Am vergangenen Samstag war in Manhattan, New York zum Protest aufgerufen worden, von wem und wogegen genau, war allerdings nicht so genau auszumachen. Die Webseite occupywallstreet.com verkündete lediglich, der Protest gehe von 99% der Bevölkerung aus, die die Gier und die Korruption des übrigen einen Prozentes nicht länger hinnehmen wollten. Klingt nach einem sehr übersichtlichen Gut-Böse-Schema, aber egal. Ziel des Protestes war es eigentlich, die Wall Street, Symbol und Herzstück des amerikanischen Finanzsystems, zu besetzen und dort Zeltlager zu errichten, was wiederum an die Sozialproteste in Israel erinnert, an denen vor einigen Wochen hunderttausende in dem Nahost-Staat teilgenommen hatten.
Die Veranstalter hatten mit 20.000 Teilnehmern gerechnet, dazu kam es indes nicht. Einige hundert Protestierende, darunter viele mit Anonymous-Masken getarnt, wurden von Sicherheitskräften daran gehindert, die legendäre Straße zu betreten. Ebenfalls mit dabei: Besagter Lupe Fiasco, der seit seiner harschen Kritik an Obama anscheinend eine sehr gute Reputation in kapitalismuskritischen Kreisen genießt.
Auf seinem Twitter-Account retweetete Lupe Fiasco fleißig die Statusmeldungen der #occupywallstreet-Bewegung, darunter durchaus auch gewitztes wie "Die Polizei fragt uns, wer unser Anführer sei, wir sagen ihnen, wir haben keinen. Das haben sie nicht verstanden", aber auch etwas seltsame Aufforderungen wie "Kein Alkohol und keine Drogen erlaubt – darum geht es nicht". Ein neuer Puritanismus als Grundlage der Revolution? Wollen wir es mal nicht hoffen.