Für ihr erstes Album haben sich die Hamburger Jungs von JustWhatWeLike bewusst Zeit gelassen. Zum einen sollte ein möglichst unabhängiger Status gewahrt bleiben und garantiert werden, dass mit dem Debüt ein absolut rundes Ergebnis abgeliefert wird. So wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren eine beachtliche Summe von 23 Tracks gesammelt, die jetzt auf „Alles Oder Nichts“ zu hören sind. Die Crew besteht aus den drei MCs Mephisto, Mr. Jean und Martini, die auf „Alles oder Nichts“ zunächst mit drei Solo–Mini Alben allen Platz bekommen, den sie brauchen, um ihre individuellen Fähigkeiten entsprechend zu präsentieren. Die letzten vier Songs des Albums sind eine Collabo-Sektion der Drei. Mephisto ist der politischste der Gruppe, Mr. Jean ist Spitter, der für die Battle Raps und den Humor in der Crew zuständig ist (großartig „Hit The Road Bitch“). Mein Favorit ist Martini, den man wohl am ehesten in die conscious Ecke stecken könnte, der aber auch eine Mischung aus den beiden anderen Styles liefert. Die Produktionen auf „Alles Oder Nichts“ hat zum größten Teil Paranoia übernommen. Ausnahmen bilden zwei Tracks, die von Crew DJ Hexer zusammen geschraubt wurden.
„Alles Oder Nichts“ beginnt mit dem sieben Track starken Minialbum von Mephisto, der mit seiner rauen Stimme, härteren Beats und politischen Inhalten zu verschiedensten Missständen in der Welt eine eher düstere Stimmung setzt. Ich bin ja durchaus immer für politisch engagierten Rap, aber einige der Aussagen die hier gemacht werden habe ich heute doch schon zu oft gehört. Der Track „Bounce“ passt meiner Meinung nach nicht ganz zu einem MC wie Mephisto. Der Beat will zu sehr in den Club, wo politische Botschaften ja nur schwer ankommen. Der Song könnte höchstens als Überleitung zum Set von Mr.Jean gedacht sein. Die Tracks bei Mr.Jean passen dann auch tatsächlich fast alle in den Club. Außerdem findet sich hier das schon angesprochene humoristische Highlight der Platte „Hit The Road Bitch“. Bevor es zum der Collabo-Sektion kommt, liefert Martinis Minialbum noch weitere wichtige Anspielstationen. Die erste ist das mit entspanntem Piano unterlegte „Small Soldier feat. Dalia“. Direkt im nächsten Track geht es weiter. „Blender feat. Schwalbe“, hier kann sich Martini von ganzem Herzen über alle Hater und oberflächliches Gelaber auslasen. Zum Abschluss seines Albums gibt es den Song „Das Derbste“ und, na ja, der Name ist Programm. Der Part des Albums von dem ich mir am meisten versprochen hatte, ist leider auch der, der mich am meisten enttäuscht hat. Die abschließende Collabo-Sektion konnte mich bis auf das Feature von Wizdom auf dem Track „Weit Weg“ nicht wirklich überzeugen.
Für mich sind neben Martinis Tracks vor allem die Beats ein großes Plus der Platte, da ich auf dieser Seite so gut wie keinen Totalausfall erkennen kann. Ob die drei, doch teilweise sehr unterschiedlichen MCs auf Dauer eine stimmige Einheit ergeben muss sich erst noch zeigen