Olli Banjo & Jonesmann – Vier Fäuste Für Ein Halleluja

"Vorablüstening-Wörschen für… Marcus Staiger“. Alle ein bis zwei Minuten ertönt dieser Satz, gesprochen von Jonesmann, und nach mehrstündigem Hören der vorliegenden Platte mutiert dieser Raubkopieschutz zum nervenzerfetzenden Psychoterror. Das aber nur am Rande. Das vollmundig als Begründer der neuen Stilrichtung "Action Rap“ ausgerufene "Vier Fäuste für ein Halleluja“ von den Bud Spencers und Terrence Hills des Deutschrap, Olli Banjo und Jonesmann, ist in weiten Teilen nämlich wirklich mal etwas Anderes. Und was noch viel wichtiger ist: Es unterhält, fernab von bemühten Doubletime-Versuchen und weithergeholten Mafia-Szenarien.

Was direkt auffällt sind die, zumindest für den Frankfurter Kollegen Jones, eher ungewöhnlichen Beats. Insbesondere Ollis Heimproduzent Roe Beardie brilliert neben Kollegen wie Sti, PhreQuincy oder Benny Blanco einmal mehr mit derart ungewöhnlichen wie nahezu hypnotisch anmutenden Brettern, so zum Beispiel die erste Videoauskopplung "Vögel“. Im Allgemeinen handelt es sich hierbei um einen wahnsinnig starken Track über die Hörer-Spezies, die sich gerade im Bereich Deutschrap als unangenehme, aber nichtsdestotrotz große Randgruppe etabliert hat: die Internetforen-Hater. Thematisch ebenfalls sehr ansprechend gestaltet sich Track Vier, namentlich "Das Wesentliche“. Erzählt wird hierbei von der Liebe für die wunderbare Hip Hop-Kultur in all ihren Facetten, die sich heutzutage leider viel zu häufig zwischen seelenlosen Produkten raffinierter Plattenlabel-Haie wieder finden muss und von ehemaligen Freunden und Liebhabern für Scheine verraten wird. Natürlich, das sagen viele und vergessen dabei oftmals, nicht nur auf andere, sondern auch auf sich selbst zu zeigen, trotzdem: Den beiden Protagonisten, die schließlich auch nicht erst seit gestern am Mikrofon stehen, nimmt man diese zur Schau gestellte Betroffenheit durchweg ab.

Vielleicht stellt nicht jedes Lied auf diesem Kollabo-Album etwas komplett Einzigartiges dar oder bleibt längere Zeit im Ohr, vielleicht ist Jonesmann der Bud Spencer dieser CD und wirkt hinter dem spielerisch-souverän über die Reime tänzelnden Herrn Balboa raptechnisch immer etwas behäbiger, vielleicht macht das aber auch gar nichts aus. Spätestens wenn die Beiden über einen Elektrobeat, der es im Gegensatz zu seinen im Rapgame aktuell so weit verbreiteten Geschwistern wirklich einmal schafft, mich zu begeistern, abstruse bis schlichtweg ein bisschen eklige Abschleppstories erzählen und das zu guter Letzt auch noch mit ordentlich Allegorien aus dem Tierreich würzen, habe ich definitiv Spaß. "Wie Im Zoo“ heißt der Song übrigens, der womöglich auch bewusst an ein Lied eines anderen, prominent besetzten Duos erinnert – "Tollwut“ vom Savas und Azad Longplayer "One“ nämlich.

Nach diesem Projekt werden Samson und Oliver, die beiden sympathischen Spaßmacher aus Frankfurt und Aschaffenburg, erst einmal vollkommen unterschiedliche Wege gehen. Während sich Letzterer mit großer Begeisterung dem Genre Rock annähert, möchte der Andere seine bisher schon rege verfolgte R’n’B-Karriere ausbauen. Hierbei muss aber festgehalten werden, dass der gute Jones mir als Rapper bedeutend lieber ist, als als Sänger. Das wird mir einmal mehr bei dem sehr ruhigen "Mehr Tränen“ bewusst. Sämtliche Kraft und Emotion scheinen aus dem Musiker zu weichen, sobald er sich vom Spitten aufs Hauchen und samtig Summen verlegt, und das ist etwas schade. Nichtsdestotrotz ein guter Song, was mich direkt zu meinem bereits eingangs erwähnten Fazit bringt: Gute Musik von guten Musikern mit guten Ideen und Liebe für’s Game. Hut ab und gerne weiter so, Jungs.