Rap aus Frankreich/ Rap en français

Französischer Rap erfreut sich in Deutschland durchaus an einer beachtlichen Menge an Beliebtheit. IAM, Shurik’N, NTM, Kool Shen, MC Solaar oder Keny Arkana sind seit jeher ein Begriff für deutsche HipHop-Heads, aber nicht nur diese Classic-Acts, sondern auch Booba, Rohff oder La Fouine. Auch ziehen einige deutsche Rapper gern ihre Inspiration aus dem Land der Baguettes und Malermützen. Zudem ist die Connection entre la France et l’Allemagne HipHop-mäßig très bien. Dass die Franzosen in Sachen Rap mächtig was drauf haben, ist nicht von der Hand zu weisen. Falls du dich der Schwärmerei für französischen Rap anschließen möchtest, schau dir doch gern diese fünf Rapper genauer an.

Kaaris

Hat man auch schonmal gehört, nämlich auf Haftbefehls „Haram Para“ , zu finden auf „Russisch Roulette“ . Der ursprünglich aus der Côte d’Ivoire stammende und auf der Île de France lebende Okou Gnakouri rappt zwar schon seit 1999, veröffentlichte aber erst 2013 seinen ersten Langspieler „Or Noir“ (zu deutsch: „Schwarzes Gold“ ), welcher auch prompt Goldstatus erhielt. Wer Gangsta-Rap auf Trap feiert, der sollte mal in die Musik vom straight outta Département 93 stammenden Kaaris reinhören, denn er vereint die Oida-Wowigkeit vom Trap mit der Härte der Straße und der Seichtheit und Melodik der französischen Phonetik.

Niska

Kaaris ist jedoch nicht der einzige Vertreter oder gar Vorreiter was Trap in Frankreich angeht, vielmehr steuert aktuell der Sound des französischen Rap klar in diese Richtung. Niska aus Département 91 feierte 2015 sein Debüt mit dem Mixtape „Charo Life“ . Jung, frisch und motiviert zählt er zu den großen Erwartungen für dieses Jahr in Sachen rap français. Ein großer Erfolg war die erste Single-Auskopplung „Gros bonnets“ , bei dem all jene, die der französischen Sprache nicht mächtig sind, zumindest „Kalashnikoooov“ in der Hook mitgröhlen können.

Lefa

Karim Fall alias Lefa brachte dieses Jahr sein Debütalbum „Monsieur Fall“ heraus. Ein Newcomer ist er jedoch nicht: Lefa gehört zu den Gründungsmitgliedern von Sexion d’Assaut, die kennt man hierzulande ja dank „Désolé“ (2010). Der Pariser verließ die Gruppe jedoch im Laufe des Jahres 2012, dann wurde es still um ihn. Nun also „Monsieur Fall“. Auf dem Track „20 ans“ erklärt er, warum er aus Sexion d’Assaut ausgestiegen ist und damit mit dem Musik machen erst eimal aufgehört hat. Stilistisch bewegt sich Lefa auf einem melodischen Sound, sein Gesang wird durchaus Autotune-mäßig unterstützt, die Hooks laden zum Mitsingen ein und die Rap-Parts sind solide und mit klassischem Flow gerappt. Auf dem Track „En terasse“ bezieht er sich zudem auf die unglücklichen Geschehnisse in Paris im November vergangenen Jahres.

Lucio Bukowski

Lucio Bukowski ist ein sehr fleißiger Typ, der öfters mal mehrere Platten innerhalb eines Jahres releast. „La Plume et le Brise-Glace“ (zu deutsch: „Die Feder und der Eisbrecher“ ), ein Kollabo-Album mit Anton Serra und dem Produzenten Oster Lapwass, erschien im letzten Jahr. Der in Lyon geborene Lucio ist charakterisiert durch poetische und anarchistische Züge und durch literarische Einflüsse (siehe Namensgeber Charles Bukowski), die stets omnipräsent in seinen Songs sind. Des choses très folles, also crazy shit, gibt’s zum Beispiel auf „Les sept péchés“. Dabei wird in jeder Strophe mit verquikter oder verstellter Stimme eine der sieben Todsünden thematisiert.

Kery James

Das harte Leben in den Ghettos Frankreichs thematisieren zahlreiche französische Rapper, schon immer. Sie erzählen von der Ungerechtigkeit, der Kriminalität, der Gewalt, der Abgeschiedenheit und der Aussichtslosigkeit, die sie als Unerwünschte der Gesellschaft in den Banlieues erfahren. So stellen Rapsongs zum einen eine Kritik am politischen System in Frankreich dar, zum anderen wird den Jugendlichen aus den Banlieues eine Stimme verliehen, wie es auch Alix Mathurin alias Kery James  als einer jener Banlieusards tut. Unter anderem wird dies in Bild und Text in „Constat Amer“ umgesetzt, welches ohne Sing-Sang-Hook oder anderem Schnick Schnack auskommt. Der Song stammt vom letzten Album des Franzosen mit haitianischen Wurzeln, das sich ganz real-rap mäßig „Dernier MC“ (zu deutsch: „Letzter MC“ ) nennt.

 

HipHop war schon immer ein fester kultureller Bestandteil der Jugendkultur Frankreichs und somit ist der rap français nicht zu unterschätzen. Auch wenn man die Sprache in der Schule damals abgrundtief gehasst hat oder sie nullkommanull versteht, lohnt es sich doch einmal über den Deutschlandrand zu blicken. Und noch ein letzter Tipp: Falls du doch schon immer mal die französische Sprache lernen wolltest, dann nutze jetzt die Gelegenheit und hör dir französischen Rap an. Lies am besten noch die Lyrics mit. Ist Didaktik-mäßig aproved.