Chakuza – Monster In Mir

Chakuza braucht man ja eigentlich nicht mehr großartig vorstellen. Der Künstler, der damals von Bushido aus Österreich nach Berlin und zu Ersguterjunge geholt wurde. Der Künstler dessen Soloalben "City Cobra“ und "Unter der Sonne“ neben Bushidos Werken die einzigen größeren Charterfolge aus dem Hause Ersguterjunge waren. Ein Künstler, der bekannt ist für bombastische Beatproduktionen zusammen mit DJ Stickle als Beatlefield, aber auch für ehrlichen, kompromisslos persönlichen Rap und seine markante Stimme.
Mit "Monster In Mir“ kommt nun das dritte Soloalbum des Linzers heraus und soll, zumindest laut eigenen Aussagen, ein Abschluss sein. Ein Abschluss des alten, asozialen Chakuza Styles.

Und dieser wird hier auf jeden Fall noch einmal to the fullest zelebriert. Gewohnt wütend, unzufrieden und ja, eben asozial auf der einen Seite, sehr ehrlich und persönlich auf der anderen Seite, kommt Chakuza daher.
Dabei ist er, anders als viele seiner Kollegen, immer sehr unabgehoben und bodenständig, macht sich selbst angreifbar und dadurch aber auch für den Hörer sehr greifbar und sympathisch. Man fühlt das, was Chakuza erzählt und kann sich selber darin wieder finden oder daran reiben.

Was man hier fühlt ist vor allem eines: düster. Das klingt alles sehr stark nach Frust. Nach großem Frust. Man merkt, der Künstler trug davon sehr viel in sich und hat in den Texten ein Ventil gefunden um eben diesen Frust, das sprichwörtliche Monster in sich, herauszulassen.
Unzufriedenheit wird hier laut und deutlich ausgedrückt. Unzufriedenheit mit dem Leben, der Szene, den neuen Medien und eigentlich allem.
Anders als bei früheren Alben fällt diesmal die "Kopf hoch“-Komponente scheinbar komplett weg. Da ist nichts mehr, was hoffen lässt auf bessere Zeiten und nichts Positives wird mehr beschrieben. Alles ist behindert und scheiße. Alles kotzt an. Das einzige was Chakuza am Leben zu halten scheint, ist der Alkohol und die Liebe zu seiner Frau.

Dieser Frust wird hier mit so einer Dringlichkeit und mit so vielen Bildern kommuniziert, dass man ihn einfach mitfühlt. Ein Talent von Chakuza, das diesen Umstand begünstigt, ist auf jeden Fall seine offensichtlich starke lyrische Ader, durch die er auch simple Gegebenheiten in eindrucksvolle Bilder verpacken kann. Da heißt es dann eben nicht: "Kuck mich mal an, ich bin voll gefrustet“ in circa 100 Variationen, sondern zum Beispiel: "Meine Zehen sind eingefroren/ mir steht der Schnee hoch bis zum Knie./ Du bist schlaflos in Seattle ich bin leblos in Berlin“. ("Emails für dich“)
Da ist dann auch mal vom Kampf gegen Monster und ähnlichen Ungeheuern die Rede und ich stelle mir dann unweigerlich den Helden Chakuza vor, wie er in seiner strahlend, weißen Rüstung, auf einem Drachen reitend, mürrisch fluchend gegen die Dunkelheit ankämpft. Leichtbekleidete Frau zu seinen Füßen inklusive.

Einzig wenn er dann wieder einen Vergleich mit Nahrungsmitteln anführt ist dieses Bild leicht gestört. Ich weiß nicht ob das nur mir auffällt, aber Chakuza´s frühere Anstellung als Koch scheint einen großen Einfluss auf sein Vokabular zu haben. So werden Gegner gerne mit Backfischen, Würsten auf dem Grill und anderen Fressalien verglichen. Wenn man ganz ehrlich ist, macht aber gerade diese Störung der Bilder, diese Unperfektheit, die Texte nochmal wieder ein Stück sympathischer.

Zur musikalischen Untermalung muss man wohl nicht viele Worte verlieren. Die Beats sind zum Großteil wieder von Beatlefield produziert und kommen wie immer mit viel Liebe zum Detail, sehr bombastisch und düster daher. Alle anderen Beats, vor allem die von RAF Camora, stehen diesen in nichts nach. Meist hört man treibende Orchesterinstrumente, gepaart mit Synthies, die allesamt die gefrustete Stimmung sehr gut untermalen. Als Featuregäste sind Bizzy Montana, Nazar, RAF Camora und Sera Finale zu hören und, man höre und staune, neben einigen mir unbekannten Sängern, gibt auch Dj Stickle eine Gesangseinlage zum Besten – und das gar nicht mal schlecht. Auch bei allen anderen Featuregästen ist kein Ausfall zu vermelden und sie harmonieren alle sehr gut mit dem Protagonisten.
 
"Monster in mir“ ist auf jeden Fall ein Album, das nach öfterem Hören immer besser wird. Man merkt, dass es in einer Zeit entstanden ist, in der den Künstler in Berlin einfach alles angekotzt hat. Durch diesen unendlichen Frust schwingt aber auch der starke Wunsch und die Hoffnung auf einen Neuanfang mit und man weiß ja, dass Chakuza diesen Neuanfang, durch seine Rückkehr nach Linz, dann letztlich auch getätigt hat.

Da dies ja auch offiziell das letzte Album in dem alten Stil sein soll, darf man gespannt sein, wie sich der Umzug zurück in die Heimat auf seine weitere Kunst auswirken wird.