Taichi – Therapie

Deutschrap braucht dringend eine Therapie, weil es so viel Scheiße gibt“, hat Taichi kürzlich in einem Interview verlauten lassen, als er auf den Titel seines aktuellen Albums angesprochen wurde. Dementsprechend scheint uns nichts anderes als die Errettung aus dem dunklen und schwermütigen Tal der raptechnischen Tristesse zu erwarten. Wird "Therapie“ dem gerecht? Nö, in keinster Weise, und damit reiht sich dieses fünfte Werk des Herren Taichi nahtlos in alle anderen ähnlich selbstbewusst angekündigten CDs ein. Das wiederum ist ein allgemeines Problem von Rap und eine Ausführung der Thematik würde an dieser Stelle auch zu weit führen.

Ich konnte mich ehrlich gesagt noch nie so wirklich für Taichi begeistern. Jemand, der auch in Liebesliedern konsequent Dipset-Atmer einbaut, spricht zumindest mich nicht an. Aber, und das möchte ich festgehalten wissen: Das ist nicht schlimm. Zumindest dachte ich das im Vorfeld, bin nun, nach 21 Tracks, allerdings eines Besseren belehrt. Diese CD nervt mich und ich wage zu behaupten, dass kaum jemand, der den Berliner nicht sowieso feiert, mit diesem Album glücklich wird. Thematisch präsentiert sich "Therapie“ zwar keinesfalls auf eine Schiene eingefahren, nichtsdestotrotz bleibt kaum einer der Songs beim kompletten Durchhören der Scheibe wirklich im Ohr.

Spätestens nachdem ich das Video zu "Endgültig“ gesehen habe, frage ich mich des Weiteren, wer die Therapie hier eigentlich nötig hat. Rapdeutschland oder vielleicht doch Taichi selbst? Guckt es euch am Besten selbst an. Wer denkt, dass allein der dramatische Gesichtsausdruck schon zuviel des Guten ist, sollte sich auf keinen Fall den Schluss entgehen lassen. Es ist unfassbar und mir fehlen hier wirklich die Worte.

 

Zu "Achtung“ wurde ebenfalls ein Video gedreht, Featuregast ist hierbei Kid Kobra, der seit neuestem anscheinend erwachsen geworden ist und deshalb nur noch "Kobra“ heißt. Phänomenale Lines a la „Ich bin gerissen wie ein Jungfernhäutchen“ prasseln auf den Hörer ein und die Frage, die sich einem direkt aufdrängt ist die folgende: Rektal? Deshalb dieser gepresst klingende und absolut enervierende Flow? Keine Ahnung. Vielleicht fragt man Taichi da am Besten selbst mal.

"Therapie“ wiederum ist nicht nur der Titeltrack, sondern zugleich auch das beste Stück Musik auf diesem Album. Nicht, weil alles großartig anders gemacht wird als auf den restlichen Liedern der Platte, es gefällt mir aus rein subjektivem Empfinden heraus einfach besser als das unsägliche "Minirock“, das D-Bo Feature "Grüß Die Jungs“ oder "Ich Bin Nicht Du“ mit Bahar. Letzterer Titel ist ein bisschen witzig, da ich der Meinung bin, dass die Rapperin mitunter exakt so klingt wie Taichi. Aber das nur am Rande.

Schlussendlich sollte festgehalten werden, dass es sich bei diesem Album sicherlich um ein Schmankerl für alle Taichi-Fans dieser Welt handeln mag, es ansonsten aber weder begeistert noch wahnsinnig unterhält. „Ist die Welt verrückt oder einfach nicht wie ich?“, fragt der Künstler in "Die Welt ist verrückt“ und gibt sich mit dem Titel des Songs gleich auch die Antwort auf diese Frage. „Ist dieses Album langweilig oder liegt es an mir?“, frage ich und möchte mich da antworttechnisch noch nicht so wirklich festlegen. Vielleicht macht ihr euch einfach selbst ein Bild, sämtliche Lieder von "Therapie“ gibt es nämlich bei Youtube mitsamt Songtexten.