Nicht einmal zwei Jahre nach der Veröffentlichung ihres durchaus erfolgreichen und an verschiedenen Stellen gelobten Albums „A Piece Of Strange“ melden sich die CunninLynguists diesen Herbst auch schon mit neuer Musik zurück. Für ihr viertes Studioalbum „Dirty Acres“ haben sie sich mit Natti einen dritten Mann an Bord geholt, der vor seiner, durch einen zweijährigen Gefängnisaufenthalt bedingten, Zwangspause auch schon an „A Piece Of Strange“ maßgeblich beteiligt war und jetzt als festes, drittes Mitglied in die Gruppe aufgenommen wurde. Abgesehen von dem neuen Gruppenmitglied halten die Südstaatler ihre Gästeliste auf „Dirty Acres“ kurz, aber dafür umso hochwertiger. Zu hören gibt es Gaststrophen von Devin The Dude, Phonte (Little Brother) und Witchdoctor. Die Produktion des kompletten Albums liegt wie auch schon beim Vorgänger in den fähigen Händen von Kno.
Eine kurze Vorbemerkung noch für alle, die bisher noch keinen Kontakt mit den CunninLynguists hatten: Down South ist natürlich nicht immer gleich Down South. Der Sound der Drei gehört eher in eine Reihe mit den frühen Outkast, Goodie Mob, Witchdoctor, oder vielleicht auch UGK. Wer also hofft den neuesten Club- Song, Bounce-Track oder Sonstiges hier zu finden, hört am besten hier auf zu lesen. Seit ihrem ersten Album stehen die CunninLynguists für mehr Soul im Southern Hip Hop und das ist ein Aspekt, der hier noch weiter ausgeprägt wurde.
Mit dem Opener „Valley Of Death“ setzen die Drei hier in diesem Bereich auch einen äußerst gelungenen Anfang. Die Rhymes von Deacon und Natti ergänzen sich perfekt und auch wenn Kno sich mal wieder im Hintergrund hält, ist er mit dieser perfekten Mischung aus Soul und Energie, die hier im Beat steckt permanent präsent. Ein weiterer Anspieltipp, der einen vergleichbaren Charakter aufweist ist „K.K.K.Y“.
„Wonderful“ mit Devin The Dude ist das größte, unter einigen auf diesem Album, verborgene Hip Hop-Soul Stück. Besonders in der jetzt anstehenden kalten Jahreszeit tut es gut zu hören, wie Deacon und Natti mit Devin zusammen einen gemeinsamen Track bestreiten, da entsteht schon allein vom Zuhören das Bild eines warmen Sommernachmittags in Georgia. Kno hat den Beat natürlich den Gewohnheiten seines Gastes entsprechend gezimmert. Platz zwei auf meiner Liste nimmt der Song „Georgia“ ein, den die Jungs nicht nur ihrem Heimatstaat gewidmet haben, sondern auch „the state my life was left in“. Der Song ist auch eine der wenigen Ausnahmen des Albums auf der sich Kno zu Wort meldet, was er meiner Meinung nach ruhig öfter tun könnte. Abschließend hätte ich noch das melodiös verträumte „Dance For Me“, das mich durch eben diese Melodie und sein Gesangssample schnell in den Bann gezogen hatte.
Die CunninLynguists konnten mich mit „Dirty Acres“ auf ganzer Linie überzeugen, wenn ich mal von den beiden Interludes absehe. Vom Sound her meine ich eine Weiterentwicklung zu erkennen, die bereits auf „A Piece Of Strange“ begonnen wurde. Härtere Tracks werden immer öfter zugunsten von soulhaltigen Produktionen geopfert, eine Entwicklung die mir sehr gut gefällt, dem einen oder anderen Fan aber natürlich eher sauer aufstoßen könnte. Die textliche Härte wird dementsprechend auch etwas zurückgenommen, tiefergehende Inhalte kommen aber auf Stücken wie „K.K.K.Y“, „Gun“ oder „Georgia“ nicht zu kurz. An den lyrischen Fähigkeiten von Deacon The Villain gibt es nach wie vor nichts zu meckern, Kno sollte meiner Meinung nach öfter ein Mikro in die Hand nehmen und Natti passt perfekt in die Gruppe. Ich habe oft genug die hohe Soul-Lastigkeit der Produktion erwähnt, Kno hält die Beats aber abwechslungsreich genug, dass sie über die Laufzeit eines kompletten Albums nie langweilig werden. Er sollte endlich die Anerkennung als Ausnahmeproduzent bekommen, die er verdient. Bleibt abzuwarten, ob die CunninLynguists mit „Dirty Acres“ auch den internationalen Durchbruch schaffen, eine loyale, weltweite Fanbase wartet schon auf sie.