Rohdiamanten – All you can eat

Die Rohdiamanten, das sind GranTill und Nynjoe, die sich bereits 2000 über Rapper und Produzent Mirko Polo kennen lernten. Die beiden waren live schon unter anderem mit Lenny, Tatwaffe, Olli Banjo, Show & AG oder Method Man zu sehen. Ihr aktuelles Album nennt sich ‚All you can eat’ und besticht schon beim Anschauen durch ein aufwendiges Booklet und einer als Speisekarte aufbereiteten Tracklist. Die Rohdiamanten erscheinen über das Kölner Label Pose Off Records. Aufmachung des Albums und Biografie der Jungs stecken die Erwartungen ziemlich hoch. Mit diesen saß ich also entspannt im Rohdiamanten-Restaurant und habe mir die Speisekarte von oben nach unten servieren lassen, alles gekostet und konsumiert, insgesamt für schmackhaft, aber noch nicht ganz ausgereift befunden.

Los geht es mit ‚Wir gegen euch’ feat. Sinuhe und das ist statt einer Vorspeise dann schon reichhaltig wie ein Hauptgericht, der Synthiebeat von Toni Rocksta & Aizee geht gut ab und der Spitter-Text hat Witz: „Ich bin kein Gangster, ich kenn nicht mal ein der ein kennt, doch wenn ich Bock hab, fick ich dich locker“. Die ersten Zeilen aus ‚Wie ein Blitz’ sind quasi die Hook vom Track danach (‚Joppy’), und werden dort sehr eingängig. Auf einem düsteren Beats wird hier die Nacht in einer Stadt beschrieben. Der seichte Teil des Albums folgt dann auf den Fuß und widmet sich den angenehmen Seiten des Lebens. Der ‚Sternhagelvoll Skit’ bringt einen zum Schmunzeln und ‚Hebt das Glas’ zum Feiern („Heb dein Glas – wenn du keins hast, beweg deinen Arsch und geh zur Bar“). Auch ‚Jede Nacht’ mit einer eher schwachen Valezka gehört im Auto auf dem Weg zum Club gehört. Der leicht orientalisch angehauchte Beat ist so sexy wie die Thematik.

1234’ ist dann wieder etwas schwerer verdaulich, es geht um Kindheit, Familie und Geständnisse. In ‚R.O.H’ verblassen die beiden MCs leider gegen ihren Feature-Gast Lenny, der einfach eine Spur routinierter spittet. Mirko Polo dient auf ‚Das war gestern’ nicht nur als Unterstützung, sondern war auch für den Beat zuständig, der leider wieder schwach klingt. Textlich ist der Track aber Top, ist schnell eingerappt und macht einfach Spaß. Mit Track 13 und 14 liefern GranTill und Nynjoe noch zwei Highlights zum Abschluss. Der ‚Direkt in der Mitte’-Beat von CK one geht gut nach vorne und der Track wäre absolut charttauglich. ‚Yap’ hat dann einen chilligen Klang und dreiste Lines zum Frauen aufreisen oder loswerden wie: „Ich hab draußen meinen Wagen geparkt und den Spot für die Party danach“ oder: „Ich sag es dir grad ins Gesicht: Heut ist keine Party für dich – Eigentlich schade für dich, doch Nynjoe mag dich nicht“ Als Dessert wird dann noch ‚TilleyTommey serviert‚ und ist durchaus auch hörenswert, erreicht aber seine beiden Vorgänger nicht mehr.

Nach diesem Album kann man sich angenehm gesättigt zurücklehnen, wobei an einigen Gerichten durchaus noch gefeilt werden könnte, und zwar vor allem beattechnisch. Raptechnisch überragen weder GranTill noch Nynjoe, aber sie liefern sehr saubere Lines mit Wortwitz. Die Platte hält diverse Representer parat, die sich aber vom üblichen Gangster-Klischee absetzen. Vor allem merkt man, dass hier der Spaß an Rap dominiert, derselbe aber trotzdem ernst genommen wird. Insgesamt ein ausgewogenes Album, nichts dabei was einen zu lange beschäftigt, aber bis auf dieses völlig überflüssige Intro ist auch kein Track dabei den man skippen müsste.  Ich würde mal behaupten da ist zukünftig noch mehr drin.