Orishas – Antidiotico

Nach drei international erfolgreichen Hit-Alben, die alle höchstes Lob ernteten und den Rap Cubano bekannt und berühmt machten, wurde es mit „Antidiotico“ Zeit für ein Best-Of-Album der innovativen kubanischen Rap-Crew Orishas. Wer die nach den Göttern des in Kuba weit verbreiteten Santeria-Glaubens benannten Musiker bisher nicht kannte, dem wird dieses Album zeigen, dass es sich hier wahrlich um musikalische Götter handelt. Für Orisha-Fans, die schon alle Alben haben, ist ein Best-Of auch praktisch, um mit nur einer CD nach draußen in die Sonne gehen zu können. Für Hardcore-Fans gibt es auch noch eine Spezialausgabe mit drei CDs. Ob der Plan zu „Antidiotico“ vom guten Willem der Orishas, reiner Geldmacherei oder gar – was sehr bedauerlich wäre – von einem Mangel an neuen Ideen her rührt, sei dahingestellt. Hoffnung, dass letzteres nicht stimmt, gibt allerdings, dass neben den bereits veröffentlichten Songs von den vorherigen Alben auch drei sehr gelungene neue Songs auf „Antidiotico“ zu finden sind.
Mit einem solchen fängt die CD auch an. „Hay un son“ überzeugt mit seinem eingängigen Chorus sofort und beweist, dass die Orishas noch in der Lage sind, neue Lieder zu machen, die den gleichen für sie typischen heißen kubanischen Sound und liebenswürdigen Ohrwurmcharakter haben, für den sie bekannt sind, ohne jedoch langweilig zu werden.
Es wird gleich von einem zweiten solchen Song gefolgt, „A lo cubano“, die unverwechselbare, fast schon Klassikerstatus besitzende Hymne aus ihrem Debüt-Album „Lo Cubano“, das 2000 in Spanien zum meist verkauftesten Rap-Album in spanischer Sprache wurde und die Orishas über Nacht zu Stars machte.
Warum die Orishas auch anerkennend "Buena Vista Youngster Club" genannt werden, wird spätestens mit „5.3.7. Cuba klar, ihrer Version des Buena Vista Social Club Klassikers "Chan Chan" von Compay Segundo (R.I.P.). Das ist nicht einfach das Instrumental mit billigen “Boom-Boom-Chak”-Drums drunter und Rap drüber, nein, hier fließt das gleiche, heiße kubanische Blut wie bei den Alten, die heiligen Santeria-Klänge und die Melodien des traditionellen Son Cubano vermischen sich (nicht nur hier) perfekt mit den schweren HipHop-Grooves und dem spanischen Rap der jungen Exilkubaner.
Dass alle Mitglieder der Gruppe – seit dem Austritt des Mitgründers Livan "Flaco Pro" sind es drei – in Europa leben, hindert sie nicht daran, das junge Kuba zu repräsentieren. „Represent, Cuba“, die durch den Film „Dirty Dancing 2: Havana Night“ bekannte Version von „Represent“ mit der hier etwas zu kitschig klingenden Sängerin Heather Headley ist eine Liebeserklärung an Kuba und das kubanisches Lebensgefühl, von der politischen Situation abgesehen.
Kritische Texte gegen ebendiese sind im Repertoire der Musiker ebenso enthalten wie wilde Partytracks. So ist zum Beispiel auch der neue Track „Silencio“ ein emotionales Stück, bei dem auch für Nicht-Spanischsprecher bei Reimen wie „Discriminación racial problema social total“ klar werden dürfte, um was es geht.
Man muss also nicht spanisch können, um die Orishas gut zu finden, auch wenn auf „Antidiotico“ gerade einmal zwei englischsprachige Features zu hören sind. Neben Heather Headley ist der zweite Featuregast der in den USA lebende Exilkubaner und bekannte Rapper Pitbull auf „Quien te dijo“.
„Antidiotico“ ist ein gelungenes Best-Of einer herausragenden Crew und wird diesen Sommer noch oft meinen Ghettoblaster ehren. Es ist eine CD gefüllt mit niveauvollen Sommerhits, die den karibischen Flair versprühen.