So hat der ägyptische Rapper Deeb beispielsweise plötzlich die Möglichkeit, sich auf Bühnen zu präsentieren, die für ihn vorher unerreichbar erschienen. Er gibt Interview bei der BBC und war zu Gast bei der Frankfurter Buchmesse, die Mitte Oktober stattfand. Dort gab er dem Sonntagsblatt Bayern (!) ein Interview, in dem er über sich, seine Musik und sein persönliches Leben nach und vor dem Sturz Mubaraks sprach.
Dabei erklärte er, dass er unter dem Regime des inzwischen gestürzten Mubaraks, seine Texte noch zensieren musste. Seinerzeit habe er immer von den "großen Männern" gerappt, wenn er die Regierung gemeint habe. Er sehe sich nicht als politischen Rapper, aber: "Ich rappe über das, worüber die Menschen auf der Straße sprechen. Und wenn sie über Politik reden, dann rappe ich eben über Politik."
Der arabische Frühling habe Rap Auftrieb gegeben, erklärte er weiter, immer mehr Radiosender spielten Rapsongs. Seinen Job als Finanzberater will Deeb bald aufgeben, um sich ganz der Musik widmen zu können.
Bei aller Freude über die neugewonnene Freiheit betont Deeb aber auch: "Die Revolution ist noch nicht vorbei!" In einem neuen Song, der auf deutsch etwa "Steh auf, Ägypten" heißt, fordert er die Ägypter auf, weiter zu demonstrieren. Obwohl auch die neuen Machthaber viele Netzaktivisten und Revolutionäre ins Gefängnis gesteckt hätten, glaubt Deeb aber nicht an eine Rückkher zu alten Verhältnissen. "Ich habe heute keine Angst, öffentlich zu sagen, was ich denke. Wenn ich festgenommen werden sollte, würde ich twittern: Leute, ich bin im Gefängnis. Dann würden meine Freunde protestieren, so lange, bis ich wieder frei komme."
Von Deebs Musik könnt ihr euch hier einen Eindruck verschaffen: