Beinahe jedem Rapper wird zur einfachen Einordnung schnell ein oberflächlicher Stempel aufgedrückt. Du bist spätestens seit Tracks wie „Anti Turista“ oder „Auge des Gesetzes“ der Rebell, wirst in Kommentarspalten als Polit-Rapper ebenso gefeiert, wie angefeindet. Stört dich die Einordnung als politischer Protagonist?
Ich weiß, dass es gut ist, dass ich nicht aalglatt bin und auch nicht vollständig in eine Schublade passe. Der Umstand, dass ich anecke, ist allein insofern ein Mehrwert, dass dadurch Gespräche entstehen. Ich wehre mich auch nicht gegen die Betitelung als politischer Rapper, schließlich behandle ich politische Themen. Aber das ist nur eine von mehreren Säulen meiner Musik und wäre als ganzer Stempel zu einfach. Was mich von herkömmlichen Polit-Rappern trennt, ist, dass die eben immer nur auf politische Standpunkte hinaus wollen und ich mich da nicht so festlege.
Du übst auch Kritik an Musik-Journalisten und den deutschen Rap-Medien. Was hast du konkret zu bemängeln?
In einem Track, der bald anderweitig erscheinen wird, beginnt mein Part mit „Gutbetuchte, zugezogene Hipster mit langen Bärten sitzen in den Redaktionen und woll‘n Straßenrap bewerten“. In den Institutionen, die zu einem gewissen Grad entscheiden, worüber geredet wird, sitzen teilweise Menschen, die die Kunstform an sich meiner Meinung nach nicht so verstehen, wie sie gemeint ist. Haftbefehl-Konzerte bestehen heutzutage zu einem großen Teil aus Leuten, die die Mucke und ihre Aussagen deshalb feiern, weil sie sie amüsant finden und das sind zum Teil genau die Leute, die auch auf die Ausrichtung der Medien Einfluss nehmen.
Um nochmal die Brücke zu den 100 Bars zu schlagen: du betonst, dass du „von deinem Album sprichst, als wenn du von dir selbst“ sprächest. Wäre eine schlechte Review demzufolge auch gleichbedeutend mit einer persönlichen Beleidigung?
Ich identifiziere mich tatsächlich so sehr mit meiner Musik, dass ich meine Texte so schreibe, wie andere ein Tagebuch und dass es somit für mich auch mehr als nur ein einfaches Produkt ist. Trotzdem kann mich ja nur das beleidigen, was mich trifft. Reviews sind für mich im Allgemeinen nicht viel mehr wert als YouTube-Kommentare: Das sind nur Meinungen von für mich fremden Leuten, also irgendwelche subjektiven Urteile über meine Musik. Darum habe ich ja nicht gebeten. Im schlimmsten Fall haben sie dann medial auch noch eine Reichweite, die andere Menschen negativ beeinflusst. Natürlich kann jeder eine Review über mein Album schreiben, aber ich werde halt niemals jemanden darum bitten.
PTK geht an sein Handy: Sein Backup Tayler ist dran. Er wartet bereits bei der Bühne am Oranienplatz und meint, dass es langsam Zeit wird, sich in Richtung der Bühne zu begeben und sich für den Auftritt fertig zu machen. Wir scheinen uns ein bisschen in der Zeit verschätzt zu haben und müssen uns jetzt ganz schön sputen, damit wir noch rechtzeitig vom Kaffee zum Konzert auf den O-Platz kommen. Also schnell den letzten Schluck Cay runterstürzen und anziehen.
Vor etwa zwei Wochen ging der erste Videoblog zum Album auf eurem Kanal online. Ist diese Form der Promo, eine einfache Sequenz, in der du dich unverblümt und offensiv der inhaltlichen Diskussion stellst, auch als Trotzreaktion auf die Unboxing-Videos und den Promo-Beef anderer Vertreter im Game zu verstehen?
Die Videoblogs sind gar nicht unbedingt Teil eines abgekarteten Promo-Plans, aber klar, ich wollte direkt auf entstandene Fragen und Side-Infos eingehen, die sich rund um die bisherigen Auskopplungen ergeben hatten, will den Fokus ja sowieso auf die Inhalte richten und ohne Schminke mit den Supportern kommunizieren. Zum Glück habe ich ja was zu erzählen. Außerdem ist das ja auch ein bisschen Geben und Nehmen: ich will die Leute, die meine Projekte aktiv verfolgen ja mit Informationen füttern, das ist das Mindeste und steht denen ja auch zu!
(Während wir aus dem Kaffee aufbrechen, beantwortet PTK die letzte Frage:)
Apropos Kontakt zu den Fans: Was geht mit PTK im Laufe des Jahres? Wirst du eine Tour zum Album spielen?
Ja, eine Tour ist für September und Oktober geplant! Das wird spannend, weil es auch meine erste Tour sein wird, die ich alleine mache. Ansonsten werden wir auf dem Helene Beach Festival auftreten. Und vielleicht kommen im Laufe des Jahres ja noch ein paar Features zu Stande.
Wir sind wieder unter freiem Himmel und stehen schlagartig mitten im volksfestartigen Getümmel. Obwohl der Weg bis zum Oranienplatz normalerweise ein Katzensprung ist, erscheint die Strecke wie eine schwer zu überwindende Hürde. Ich kann mich ab jetzt zurück lehnen, das Interview ist schließlich im Kasten … Für PTK wiederum beginnt der Arbeitstag erst richtig, muss er doch gleich auf die Bühne und ein bisschen Stimmung machen, bevor sich die Demo gegen 19 Uhr in Bewegung setzt.
Wir treffen Tayler am Aufgang zur Stage, doch noch alles geschafft. Keine fünf Minuten vor Ort geht‘s dann aber auch wirklich schon hoch auf die Bretter …