Der niederländische Mc Postman, aka The Anonymous Mis, ist in seiner Heimat längst ein Superstar. Dort hat er mit seiner alten Band den Postmen, zu der neben ihm noch der Sänger Rollarocka und DJ G-Boah gehörten bereits drei Alben veröffentlicht. Darunter auch „Documents“, das nach wie vor das meistverkaufte holländische Hip Hop Album ist. Nach dem dritten Werk der Gruppe mit dem Titel „Era“ (2003) trennten sich ihre Wege und Postman steht jetzt erstmals alleine da, sieht sich dabei aber völlig gewappnet für diesen musikalischen Neuanfang und will mit dem neuen Album „Green“ jetzt auch ein internationales Publikum für sich gewinnen. Das bisherige Erfolgsrezept der Postmen war eine entspannte Mischung aus Hip Hop, Reggae, Soul und Funk und auch beim dem nun vorliegenden Alleingang des früheren Frontmannes hat sich am Grundrezept wenig geändert, es ist lediglich noch weiter verfeinert worden. Auf „Green“ kombiniert Postman Hip Hop mit klassischem Songwriting, einer ordentlichen Menge Soul, Reggae, Gospel und allem was ihm sonst noch in den Sinn kommt.
Direkt auf dem zweiten Song des Albums lässt Postman auch schon die stärkste Nummer vom Stapel. „Downhill“ das Duett mit seiner Frau Anouk, zu gutem Recht die erste Single-Auskopplung aus „Green“ macht absolut Vorfreude auf die nächsten 12 Tracks.
Songs, in denen aktuellere oder politische Themen im Vordergrund stehen, spielen auf „Green“ nur eine untergeordnete Rolle. Wer nach solchen Tracks sucht, „Insight“ und „Dutch“ sind sicher schon mal ein Anfang. Postman´s eigene Begründung zu dieser Themenwahl: „Als es mit Postman losging war ich 22 Jahre alt und wollte die Welt verändern. "Heute will ich in allererster Linie meine eigene Welt verändern…Vater zu werden hat meine komplette Weltsicht verändert.“ Dementsprechend haben also auf „Green“ die privaten und persönlichen Themen Vorrang. Es gibt Liebesgeschichten wie „All Gone“ und „Conflict“, von denen „Conflict“ besonders heraus sticht. Postman rappt über das Verhältnis zwischen ihm und einer früheren Geliebten und passt Melodie und Beat der Stimmung des Sungs entsprechend an, während eine Frauenstimme dazu die passenden Töne anschlägt, in der Hook gemeinsam mit dem Mc. Ein weiterer Anspieltip ist „Rendezvous Point“, das schon allein durch die geniale Melodie und seine eingängige Hook überzeugen kann. Mein persönliches Highlight der Platte, neben dem eingangs erwähnten „Downhill“, ist aber „Confrontation“. Hier hat Postman für mich alles richtig gemacht. Der Track hat durch den Gesang und dem Reggae-Rhythmus im Beat das nötige Pop-Feeling, um erfolgreich werden zu können, ist aber keineswegs nur eine seichte Pop-Nummer. Passend zum Beat versucht sich Postman in der Hook in leichtem Patois, während er in den Strophen gegen einen imaginären Gegner ankämpft.
„Green“ ist ein rundum gelungenes Album, mit nur sehr wenigen wirklich unnötigen Tracks („They Know“ „Firing“) und dafür einigen überdurchschnittlich guten Songs, die man in dieser Art auch öfter mal aus den USA oder sonst wo gerne hören würde.
Alle die gerne mal wieder etwas „erwachsenen“ Hip Hop – auch wenn er das jetzt vielleicht nicht gerne über sich selbst lesen wird – hören möchten, sollten dem sympathischen Holländer eine Chance geben. Dann sollten Postman auch im Rest der Welt alle Grenzen zum Erfolg offen stehen.