Snoop Dogg – Doggumentary

Snoop Dogg die Elfte. Als einer der wenigen Superstars der 90er Jahre hat es Snoop geschafft, seinen Status bis zum heutigen Tag immer weiter auszubauen und dabei mal mehr, mal weniger relevante Alben zu veröffentlichen. Dabei hat der Doggfather früh erkannt, daß es nicht nur der Besinnung auf bewährte Stärken bedarf, um sich im schnellebigen Musik-Geschäft über einen längeren Zeitraum zu behaupten. Nein, es müssen schon die ganz großen Namen, Hits und Trends sein, um Zielgruppen jenseits der immer weniger zahlungswilligen Hardcore-HipHop-Gemeinde zu erschließen.So wird auch auf seinem neuesten Werk „Doggumentary“ geklotzt was das Zeug hält. Immer  getreu dem Motto: „Winnin‘ ain’t everything, winnin‘ is the only thing when you livin ‚ life in the game.“ (aus „It’s D Only Thang„)

Das schlägt sich erstmal nieder im ganz harten Großraum-Dissen-Sound mit Songs wie „Boom“ feat. T-Pain und Scott Storch Beat, „Platinum“, auf dem man von einem textlich äußerst ignoranten R.Kelly geärgert wird und „Wet“, welcher komplett Auto-getuned daherkommt und speziell für den „Playa“ Prinz William geschrieben wurde, auf dessen Hochzeit Snoop am 29.04. performen soll.

“When I heard the royal family wanted to have me perform in celebration of Prince William’s marriage, I knew I had to give them a little something. ’Wet’ is the perfect anthem for Prince William or any playa to get the club smokin’.“

Andererseits kommt der knarzige, verkiffte Gute-Laune-Funk, für den man D-O-Double-G liebt, nicht zu kurz. Als da wären „Toyz N Da Hood“ mit Funk-Legende Bootsy Collins, „We Rest N Cali“ mit Eastsida Goldie Loc und nochmal Bootsy, „This Weed Iz Mine“ mit dem omnipräsenten Wiz Khalifa, „Peer Pressure“ mit einer „leicht“ nervigen Traci Nelson-Hook, oder „Take U Home“ mit den unverwüstlichen Too $hort & Daz und einer gar nicht nervigen Kokane-Hook.

Dazwischen finden sich neben den Hi-Fi-Referenzen „My Fucn House“ (feat. Jeezy, E-40 & einem wilden Rick Rock an den Reglern) und „Raised In Da Hood“ (incl. Volume 10 Vocal-Sample aus seinem Klassiker „Pistolgrip Pump“), sowie den fetten „Real HipHop“ Stücken „The Way Life Used To Be“ und „Gangbang Rookie“ allerdings auch einige Songs, die nicht ins übliche Snoop-Schema passen und durchaus überraschen.

So ist die Gorillaz-Kollabo „Sumthing Like This Night“ angenehm zurückhaltend ausgefallen und Snoop weiß mit einem dezenten, äußerst entspannten Double-Time-Flow zu überzeugen.
Auch die von sicherlich einigen Über-Hörnern begleitete Session mit Country-Urgestein Willie Nelson, „Superman“,  erweist sich durch den minimalistischen Einsatz von Gitarre und Mundharmonika als extrem gechillte Angelegenheit.
Die anschließende Kanye West & Mike Dean Co-Produktion „Eyez Closed“ (feat. Kanye himself & John Legend) zeigt umso mehr, daß es nicht immer der großen Töne bedarf, um große Musik abzuliefern. Zusammen mit der ersten Single „I Don’t Need No Bitch“ mit dem schönen Devin The Dude und einer eher unschönen Kobe-Autotune-Hook, dem sehr souligen „My Own Way“ (von und mit einem singenden Mr.Porter), sowie dem bereits erwähnten „Take U Home“, ist „Eyez Closed“ sicherlich einer der Höhepunkte des Albums.
Kanye
und South-Legende Mike Dean geben ein tolles Team ab und sind im Moment unbestritten in Top-Form. Nicht zuletzt dank des geschickten Einsatzes von Samples, unaufdringlichen Drums und E-Gitarren, bekommt der Track einen ganz speziellen Flair, den man durchaus als innovativ bezeichnen kann.
Zwar hat man teilweise das Gefühl, dass es Snoop  mit seiner Offenheit für  verschiedene Musikstile etwas übertreibt, den Vorwurf, künstlerisch auf der Stelle zu treten, kann man ihm jedoch kaum machen. Was allerdings nicht unbedingt auf seinen Vortrag zutrifft. Aber schließlich ist Snoop nun wirklich der letzte, von dem man Neuerungen in Sachen Text und Flow erwarten würde.

Somit ist „Doggumentary“ mit seinen 21 Songs ein vielleicht etwas überladenes Album, das es offensichtlich darauf anlegt, alle Geschmäcker zu bedienen, das aber nichtsdestotrotz zahlreiche Perlen bereit hält und Snoops Status als „International Playa“ weiter zementiert.