A Tribe Called Quest und eine gebrauchte, vor der Jahrtausendwende erworbene MPC waren die Anfänge zweier Geschichten, zweier Musiknarren, deren Wege sich letztendlich kreuzten und den Beginn eines gemeinsamen Projekts einleuteten, was keiner von beiden hätte ahnen können. Das Duo Ryoma, impliziert den halbjapanischen Rapper Ryo und den, für seinen dynamischen und musikalisch Hip-Hop untypischen Stil bekannten, Produzenten Algorhytmiker. Und doch ist es Rapmusik, die selbe Kategorie nur spielt sie auf einer anderen Ebene. Verbindungen mit dem japanischen Samurai Sakamoto Ryoma, bekannt für Fortschritt und Modernisierung Japans, sind wohl offensichtlich.
Nach dem von Buzz-T Cuts und seichten Saxophonklängen begleiteten Intro, letztere eingespielt von Sebastian Borkowski, der schon bei Live-Auftritten mit Künstlern wie Jan Delay oder Kurtis Blow zusammenarbeitete, denkt man beim ersten Song „Ryo“ zuerst Marcnesium von den vier Fünfern fängt an zu rappen, eine gewisse Ähnlichkeit kann man dem nicht absprechen. Doch eher von der Phonetik her, der Flow ist gänzlich anders, den Ryo gut mit dem Inhalt verknüpft. Das ist nämlich gar nicht so leicht, wie er selbst weiß, inhaltlich wird man aber durchaus von intelligenter Lyrik bedient. Technik und Reim lassen trotzdem schon noch einiges zu wünschen übrig, auch fehlt Ryos gesprochenem Wort an Emotionalität und Leidenschaft. „Wer gibt hier den takt an?“, keine rhetorische Frage, bei der klar ist, dass der, der sie stellt seinen eigenen Namen im Hinterkopf hat. Nein es geht um die Großstadt, den Platz und den richtigen Weg, den jeder in ihr verzweifelt sucht, im Sinne von wo gehts lang? Musikalisch untermauert durch Rhodes Mark II- und angenehme Gitarrensounds von B. Royko. Bedeutet Bewegung immer nur eine Richtung? Nein, jedenfalls nicht für Ryoma, das erfährt man in dem Song „Stillstehen“, der genau das nicht kann. Hier wird man neben der fantastischen Stimme von Zora, dem Schweizer Urgestein, auch von poetischen Zeilen überrascht: „Ich nehm mir nur ein Stift, nehm mir einen Block, ein Blatt, reiße es raus, fang an zu schreiben, reiß damit aus. Schreib mir ein paar Flügel an die Arme, mach mich federleicht, steig auf mein Fensterbrett – weißt du was frei sein heißt?“ Ein weiter Gesangsgast ist Asli, die dem jazzigen „Sunshine“ Song den Hauch einer warmen Sommerbriese verpasst, im Kontrast zu der fröstelnden Winterfrustration Ryos, hierzulande kommt die Kälte auch gerade, die wieder ein neues Jahr ankündigt. Doch kaum ist April „… und alle wollen raus, haben keine Lust mehr drinnen zu chillen. Wenn Straßen und Parks voll werden – voll bleiben bis Blätter zu Gold werden“. Außerdem spielt die Zeit manchmal gar keine Rolle, denn besondere Beziehungen zu anderen Menschen bleiben bestehen unabhängig von der Zeit – „Zeitlos“. Ryoma gelingt es einen facettenreichen Sound zu kreieren, der mit dem gefühlvollen Inhalt in Einklang steht. Man erhofft geradezu mehr, doch handelt es sich lediglich um eine EP, die aber trotz ihrer 7 Tracks ein gutes Konzept aufweist. Ein recht gelungenes aber auch kurzes Debüt, welches nicht so leicht zu kategorisieren ist, nach dem Motto „Warum einschränken, wenn es um Musik geht?“