Immer wieder spannend ist die Analyse der Namensgebung einiger Künstler. Cyssero, ehemals aus dem Black Wallstreet-Camp um The Game bekannt, begibt sich bei seiner Benennung auf die Pfade des alten Rom und einem seiner gebildetsten Schriftsteller und Redner, der die lateinische Sprache in Ausdruck und Form zur Vollendung gebracht hat und darüber hinaus auch noch gegen die Alleinherrschaft Cäsars ankämpfte: Cicero. Außerdem hat der Name etwas Kämpferisches und mit dem Doppel-S auch noch ordentlich Westcoast-Slang. Fazit: guter Name.
Das hat nun alles nichts mit seinem Album „Protege of The Game“ zu tun, aber interessant ist es trotzdem. Kommen wir also zum Album. Es stammt noch aus der Black Wallstreet-Zeit und wird hier erst jetzt veröffentlicht. Aus den Credits gehen als einzige Features benannter Game und Ich-croone-auf-alles-was-Bumm-Tschakk-macht-Akon hervor. Erfrischend, wenn man an einige zusammengecastete Rap-Pop-Alben in der letzten Zeit denkt. The Game hört sich an wie auf „Hate It Or Love It“ und Akon nervt nicht, also zwei Pluspunkte.
Drei weitere Pluspunkte gibt es für des Storchen Scotts Samplewahl auf „So Fresh“ (Kool and the Gang), für die Hook auf „Stick Em“: „Braaa, Sticky, Ja haha Sticky“ und für die abwechslungsreiche und immer souveräne Delivery des Westcoaströmers. Alles andere auf diesem Album entspricht, und ich sage leider, nur dem Stand der Kunst. Wir finden alles was wir an den Staaten an verschiedenen Beats lieben auf diesem Album und Cyssero ist auf jedem Beat gleich gut und dabei sehr variabel. Thementechnisch liegt seine Innovation aber bei null, denn er ist nicht der erste seine Mutter liebende, auf Partys Frauen aufreißende, im Alltag struggelnde und Gegner tötende Straßenrapper in diesem Jahrtausend.
Ob er das nun überzeugend und authentisch rüberbringt oder nicht, ist eigentlich ziemlich egal, aber wirklich notwendig haben wir dieses Wiedergekäue nicht. Ich lasse mich dennoch dazu hinreißen dieses Album in Maßen zu feiern, da der Rap wirklich Power hat und trotz inhaltlicher Einfallslosigkeit einen gewissen hachhaltigen Eindruck hinterlässt, dem ich mit weiterem Hören noch auf den Grund gehen werde.