Yaneq – Widersprüche

Eines sollte man vorweg nehmen: Yaneq zu kategorisieren fällt schwer. Das soll wohl auch so sein, fest steht nur: hier liegt kein stereotypischer Berlin-Rap vor. Sein vorliegendes Werk heisst ‚Widersprüche‘ und im Intro erklärt er uns auch warum: "weil wir gegensätzliches vereinen". Damit wären wir direkt bei der Problematik. Etwas was, ohne Frage, vielfältig daherkommt und ungewöhnlich ist, muss nicht im Intro als Solches angekündigt werden. Die Widersprüche oder auch das ‚Andere‘ werden auf der Platte immer wieder betont, und das wird mit der Zeit anstrengend. Wenn jemand etwas ‚Anderes‘ macht werden die Zuhörer das schon merken, sonst wäre es wohl nicht anders.

Musikalisch haben sich Yaneq und Kollegen mächtig ausgetobt und das Ergebnis gefällt. Zuständig für diese Elektrobeat-Ergüsse waren neben seinem langjährigen Partner Vonsoh auch Kronstädta und Transporterraum. Yaneqs Musik und auch seine Stimme haben definitiv Wiedererkennungswert,

16 Tracks lang ist ‚Widersprüche‚ geworden, von denen drei reine Instrumentals sind. Mit ‚Is rischtisch Kid!!‘ gehts auf dem zweiten Track für dieses Album sehr typisch los. Der Beat pumpt zusätzlich ist er mit einem fröhlichen Mittelteil versehen und hat Tempowechsel. Textlich kommt bei mehrmaligem Hören auch eine gute Message rüber. Der Track ist ein originelles Gesamtpacket, was in der Art im Laufe des Albums leider nur noch ein Mal vorkommt. Auch ‚Weißt du, was ich sag?‚ besticht vorrangig mit seinem Beat. Der Text hat zwar sicherlich auch eine Aussage, die allerdings durch schlechte Reime und extrem schlichte Wortwahl ganz einfach versaut wird. Das durchzieht leider auch ‚Kampf der Geschlechter‚, was durch Gitarren im Refrain zwar musikalisch wieder interessant angelegt ist, aber mit schlechten Metaphern und krampfhaft gereimten Lines wie "….schwanke von Extrem zu Extrem und leb unbequem, doch gehör nicht zu den‘ die nicht klar sehn…" wieder kaputt gemacht wird. Mit ‚HipHop Elektroparty‚ geht es in die nächste Runde. Der Titel ist Programm. Der Beat ist elektrisch und ein echtes Highlight. Der Track gefällt auch, aber "Brech den Beat, brech den Beat" im Refrain ist schlichtweg falsches Deutsch und er wäre mit "Brich den Beat" genauso gut aufgegangen. Künstlerisches Freiheit hin oder her, ich finde das vor allem irritierend. ‚Aus einem Guss‚ mit Jojo fliesst melancholisch so dahin. Raptechnisch etwas klassicher ist ‚Ich lebe in den Tag‚ (auch mit Jojo) und ich "ich lebe in den Tag weil ich das Leben mag" ist vielleicht nicht besonders originell aber macht gute Laune.

Das Schema sollte klar geworden sein. Beattechnisch extrem interessant, textlich mit guten Absichten unterwegs, aber das hätte man besser machen können. Vielleicht habe ich an dieses Album zu hohe Erwartungen gestellt, vielleicht entspricht es aber auch ganz einfach nur niedrigen.