RJD2 – The Colossus

Der Mann, dessen Pseudonym sich aus seinem bürgerlichen Namen Ramble John Krohn und dem Roboter "R2D2" aus Star Wars zusammensetzt, ist laut Pressetext ein "Hip Hop Kultstar und gilt als einer der besten Underground Hip Hop Produzenten überhaupt".

Nachdem er seine ersten drei Alben auf Definitive Jux und XL Recordings heraus brachte, gründete er sein eigenes Label RJ’s Electrical Connections und veröffentlichte seine aktuelle, vierte Scheibe selbst.

Der erste Track "Let There Be Horns" lässt mich aufhorchen. Ein solides und musikalisch einwandfreies Intro. In altbekannter RJD2 Manier versetzt er den Hörer in eine Welt zwischen James Bond, 1001 Nacht und dem Weltall. Surrealismus Deluxe. Er experimentiert und das ist das, was seinen typischen Sound ausmacht und auf mehr hoffen lässt.

Bei "Games You Can Win" wird er von Kenna (Star Track, VA Beach) gefeatured. Ein nett gesungener Titel, der so dermaßen seicht vor sich hinplätschert, dass man damit Kleinkinder in den Schlaf wiegen könnte. Zeilen wie "No one gets to know the one right way until they do the wrong ones" haben uns unsere Mütter auch schon gelehrt. Wir wissen Bescheid, Herr Krohn.

Ja, Fehler sind dazu da, um gemacht zu werden und aus ihnen zu lernen.

Das hätte RJD2 allerdings selbst auch tun sollen, denn bei "The Glow", "Gypsi Caravan“  und "Walk With Me" stellt er sich selbst an’s Mikrofon und das ist definitiv ein Fehler. Was bei "The Glow" noch halbwegs Okay ist, klingt bei "Gypsi Caravan" ziemlich schräg und herzlos. Seine Stimme hat einfach nicht die Power, die der Track im Grunde genommen erfordert und auch verdient hätte.

"Walk With Me“ jagt einem schon Schauer über den Rücken ehe der Gesang überhaupt erst einsetzt. Ein fröhlich und furchtbar netter Beat, der an kitschige alte Filme erinnert, bei dem Schulmädchen frohlockend über eine Wiese hüpfen, aber garantiert nicht RJD2. Da helfen all die selbst eingespielten Instrumente auch nicht weiter und das Singen sollte er bei seinen nächsten Alben definitiv lieber richtigen Sängern überlassen.

"The Shining Path" gehört mit "A Son’s cycle" und "The Stranger" zu meinen Favoriten.
Gesungen wird "The Shining Path" von Phonte Coleman (Little Brother, Foreign Exchange). Musik, die man sich laut auf Kopfhörern vorstellen kann. "A son’s cycle" wird von den Rappern The Catalyst, Illogic und NP gefeatured. Ein wirklich gutes, experimentelles und abwechslungsreiches Werk. Er verwendet hier drei verschieden Beats, die er aus- und wieder einfadet und erhält somit die Spannung. Im übrigen ist das der einzig echte Rap- Track neben all dem anderen Pop-Jazz-Rock-Schrott auf dem Album, das sollte man an dieser Stelle einmal erwähnen.

"The Stranger" besteht wie "Let There Be Horns" fast ausschließlich aus zusammengewürfelten, aber perfekt kombinierten Samples, was wenigstens so halb nach dem alten RJD2 klingt. Im Gegensatz zu "Let There Be Horns" ist "The Stranger" aber weniger funky, sondern ziemlich düster. Eben genau so wie man es von Ramble erwartet. Leider bleiben diese beiden Stücke Raritäten auf dieser Scheibe.

Nach "The Deadringer“ wurde RJD2 bekanntlich als neuer DJ Shadow gehandelt und das damals absolut zu Recht. Nun lässt er den Musiker raushängen und langweilt uns zu Tode. Schade, dass er das was er im Intro versprochen hat, nicht halten konnte.

Das ist definitiv eine Scheibe, die man genauso schnell vergisst, wie man sie nicht kaufen muss.