Kim Köster – 99 Rooms

Graffiti findet man an vielen Orten. Angefangen bei Außen- und Innen und Leinwänden, auf Zügen, Autos, Klamotten, Zäunen, Denkmälern, dem Hollywood-Sign in L.A. (by SEEN, wer sich daran erinnert) und vielen anderen Orten. Manchmal treten Graffiti nur als Tags auf oder als vereinzelte Peaces, mal als Sketches im Black Book, als schnelle Throw-Ups, als „Top to Bottom Whole Cars“ oder als großes Ganzes in einer „Hall Of Fame“, um nur einige Möglichkeiten zu nennen.

So gesehen ist die Wahl der Orte, den der in Berlin lebende Graffitikünstler Kim Köster aka MIKone für sein Projekt der 99 Rooms gewählt hat, zunächst mal nicht sonderlich überraschend, aber letztlich perfekt geeignet. Kim suchte sich verfallene Gebäude und Industrieruinen in Ostberlin als seine grafische Spielwiese aus. Hier konnte er sich in aller Ruhe austoben, seine Bilder malen und abfotografieren. Als er diese Fotos in einem kleinen Kreis befreundeter Künstler herumzeigte, entstand die Idee zu den 99 Rooms. Aus den an Wände gesprühten Bildern, sollte ein ganzes Multimediaprojekt entstehen.

Das gestaltet sich folgendermaßen: Auf der Webseite www.99rooms.com angekommen, steht man nun vor 99 Räumen, besser gesagt 99 Einzelwelten, wo die Bilder von Kim Köster im Zentrum stehen, aber neben den Figuren, Gegenständen, Pflanzen u.a., auch Animationen und Ton hinzugekommen sind. Richard Schumann und Stephan Schulz haben die Bilder am Rechner nachbearbeitet, bzw. mit Animationen „gefüttert“, ihnen Leben eingehaucht, und Johannes Bünemann sorgt mit seiner akustischen Untermalung für die richtige, nahezu mystische Atmosphäre.

So kann die Besichtigung beginnen, man öffnet die erste Tür in eine Welt, die düster und bedrohlich wirkt, die von Kim Köster geschaffenen Wesen sind nun zum Leben erweckt worden und in einen gefahrdrohenden Soundmantel gehüllt, der auch beim Blair Witch Projekt bestens funktioniert hätte. Der Sound wurde allerdings sehr aufwendug auf die einzelnen „Räume“ angepasst, variiert also des öfteren.

Das Projekt 99 Rooms, welches 2003/2004 umgesetzt wurde, – es dauerte ein ganzes Jahr bis zur Fertigstellung – erfreut sich großen Interesses, wie aus dem Gästebuch der Seite zu entnehmen ist. Bisher haben schon weit über zwei Millionen Menschen die Räume per Mausklick durchwandert. Wichtig sind dabei nicht nur die vier Schritte, nach denen vorgegangen werden sollte:

1. "You have to find something, to go ahead."
2. "You found it: Just click or drag."
3. "Just click and walk to the next room."
4. Hopeless? In haste? Just press space

Außerdem ist es ratsam, über eine schnelle Internetverbindung zu verfügen, um das Ganze in voller morbider Pracht genießen zu können. Aber, und dass ist neu und eigentlich ja auch Anlass dieser Reviews, es gibt die 99 Rooms auch als CD-Rom!! Natürlich hat diese CD mehr zu bieten, als die Onlineversion. So finden sich hier noch einige neue sowie zusätzliche Werke bzw. Räume von Kim Köster, die es auszukundschaften gilt. Nebenbei wird der Künstler in einem Video bei der Arbeit an dem Projekt gezeigt und die Musik von Johannes Bünemann kann in bester Audioqualität angetestet werden.

Wer also mal ein Stündchen Zeit hat, sollte die spielerische Erkundung der 99 Rooms in Betracht ziehen. Und wenn der nächste Geburtstag von Freunden oder Freundinnen naht, vielleicht wären ja die 99 Rooms als CD-Rom gleich das passenden Geschenk?