Achtung: bei der folgenden Review handelt es sich um eine Premiere. Ich habe die Ehre, den ersten Tonträger zu besprechen, der völlig ohne Tonträger auskommt, sofern man Festplatten nicht mit Tonträgern gleichsetzt, sprich: Das ist die erste offizielle Rezension eines Downloadalbums! – Staiger kündigte diesen Trend bereits in seinem Blog an.
Bei dem 3-Grundfarben-Mixtape von Gris handelt es sich also um ein kostenloses Downloadlbum als Dankeschön für die Hörertreue und den Support bis zum heuten Tag im Leben des ehemaligen Royalbunkeracts Gris.
Das Tape im mp3-Format stellt einen Querschnitt der gesamten Grismusik der letzten Jahre dar und das Hauptaugenmerk wurde daher nicht unbedingt auf kompaktes und produktorientiertes Mastering gelegt. Hier und da finden sich sogar richtige akustische Experimente wie das Herumspielen mit Phasereffekten auf der Summenspur eines Arrangements.
3 Musikdateien sind nach den drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau benannt – ihr habt also 3 Files, auf denen sich dann jeweils einige aneinander gereihte Songs befinden, gemixt von DJ Fiks – ähnlich wie bei einem richtigen Tape – nur mit 3 Seiten. Das ist also möglich, wenn man sich vom physischen Tonträger verabschiedet.
Gris tut etwas, was mich schon immer fasziniert hat, er versucht, Musik mit dem Visuellen zu kombinieren – wie ich denke – um die Musik noch plastischer "erlebbar" zu machen.
Ob das Medium Mixtape (was in Deutschland eh sehr verschiedene Definitionen hat) nun die perfekte Wahl für ein solches Experiment ist, kann ich nicht sagen.
Mein Interesse an diesem Versuch ist aber auf jeden Fall vorhanden und so möchte ich zuerst herausfinden, nach welchem Prinzip die einzelnen Tracks einer der drei Primärfarben im Farbkreis nach Itten zugeordnet wurde.
Meine Theorie ist folgende:
Die Trackverteilung auf die einzelnen Farben ergibt sich aus den Emotionen, die durch das Hören der Tracks hervorgerufen werden sollen.
Rot würde ich die Begriffe "funky", "schnelllebig", "hochmotiviert", "doubletime" und "positiv" zuordnen und setzt sich aus Tracks zusammen wie "Das Geschenk", "Käsebrote, Brillen und Taschentuch" und "Copyshop-Mcees".
Blau ist "melancholisch" über "verbittert", "durchschlagskräftig", "prophezeihend", "pathetisch" bis "nachdenklich" – das hört man auf Tracks wie "Wahre Worte" oder "Briefe an Rap".
Gelb ähnelt rot, unterscheidet sich aber davon vor allem dadurch, dass wir hier mehr vom nativen loopbasierten Hip-Hop-Sound bekommen, mit flächigen Samples und all dem was HipHop als HipHop ausmacht. Zum Beispiel der Track "Rapmaschine" hat einen Dipsetgestus (the-movement-is-moving-like), den ich als sehr erfrischend und animierend empfinde. (Hier ist übrigens der Phasingeffekt).
Mir gefallen Blau und Gelb besser als Rot.
Wer Gris kennt, weiß, dass er sehr eigen und schnell flowt, und rhythmisch Neues ausprobiert.
Gris muss man mögen, um sich darauf einzulassen – wenn man aber gelernt hat, ihn zu verstehen, dann macht es um so mehr spaß, weil er tatsächlich was zu sagen hat, was nicht jedem Rapper heute nachsagbar ist.
Wenn er dir zu schnell rappt, dann hörst DU zu langsam. Lernt schneller hören!