Ameries drittes Album ist ein Geniestreich. Ihre Entwicklung zum heißesten Vertreter und Trendsetter des supermodernen R’n’B der Gegenwart ist vom ersten Album 2002 („All I Have“) über das „Touch“-Set von 2005 bis heute sehr schön abzulesen und nachzuvollziehen. Die Beats auf „Because I Love It“ sind innovativ, aber nie überproduziert („Take Control“). Etliche Anleihen aus den Achtziger Jahren („Some Like It“), verschachtelte Soundspielereien („Make Me Believe“), irre Hooklines („Crazy Wonderful“) und Ameries ausgeklügelter Gesang machen das Set klar zu einem Anwärter zum Album des Jahres.
Das interessante an Amerie ist dabei wie immer ihre Stimme. Denn die ist eigentlich nicht besonders gut, sogar eher etwas dünn (vorsichtige Erinnerungen an die Soul-Magie von Diana Ross werden wach, obwohl die zu ihrer Zeit, mal ganz ehrlich, bei weitem nicht so innovativ wie Amerie war, lediglich erfolgreicher). Doch Amerie weiß genau, dieses Manko für sich einzusetzen. Nicht umsonst hat sie alle Songs selbst geschrieben und arrangiert (!), viele davon sogar produziert. Und sie hat ein Händchen, wo genau sie das bisschen Schmacht, dass ihre Stimme hervorzubringen vermag, präzise einsetzen kann („Paint Me Over“). Es ist offenkundig: Amerie Mi Marie Rogers, so ihr vollständiger Name, weiß, was sie will.
Auch wenn Ameries ersten beiden Alben in vielen Ländern mehrfachen Goldstatus erreichten, ist ihr Name zumindest auf dem europäischen Kontinent nicht gerade der einer Beyoncé. Das muss anders werden. Denn „Because I Love It“ vereint gleich mehrere Alben in sich: Ein Musikalisches, eins für den Dancefloor, und, last but not least, eines, das hoffentlich einen neuen musikalischen Trend setzt.
„Because I Love It“ ist ganz groß, neu, ehrlich und einfach gut. So sollte Musik sein.