnehmen, aber mir geht es um das schnelle Arbeiten. Ich mach den Beat, schreibe und nehme das am gleichen Tag noch auf. Blumentopf hat zum Beispiel ein Studio, da könnte ich auch Sachen aufnehmen. Aber da müsste ich viel hin und her rennen. Ich nehme auch gern alleine auf. Ich finde, Rap lebt von was anderem als nur durch gute Equipment/Technik-Qualität. Also das, was ich mache. Wenn Timbaland was macht, dann muss das in jedem Club der Welt gut klingen und auch bei deiner Mutter im Autoradio – aber das ist für mich kein Kriterium.
rap.de: Das heißt, die Herangehensweise unterscheidet sich stark von der des Blumentopf-Albums?
Roger: Ja, natürlich. Manche Sachen gehen schneller, manche langsamer, weil sich die Leute nicht die Bälle zuspielen können. Man muss zum Beispiel viermal so viel schreiben, alleine. Man muss sich aber auch viermal so wenig abstimmen, keine Überzeugungsarbeit leisten. Wie wenn man mit fünf Freunden essen geht und die einen wollen Pizza und die anderen sagen, sie hatten gestern schon Pizza gehabt. So ist das mit der Band auch. Oft sagen dann natürlich alle – okay, wir gehen Spareribs essen, das hatten wir schon lang nicht mehr. Aber es gibt auch Tage, an denen du voll Bock auf Pizza hast und dir es dann egal ist, dass zwei keine wollen. Dann sollen die Nudeln essen. Alleine schiebst du dir dann halt einfach die Pizza rein.
rap.de: Gehst du lieber allein Pizza essen oder zu fünft Spareribs?
Roger: Ich geh eigentlich nie allein essen, muss ich sagen, daher ist der Vergleich komisch. Ich mag das Band-Ding, aber auch allein. Es gibt bei beiden sehr viele Vorteile, aber auch Dinge, die kompliziert sind. Wenn wir mit der Band Interviews machen, können wir uns zum Beispiel aufteilen. Alleine muss man selbst überall hin.
rap.de: Vom Sound her ist dein Album eher ein klassisches Rap-Album. Blumentopf wurde ja des Öfteren vorgeworfen, dass…
Roger: …wir uns weiterentwickelt haben! (lacht) Als Band hat man das Problem, dass alle wollen, dass man so bleibt wie immer. Und wenn du so bleibst, sagen alle „Da kommt nix Neues mehr“. Jemand will dich immer in einer bestimmten Rolle sehen und wenn du diese nicht erfüllst, dann ist das komisch für denjenigen. Ich wollte schon ein total dirty-straight HipHop-Album machen. Jetzt nicht, weil ich mich als toller, ja, back-to-the-roots- oder Verfechter dieser Kultur sehe, sondern weil ich einfach voll Bock auf den Soundhatte. Das hat jetzt keine politischen Gründe – ich will einfach so ein Album hören.
rap.de: Also bist du ins Schlafzimmer gegangen und hast es aufgenommen.
Roger: Stellt euch das romantischste, tollste, abgefahrenste Bild vor… aber es ist relativ – es ist nur ein einfacher scheiß Ikea-Kleiderschrank, den mir ein Kumpel geschenkt hat und da hab ich bestimmte Klamotten reingehängt, die einen warmen Hall geben. Das war gar nicht meine Idee, das so zu machen, das hat mir ein Kumpel empfohlen. Als Schalldämmung kann ich das jedem empfehlen – beide Kleiderschranktüren auf, oben noch eine Decke drüber und man hat kaum einen Hall. Es ist nicht so, dass das jetzt so eine Alternativ-Bio-Idee von mir war… das hat einfach geklappt, kann man wirklich so machen. Mein Raum, in dem ich eigentlich aufnehme, hat so einen kalten, elektronischen Hall, wenn du sprichst. Das klingt ganz komisch und das wollte ich gern nicht haben auf der Platte.
rap.de: Sehr bodenständig, wenn man bedenkt, dass du eigentlich ein Rap-Star oder sogar Popstar bist.
Roger: Keine Ahnung, beim Musik machen muss ich mich halt wohlfühlen und da bringts mir nichts, wenn mir fünf auf die Schulter klopfen, während ich aufnehme und ich dann sag „Lass mich in Ruhe“. Es ging mit gar nicht ums Kosten sparen, oder so. Es ging mir einfach nur um „Wie kann ich am direktesten was machen?“.