„Willkommen in der Welt des Boom Bap Blues“, so wird man nach dem Öffnen der Verpackung des Debütalbums der Gruppe Sound Survivors begrüßt. Das wirft doch mal mindesten zwei Fragen auf: Was ist denn "Boom Bap Blues" und wer sind eigentlich die Sound Survivors? Erst mal zur Gruppe. Die Sound Survivors sind ein Zusammenschluss von Hip Hop Musikern, Vinyl-Junkies und anderen kreativen Köpfen aus aller Welt. Zur Gruppe gehören unter anderem die Deutschen AUDIO. 3, Agent Alpha und Fantomas, der aus dem Niger stammende MC Marabou, DJ 2Fast aus Frankreich, der ungarische MC Kalmann und noch etlichen weiteren. Zusammengehalten wird das Bündnis durch den DJ und Produzenten der Gruppe Tableist Tom Select, der das gesamte Album produziert hat. Bleibt noch die Begriffsklärung „Boom Bap Blues“. Auch wenn sie nicht komplett gegensätzlich waren, war relativ schnell klar, dass bei den vielen Köpfen die in Sound Survivors vereint sind, ein neuer Sound entstehen muss mit neuem Namen. Boom Bap Blues ist also die Mischung aus dreckigem Soul, ungefiltertem Funk, Blues und Hip Hop. Mit Samples und Live-Instrumenten orientieren sie sich außerdem an etlichen im Hip Hop schon an anderer Stelle verwendeten Originalen und verwenden diese als Unterlage für Rap und Gesang. Auf den ersten Blick wirken 20 Songs für ein Debütalbum etwas überladen, aber wie hätte man sonst die etlichen unterschiedlichen Ideen, die sich in dem Projekt vereinen, unter einen Hut kriegen können? Die Sound Survivors schaffen es außerdem, dass es auch über die relativ lange Spielzeit nie langweilig wird.
Das Intro zum Album spricht Rakaa Iriescience von den Dilated Peoples und drückt „Just Loop It“ damit schon mal einen extra Qualitätsstempel auf. Und der Samplewahnsinn geht hier auch gleich los. So werden allein im Intro schon Songs wie DJ Shadow´s „Organ Donor“ und Eric B & Rakim´s „Don´t Sweat The Technique“ aufgearbeitet. Danach gibt’s mit der Single „Shine“ direkt das nächste Highlight der CD, auf dem auch wieder ein bekanntes Sample neu verwendet wird, das unter anderem denjenigen, die mit den Franzosen von Supreme NTM vertraut sind, noch im Ohr sein dürfte. Zu der ruhigen Melodie und einem passenden Gesangssample in der Hook reimen die verschiedensprachigen MCs in ebenfalls ziemlich entspannter Haltung. Bei „Music“ ist der Inhalt schnell klar. Hier geht es um die Liebe der Band zur Musik. In dem Song „Samurai“ wird’s tatsächlich mystisch und düster. Von Streichern getragener Beat, dazu eine Geschichte wie sie der Wu Tang Clan kaum besser erzählen könnte. Meinen absoluten Favoriten finde ich in „Soul“. Ein wunderbares Sample wird mit kraftvollem Gesang kombiniert, während die MCs ihre aktuelle Definition von Hip Hop abgeben beziehungsweise bestimmen, was nicht mit ihm stimmt. Es sollen hier noch einige weitere Tracks erwähnt werden, die zu den besten des Albums gehören: „Blues“, „Misery“ und „Saudade”. “Blues” ist ein wunderbarer Sommersong und geht auch direkt auf die Tanzfläche. „Misery“ ist äußerst funky und ist zugleich die Rückkehr der französischsprachigen MCs auf dem Album, die bis hierhin relativ wenig zu hören waren. „Saudade“ schließlich ist ein erneuter Beweis der gelungenen Kombination aus melodiösen Samples und deepen Raps in mehreren Sprachen. Die einzige Kritik die ich an „Just Loop It“ anbringen muss ist der Song „Sunshine“. Hier wurde mal wieder Bill Withers´ Klassiker „Ain´t No Sunshine“ verwendet und den habe ich an anderer Stelle inzwischen leider echt schon viel zu oft gehört, auch wenn die Band ansonsten alles richtig macht.
Mich haben die Sound Survivors komplett begeistert. In 20 Tracks keinen wirklichen Ausfall zu liefern, bis auf eine Ausnahme und die ja nur halb, ist schon ein starkes Stück. Was die Band vom Rest Rap-Welt unterscheidet ist die Kombination von deepen Lyrics und die sehr warmen an Live-Instrumenten orientierten Beats. Ich bin mir sicher, dass beide Elemente getrennt voneinander schnell anstrengend werden könnten, wenn z.B. die MCs über traditionelle Hip Hop-Beats rappen würden. So wie auf „Just Loop It“ finde ich es großartig und freue mich auf das erste große Studioalbum „Soulfood“.
Für Alle, denen dass noch nicht reicht, um "Just Loop It" die verdiente Aumerksamkeit zukommen zu lasen, muss auf jeden Fall noch gesagt werden, dass ein Teil von dem Erlös, den das Projekt einbringt in einem Projekt in Afrika genutzt wird