Wir erinnern uns an das Jahr 2003: Jay-Z spielt sein Abschlusskonzert im legendären Madison Square Garden in New York City. Das restlos ausverkaufte Konzert, welches unter dem Motto „Fade To Black“ lief, überwältigte jeden Rap-Fan und machte Jay-Z zur lebenden Legende. Zwei Wochen zuvor erschien sein letztes Album mit dem prägnanten Titel „The Black Album“. Obwohl das Album erst wenige Tage erhältlich war, brannten sich die Lyrics des Ausnahme-Rappers in die Seelen der Fans. „Encore“, „What More Can I Say?“, „Best Of Both Worlds“, „Dead Presidents“ und viele andere Klassiker wurden zum Besten gegeben. Eine große Ära ging zu Ende, im Grunde genommen ein sehr trauriger Moment für den HipHop, eigentlich hätte man Jay-Z noch viele Jahren als Helden angesehen, der die Fahne jederzeit hochhält. Jay-Z gab jedoch seinen Rücktritt bekannt und wollte sich auf seine Arbeit als CEO bei Def Jam und all seine weiteren Business-Projekte konzentrieren. Und was ist jetzt?
Wir schreiben das Jahr 2006, drei Jahre nach dem Rücktritt von Jigga, und es soll sein Jahr werden. Seit Monaten war „Kingdome Come“ den Leuten ein Begriff, nun ist aus dem Begriff ein weiteres Solo-Album geworden. So schnell kann es gehen, aber eigentlich war es jeder Person bewusst. Jay-Z kann es nicht lassen, H.O.V.A wird sich zurück melden, einzig und allein über die Qualität seines neuen Produktes wurde heftig gestritten. Jedermann erwartete beinahe unmenschliches von Sean Carter. „The Blueprint“, „The Dynasty“ und „The Black Album“.in einem, am Besten noch besser, noch durchdachter und noch unglaublicher. Nun halte auch ich die CD in meinen Händen, eventuell die CD des Jahres.
14 Tracks umfasst das Gesamtwerk. Produziert haben Kanye West, Just Blaze, Neptunes, Swizz Beatz, B-Money, Syience, DJ Khalil, Chris Martin& Chris Simpson, dazu der legendäre Dr.Dre. Auch die Feature-Gäste können sich sehen lassen. Da wäre zum Beispiel Beyoncé, Usher, Pharrell, John Legend und Ne-Yo, aber auch Chris Martin von Coldplay gab sich die Ehre, um Jay-Z bei seinem Comeback den Rücken zu stärken.
„Ich dachte eigentlich, dass ich meine Karriere beendet hätte, aber meine Leidenschaft hatte wohl andere Pläne für mich. (…) Ich kann’s kaum abwarten, bis ihr alle das komplette Album zu hören bekommt!“ Bei diesen Worten erwartet man Unmögliches. Und ich muss offen gestehen, anfangs hat mich das Album wirklich enttäuscht.
Beim ersten Hören wirkt alles etwas gelangweilt und unfertig, je öfter man die Lieder auf sich wirken lässt, desto schneller ändert man auch seine Meinung. „Oh My God“, ein unglaublicher Banger, erinnert stark an „1-900-Hustler“, den ersten Song, den Just Blaze für Jay-Z produzierte. Seit dieser Zusammenarbeit sind die beiden unzertrennlich. Auch für den Titeltrack „Kingdome Come“ steuerte Just Blaze das Instrumental bei. Hierbei wurde „Superfreak“ von Rick James als Sample verwendet. Ein gelungener Song, genauso wie „Do U Wanna Ride“ mit John Legend. „Anything“, „Dig A Whole“ und „Lost One“ kann man einfach nicht ankreiden, allgemein gibt es keinen richtig schwachen Song, der dem Hörer ein Dorn im Auge sein wird. „Hollywood“ mit Beyoncé ist nicht gerade ein sensationeller Song, allerdings immer noch besser als viele Songs der Konkurrenz. So komme ich zu einem komplexeren Urteil. Das Gesamtprodukt stimmt, aber irgendwie stört mich doch irgendetwas. Jeder sollte sich die Platte zu Herzen nehmen, die Werke von Dr.Dre bestaunen und sein eigenes Urteil fällen. „Kingdome Come“ ist ein wirklich gutes Album, gemäß der hohen Erwartung allerdings nicht das Erwartete. Vielleicht sollte man Jay-Z als Menschen, nicht als Übermenschen und gottesähnliche Gestalt betrachten. Unmögliches kann man möglich machen, Jigga hat seine Arbeit getan, dennoch kann man das Album unmöglich als etwas Unmögliches bezeichnen.