Alles verläuft zyklisch, meinen manche. Wenn das stimmt, dann ist es jetzt anscheinend mal wieder an der Zeit, dass Rap in Deutschland sich einer steifen Brise gesellschaftlichen Gegenwinds ausgesetzt sieht.
Kürzlich hatte die Diskussion um Bushidos Bambi für Integration ein erhebliches Maß an Doppelmoral und Schwarz-Weiß-Denken zutage gefördert. Die ganze Angelegenheit gipfelte schließlich in einer ZDF-Sendung, die von vielen Zuschauern eher als Tribunal denn als Talkrunde empfunden wurde.
Und kaum hat sich der aufgewirbelte Staub etwas verzogen, geht es bereits in die nächste Runde. Die Bielefelder Autonome Antifa fordert, gemeinsam mit dem Allgemeinen Studentenausschuss (AStA) der Uni Bielefeld sowie der FH, dem Feministischen Referat und der AntiKnast Gruppe, den Veranstalter des am 16. Dezember in Bielefeld geplanten Kollegah-Konzerts auf, dieses abzusagen. Die Begründung der linken Gruppen: Kollegahs sexistische Texte.
Der Veranstalter lehnt das Ansinnen jedoch ab. "Kollegah polarisiert, überschreitet Grenzen, bricht Tabus durch Provokation. Aber das ist die Lebenswirklichkeit der Jugendlichen, die hierher kommen", zitiert die Neue Westfälische Zeitung Cayan Cankatli. Und: "Wir stellen uns nicht als Richter auf."
Kollegahs Kritiker reagieren erwartungsgemäß wenig erfreut: "Enttäuschend mussten wir feststellen, dass das Kulturkombinat des JZ Kamp anscheinend doch keine Probleme damit hat, Rappern wie Kollegah eine Bühne für ihre mehr als fragwürdigen und verachtenden Inhalte zu geben", beklagen sie in einem offenen Brief. Gleichzeitig sind sie sich durchaus klar, dass ihre Aktion letztendlich Promo für Kollegah ist. "Uns ist bewusst, dass die öffentliche Entrüstung über die Texte verschiedener Rapper Teil ihrer Marketingstrategie ist." Tja.
Eine rechtliche Grundlage für ein Verbot zu finden, dürfte ohnehin schwierig werden, denn, wie Veranstalter Cankatli betont, die Texte von Kollegah stehen nicht auf dem Index und verstoßen auch nicht gegen Gesetze. Wäre ja auch noch schöner.