Troy Davis hingerichtet

Alle Proteste haben nichts genützt: Troy Davis, der wegen Polizistenmord verurteilt war, wurde gestern abend im US-Bundesstaat Georgia mit einer Giftspritze hingerichtet. Davis saß 20 lang in der Todeszelle und hatte stets seine Unschuld betont. Doch selbst Gnadengesuche von Ex-US-Präsident Jimmy Carter, dem Ex-FBI-Chef William Sessions und Papst Benedikt (der gerade Berlin unsicher macht) konnten die Hinrichtung nicht stoppen.

Dabei gab es eigentlich berechtigte Zweifel an Davis' Schuld. Im August 1989 soll er einen Polizeibeamten umgebracht haben, so die Anklage. Der Polizist Mark MacPhail wurde mit einem Schuss ins Herz getötet, als er einen Streit zu schlichten versuchte. Zahlreiche Zeugen, die Davis zunächst belastet hatten, widerriefen jedoch ihre Aussage, andere Zeugen wiederum gaben an, ein anderer Mann habe sich zu der Tat bekannt. Klare Beweise für Davis' Schuld gab es nicht, weder wurden am Tatort DNA-spuren gefunden noch Fingerabdrücke. Dennoch verurteilte ihn Geschworenengericht 1991 zum Tode.

Die amerikanische HipHop-Szene nahm großen Anteil an Davis' Schicksal – schließlich ist man sehr sensibel, wenn es um vermeintliche oder tatsächliche Rassendiskrimierung geht. Big Boi von OutKast etwa betonte noch kurz Davis' Hinrichtung gegenüber dem Atlanta Journal, er könne nicht beurteilen, ob der Mann schuldig oder unschuldig sei, es gäbe aber zuviele Zweifel an Davis' Schuld, als dass man ihn hinrichten könne."I’m not here to say who is innocent or who is guilty, but if you’re going to execute a man you need to make sure he is 100 percent guilty. There is too much doubt."

Auch Chuck D. von Public Enemy, Busta Rhymes, Russel Simmons und Ice-T, der dereinst mit seiner Band Body Count einen handfesten Skandal durch den Song "Copkiller" ausgelöst hatte, äußerten ihren Unmut über die Vollstreckung der Todesstrafe an Davis. Simmons etwa forderte, man solle Exekutionen live im Fernsehen zeigen, damit jeder den Barbarismus sehen könne, der da stattfinde. "I think executions should be broadcast live on television. Let us see the barbarianism we've sanctioned." rap.de sagt dazu nur: Word.

Nur eine zeigte sich von Davis' Schuld unbeirrbar überzeugt: Die Witwe des erschossenen Polizisten. Davis habe genug Zeit gehabt, seine Unschuld zu beweisen, erklärte sie – offenbar ist ihr der Rechtsgrundsatz der Unschuldsvermutung, nach dem einem Angeklagten seine Schuld zweifelsfrei nachgewiesen werden muss, und nicht umgekehrt, leider nicht bekannt.