Nach seinem Debüt “Rücken Zur Wand“ über Four Music und dem Mixtape “Mein Moneyfest“, veröffentlich Franky Kubrick nun seine erste richtige LP über Optik Records. Wenn man sich das "Tagebuch des Träumers" anhört, glaubt man gar nicht, dass das der selbe “Frank“ ist, der damals den Downloaderfolg “Du Blutest Voll“ gerappt hat. Heute hört man nämlich keine Parodien mehr, keine ironischen Texte, aus Karibik Frank ist der Dramaking geworden- ernst und inspiriert von dem harten Leben auf der Straße.
Was man gleich zu Beginn sagen kann, Franky Kubrick und sein Team haben auf jeden Fall Gespür für die richtige Singleauskopplung bewiesen, denn “Press Rewind“ ist mit Abstand das beste Stück auf “Dramaking“. Eine rückwärts erzählte, interessante Geschichte, ein eindringlicher Beat, gute Rapperformance…: rundum gelungen. "Die Präsenz eines authentischen Streetrappers", die ihm zumindest im Pressetext attestiert wird, erkennt man hier eindeutig.- Doch leider nur hier. In Songs wie “Strassenhit“ und “Block Zu Block“, fehlt es dem Rapper absolut an Glaubwürdigkeit. Man erfährt hier, dass es in Deutschland doch tatsächlich trostlose Plattenbausiedlungen gibt, in denen Menschen ohne Jobs und Perspektiven leben. Kubricks revolutionärer Vorschlag: „Macht Alarm und geht richtig steil, jede Siedlung/ jedes Ghetto schreit seinen Namen, denn es ist jetzt Zeit“. Ob ein arbeitsloser, krimineller und im “Ghetto“ lebender Mensch, tatsächlich Lust hat, das Elend in dem er lebt, frenetisch zu feiern, wage ich zu bezweifeln. Das ganze wirkt leider ziemlich verkrampft und wie der Versuch, auf den "Ghetto-Zug" aufzuspringen. Etwas, was Franky nach eigenen Aussagen gar nicht nötig hat.
Wesentlich nachvollziehbarer ist die Anti-Gewalt-Hymne “Was Sie Hören Wollen“, die das Thema Rap-Medien und Gewalt sehr subtil aufnimmt: „Sie wollen, dass wir Kilos Dope verchecken, bis die Cops uns ficken, damit wir in Knast gehen, raus kommen, rappen, vier Millionen verticken.“
Richtig außergewöhnlich ist die Story in “Keiner Weiss“. Ein türkisches Mädchen, das von zu Hause abhaut, weil sie dem Druck der Familie nicht mehr standhält. Franky gelingt es hier, alle Facetten dieser Familientragödie authentisch zu erzählen und keine der beteiligten Personen moralisch zu verurteilen. Aufgrund der interkulturellen Problematik und den Emotionen des Themas eine richtige Meisterleistung. Dank der Gesangseinlage von Damdam, bekommt man dazu noch eine der wenigen Hooks auf dem Album geboten, die sich wirklich in den Gehörgang einbrennen.
Eine solide Leistung liefert Frank auch im Titeltrack "Dramaking" ab. Hier gewährt er einen ehrlichen Einblick in seine Autobiographie und Moe Mitchell sorgt mit seiner Stimme für eine perfekte Untermalung.
Ein Highlight erwartet einen mit “Im Herz“. Tracks an die eigenen Kinder geraten ja sonst ähnlich wie Muttisongs schnell in Gefahr peinlich zu werden, oder vor „du bist alles was ich hab“-Phrasen, nur so zu triefen. Franky schafft jedoch gemeinsam mit Xavier Naidoo den Spagat zwischen Emotionalität und objektiver Erzählung. Vor allem wirken Zeilen wie „Es tut mir leid, dass ich nicht täglich mit dir Fußball spielen kann und es tut weh, wenn ich dich nicht mit Mum zur Schule bringen kann.“, sehr authentisch und das ist bei einer solchen Nummer wahrscheinlich das Wichtigste. Überzeugend ist auch die Geschichte über “(M)Eine Melodie“, die einmal um die Welt geht. Ein beeindruckender Konzeptsong, mit Ohrwurmcharakter.
Für den einzigen Battletrack hat sich der Dramaking Unterstützung von Olli Banjo geholt. Ob das eine gute Idee war? Neben Banjos gewohnt überheblichen Punchlines, gehen seine handzahmen Zeilen in “Nie Wieder Weg“, bedeutungslos unter. Dann wäre da noch der Totalausfall “Was Man Braucht“, ein Track den die Welt definitiv nicht braucht. Franky Kubrick klingt hier wie eine Mischung aus einem kleinen Jungen und Olli P., der schon tausend mal gehörte Sexvergleiche runterrasselt. Auch die von Jonesmann gesungene Hook, macht das ganze nur schlimmer: „ Sie lutscht dieses Ding wie einen Lollipop, sie reitet und sieht aus, als wär sie von nem Ponyhof“.
Nach den teilweise durchwachsenen Ergebnissen, zu dem übrigens auch der blasse Track “Wo Ich Herkomm“ zählt, überrascht Franky am Ende mit dem beeindruckenden “Unsterblich“. Hier werden tote HipHop Legenden wie Biggie oder Aaliyah wieder lebendig, und vor allem hat man das Gefühl, dass auch Franky endlich richtig aus seinen Träumen aufwacht. Er rappt mit viel Ausdruck und Kraft in seiner Stimme, die man sonst vermisst und auch sein Timing variiert in diesem Lied auffällig gut. Teilweise slow gerappt, dann Doubletime gespittet, diese Abwechslung macht Spaß.
Franky Kubrick schreibt mit diesem Album tatsächlich ein sehr persönliches "Tagebuch". Es zu beurteilen, ist wirklich nicht leicht, denn auch wenn viele Tracks inhaltlich und raptechnisch überzeugen, fehlt es der Platte im Besonderen an herausragenden Hooks und außergewöhnlichen Beats (Ausnahmen bilden dabei auf jeden Fall die Instrumentals von m3Noyd und Bugi). Und auch Frankys Wortbetonung, die stellenweise übertrieben affektiert und aufgesetzt klingt, dürfte, um es mal plump auszudrücken, manchen Leuten einfach auf den Sack gehen.
Das Album ist keinesfalls schlecht, dafür sorgen alleine die guten Konzeptsongs, aber es ist auch kein Album, das man vor lauter Euphorie all seinen Freunden zeigen muss. In der Schule nannte man so was befriedigend, vielleicht auch gut. Franky bleibt damit aber leider nur der King des Dramas und nicht der des Raps.