Lunafrow – Psychorteibhaus 78

Lunafrow ist bereits 10 Jahre "dabei" und bringt erst jetzt sein Debüt Album auf den Markt. Mit 29 Jahren hat Lunafrow bereits eine beeindruckende, reale Biografie hinter sich, den Titel des Albums erklärt er mit eben dieser: "Geboren im Psychotreibhaus 78, 25 Jahre später und meine Psyche schreit es heraus". "Psychotreibhaus 78" heißt eben dieses Album und direkt vorab: Lunafrow war nie massentauglich und wird es wohl auch nicht mehr werden. Wer „Psychotreibhaus 78“ hört, den erwartet auf langen Strecken kein typisches Rapalbum, sondern ein sehr persönliches, wütendes, eindringliches, schwer zu greifendes und auch schwer zu bewertendes Album. Auf 19 Tracks krempelt Lunafrow sein Inneres nach Außen und das wird den ein oder anderen (nachvollziehbar) einfach nicht interessieren.

Natürlich geht es auch bei Lunafrow ums Rapgame, aber fast immer in Kombination mit der persönlichen Geschichte. Für den vielseitigen Klangteppich sorgen übrigens Jagger, Brisk Fingaz und Brüno der Barbier, ich möchte aber behaupten, dass der Sound hier weniger ins Gewicht fällt und tatsächliche nur die (gute) musikalische Untermalung von Lunafrows Ansichten bildet. Features kommen von Olli Banjo, Pal One, Magic, Menoosha, MarQ & Amari. Lunafrow hat eine eigene Technik, einen eigenen Stil und sehr besondere Stimme und „Psychotreibhaus 78“ ist auch ein besonderes Album geworden, bei dem es schwer fällt in Worte zu fassen was daran gefällt und was nicht, erschienen ist es aber auf jeden Fall über Ming Dynasty /Nodhead Production.

Eingeführt werden wir in das „Psychotreibhaus 78“ mit zwei Anspieltips, „Scheiß auf diese Religion des deutschen Raps – ich bin der Antichrist“ heißt es da in „Mein Leben“. Nach 6 Battletracks, wenn man sie denn so nennen möchte, wird dann der „Club Vibe“ zum Thema, nahtlos angeknüpft wird an die Single „Frühling“ mit Menoosha, die so positiv ist, dass sie kaum als repräsentativ für „Psychotreibhaus 78“ gesehen werden kann. In „Käfig“ wird es dann fast verzweifelt: „Fesseln, fesseln mich fest, ich hasse es, Hass hält mich fest. Fasse es nicht das Hass mich jetzt hält, Hass mich entstellt, hasse dieses Bild, ich platze in der Welt“. Die letzten Tracks des Albums fallen dann noch sehr persönlich aus, hier werden Vater, Mutter und Sohn berappt.

Wie gesagt, „Psychotriebhaus 78“ ist etwas sehr anderes als der deutsche Markt in letzter Zeit hervorgebracht hat, aber wer bereit ist sich darauf einzulassen, wird belohnt werden.