Wir schreiben das Jahr 2015 – und alle lieben Rap. Jedes C-Album knackt die Chartspitze, Helene Fischer wird im Dutzend billiger „weggewichst“ , es regnet Edelmetall und auch in den szenefremden Medien herrscht eine Goldgräberstimmung vor. Vorbei sind die Zeiten, in denen das Wort „HipHop“ in den Köpfen Außenstehender Bilder von übellaunigen, mit Goldketten behangenen Proleten in zu weiten Klamotten weckte. Kaum jemand fuchtelt noch grobmotorisch mit den Armen herum und grunzt „Yo Yo“ , wenn man sich als Rapfan outet. Sogar Politiker verwenden HipHop-Slang für ihren Wahlkampf oder rappen peinlicherweise gleich selbst. Rap ist im Mainstream angekommen – vielleicht ist Rap sogar der neue Pop – ich kann mich jedenfalls nicht entsinnen, in den letzten Monaten mehr als 20 Minuten Radio gehört zu haben, ohne dass Sidos „Astronaut“ meine Gehörgänge malträtierte.
Unvorstellbar, dass 2016 da noch einen draufsetzen kann? Weit gefehlt! Deutschland sucht den Superstar, ehemals eines der erfolgreichsten Formate im deutschen TV, nun eher Quoten-Rohrkrepierer, springt natürlich auf den Zug auf. Aber hey, DSDS war ja schon immer rapaffin – schließlich saß Kay One 2014 in der Jury! Und Ex-Juror Andreas „Bär“ Läsker war ja auch der Manager der Fantastischen Vier. Das war’s zwar auch schon wieder, aber die Produktionsfirma UFA Show & Factual scheint mittlerweile auch den Goldgeruch in der Luft gewittert zu haben, der die Rettung aus dem Quotentief bedeuten könnte. In der mittlerweile 12. Staffel lautet die Devise also: „No Limits“ – erstmals kann auch ein Rapper den heißbegehrten Superstar-Titel erringen. Auch die, die fremde Songs 1:1 nachrappen, wie die zugegebenermaßen taktsichere Jamie.
Dass derartige Formate sich ihr Stück vom Hype-Kuchen nicht entgehen lassen wollen und nun wie die Aasgeier über Deutschrap kreisen, war abzusehen. Bereits MC Fittis Format „Big in L.A.“ vergiftete die Brunnen unseres ehemals kleinen Deutschrap-Dorfes. Jetzt verdirbt DSDS unsere Ernte, raubt unsere Kinder und schändet unsere Frauen. Dass Teilnehmer vorgeführt werden ist ja nichts neues – dementsprechend wird natürlich auch der ein oder andere HipHop-Hampelmann zur Schau gestellt. Das ist zwar eher bedingt lustig, aber sollen die ruhig ihr menschenverachtendes Konzept fortführen. Viel trauriger wird es, wenn „talentierte“ Kandidaten antanzen. Diejenigen, die den ersehnten Recall erreichen, klingen nämlich in 90% der Fälle wie Kay One – kein Scheiß. Diverse Videos sind online, überzeugt euch selbst.
Vom überdrehten Hampelmann Francesco Kiesewetter, der sich selbst Mr. Locker-Easy nennt, über das noch hyperaktivere Honigkuchenpferd Marcel Freibuchner bis hin zur wandelnden Strassstein-Glitzerweste Jason Acosta Medina (Mois! Was für ein Name!), der einfach nur Cros „Easy“ in seinem Stil rappt – jeder dieser Stümper klingt eins zu eins wie Kay One! Und zwar zu seinen schlimmsten Zeiten. Jeder wird für seinen positiven Rap gelobt, jeder erzählt davon, wie er es aus der Gosse nach oben schafft – jeder kopiert kompromisslos Kay One. Ja, den Typen, der schon in der Jury saß und beim ZDF Wintergarten den wohl anbiederndsten Auftritt aller Zeiten hingelegt hat. Den Typen, der seine Prinzessin sucht und von Boulevardmagazin zu Boulevardmagazin hüpft. Der Inbegriff von RTL-Rap.
Das ist Rap bei DSDS: kleine Kay Ones. Grauenhaft schlechte Kay-Plagiate. Ich kann es nicht oft genug wiederholen. Das soll das Format aus der Quoten-Misere retten? Lächerlich wäre noch untertrieben – aber bitte, tobt euch aus! Die Brunnen sind vergiftet, der Boden ist sauer – aber unser Vieh, das wurde noch von keiner Seuche dahin gerafft.