Nach dem ersten Durchlauf dachte ich mir: "wäre der Junge vor 10 Jahren rausgekommen hätte Royalbunker den zu 100 pro gesignt". Dummerweise schreiben wir nicht mehr 1999 sondern Zwo Null Null Neun, ein Umstand, dem vor allem die Beats nicht durchgängig Rechnung tragen ("Hellrazor", "Afterglow") oder wenn doch, gänzlich peinlich auf den Technozug aufspringen ("Candyflip"). Gut – gänzlich daneben sind nicht alle Beats, dazu gleich mehr.
Auch der Umstand, dass Gregpipe sein Bühnenrepertoire ganz unmagisch auf Albumlänge streckt ist nicht ganz aktuell in Zeiten, in denen selbst der Ruhrpott verstanden hat, dass es dem Volk wieder nach Inhalten dürstet. Frankfurt ist halt ein hartes Eck, nur haben diese Rolle bereits Azad, Tone und von mir aus 1999 auch Moses eingenommen. Das Battle gegen einen imaginären Gegner auf "Hellrazor" zündet nicht, die Styleabfahrt "Zenobiten Musik" wirkt etwas aufgesetzt und die Ansage, dass Gregpipe back 2 biz is ("Major Shit") wirft wieder mal die Frage nach dem "zurück?" auf. Biz, Battle, … da fehlt doch noch was? Ach ja – der Groupiesong: "Down mit mir (Groupie Love)" gefällig? Hier versucht sich Gregpipe an einem äußerst holprigen Beat und bietet eine weitere "Ich skip dann mal weiter"-Gelegenheit, während Eko Freezy es nicht schafft dem Titel "Unverschämt gut" gerecht zu werden – leider ist er hier nicht allein.
So jetzt aber ab in die Positivecke, bevor ich den Anschein erwecke, ich würde Gregpipe auszählen. Gelungen sind meist die nachdenklichen und ehrlich-retrospektiven Tracks wie z.B. "Dasselbe Blut", bei dem es vor allem Neue Westen-Rapper Adi ist, der mein Blut in Wallung bringt (was auch für das zweite Adilicios Feature"Legendär" gilt). Ebenso der Ausflug in die menschlichen Abgründe "Antidepressivum" sowie dessen Gegenpol "Wo die Sonne scheint", auf dem Greg gemeinsam mit Vega der Heimat Spanien huldigt. Spätestens hier entsteht der Eindruck, dass die Gäste den größten Teil des Albums stemmen. Inhaltlich unterirdisch, aber zumindest was die Raps angeht durchaus gelungen wäre noch "Das Business rollt" mit Sentino, von dem Gregpipe (Achtung Ironie) definitiv lernen kann, wie man großes Business macht.
Neben "Antidepressivum" dürfen auch die Greg’schen Solotunes "Augenblick" und das unterhaltsame "Zähl die Scheine" gewertet werden. Letzteres allein schon wegen der Aufklärung, dass jeder ein Hustler sei, egal ob Student, egal ob Gangster, Checker, Müllmann oder Bänker. Augenzwinkerrap eben.
"El Mágico" ist also über weite Strecken entzaubert und wenn schon gezaubert wird, dann sind das in der Regel die Gäste. Es wird deutlich, dass es vor allem die Themensongs sind, die hier eine gewisse Magie entwickeln. Hier sollte Gregpipe bei künftigen Releases ansetzen und sich die Punchline- und Battleabfahrten vor allem für die Bühne aufsparen. Aber das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.