Natürlich, Rapmusik und HipHop, dat sind schon feine Sachen. Aber diese selbst als Thema für Raptexte zu nehmen, ist schlichtweg fruchtlos und nichtssagend. Doch gerade darum geht in grob geschätzt 80 Prozent von Lazens Album. Auf “Up Next“ erfahren wir hauptsächlich, dass der gebürtige Ostwestfale schon immer “Nummer Eins in dem Biz“ sein wollte und dass er seine traditionelle HipHopper-Uniform trotz wechselnder Modetrends nicht abgelegt hat. Und natürlich findet er die “neuen Mcees“ wack. Nach dem doch recht amüsanten Battletrack “Turn it up“ (“Pump dies, wenn du Kollegah in der Uni siehst“) dürfen wir Lace dann auf “Lace“ dabei zuhören, wie schwer man es so in der Szene hat. Uff.
Dabei hätte er es doch bei dem Song “Rush“ belassen können. Dort berichtet er ausführlich von seinem Berufsalltag als Rapper: Studio, Terminstress, Konzerte, FastFood. Musikalisch wird der stressige Hustle unglaublich passend umgesetzt: Hektische Percussions, dazu rattert ein hibbeliger Flow – ja, das Thema hätte man wohl besser nicht umsetzen können. Aber: wieso zur Hölle rappt man überhaupt über so ein Thema? Hobbys und Berufe sind einfach trostlose Themen, aus diesem Grund rappte Flipstar auch bislang nicht über neurochirurgische Techniken und Bushido weder über Immobilienverkauf noch seine World of Warcraft-Erfolge. Laas aber reicht es noch nichtmal, seine Szene-Anekdoten auf einem Track zu komprimieren, vielmehr füllt er fast das gesamte Album damit.
Interessant und greifbar wird der selbsternannte Thronfolger von Savas zumindest in Ansätzen bei “Letter to the City“, das durch den hämmernden Beat und eingängige Hook überzeugt. So klingen Live-Bretter. Auch der Liebessong “Beautiful“ kann mit einem wunderschönen, Piano-Instrumental und fast schon souligem Moe Mitchell-Gesang aufwarten. Textlich passiert leider nicht mehr, als dass der Satz “Ich brauch nichts außer dir“ auf zwei Strophen breit getreten wird. Vielleicht gibt es auch eine dritte Strophe, in der Mitte der zweiten konnte ich aber leider nicht mehr an mich halten und bin kurz eingenickt.
Aufgeweckt wurde ich durch das Fler-Feature „Star Wars“. Das mit seinen heulenden E-Gitarren-Samples und den entspannten, aber doch druckvollen Drums zu den atmosphärischeren Stücken gehört. Und für die Zeile “Tony Wer? Ich hab Scarface bis heute nicht ganz gesehen“ reiche ich Laas sogar die Hand für die coolste Absage an mediengesteuerte Möchtergern-Gz vom Dorf. Dieser gut gemeinte Handshake müsste wohl aber etwas verzögert stattfinden, weil ich für die groteske Überzeichnung und Hochstilisierung verschiedener Musikgeschmäcker zum “Krieg der Sterne“ meine Hand reflexartig wieder zurückziehen würde.
Vielleicht nimmt Laas sein offensichtliches Herzthema HipHop-itself einfach ein wenig zu ernst. Nicht, dass man Rapmusik nicht aus vollem Herzen lieben soll, natürlich soll man das. Nur eben auf eine andere Art. Heutzutage sind offene Beziehungen gang und gäbe. Eine Klammerbeziehung, wie sie sich auf “Blackbook“ darstellt, befruchtet weder HipHop-Musik als solche noch macht sie den Interpreten Laas Unltd. interessant, Kurzum: Sie tut keinem der beiden Partner gut.
Ach ja, eine Frage noch: Was genau will Laas eigentlich damit bezwecken, jedem Song auf dem Album einen englischen Titel zu geben?