Flashback, die Erste: Mitte der 90iger machte ein Duo a la Stan & Harvey auf sich aufmerksam. Die Jugend weltweit blieb auf einem seichten Sound, der sich nur zärtlich „G-Funk“ nannte, hängen. Warren G & Nate Dogg waren zwei Namen, die einem zum damaligen Zeitpunkt im Sekundentakt um die Ohren gefeuert wurden. Mit „Regulate“ können die zwei 213-Mitglieder bis zum heutigen Tage ihren größten Hit verbuchen. Warren, der Halbbruder Dr.Dre’s, ging mit seinem Album „Regulate… The G-Funk Era“ mehrere Male Platin und wusste mit „This DJ“ direkt einen weiteren Hit zu kreieren. Nach seinen Ausflügen ins Pop-Business („I shot the sheriff“ und „What’s love (got to do with it)“) wurde es jedoch sehr schnell ruhig um den Long Beachler. „I got it all“ und „Lookin at cha“ waren zwar kleine Lebenszeichen, doch konnte Warren nie wieder an seinen damaligen Status anknüpfen. Da half auch die „213“-Geschichte vor zwei Jahren nichts.
Jetzt meldet er sich mit einem deutschen Label im Rücken wieder zurück. Und das doch ziemlich überraschend. Wer hier auf ein HipHop-Pop-Crossover-Album wartet, wird von Warren’s „In The Mid-Nite Hour“ positiv überrascht werden, denn es beweist, dass G-Funk noch nicht tot ist. So gesellen sich an Warren’s Seite auch ein paar der üblichen Verdächtigen, als da wären: Snoop Dogg, Nate Dogg, Raphael Saadiq und B Real. Von den soeben genannten weiß vor allen Dingen Nate Dogg zu überzeugen, der in gewohnt harmonischer Art seine Stimme für das lässige „I need a light“, das mit simplen Elektroelementen verzierte „PYT (ft. Snoop Dogg)“ und „In the mid-nite hour“ auf eine Vocalspur platzierte.
Die Show bekommt Warren G allerdings von einem Frischling gestohlen, der auf den Namen Frank Lee White the Greatest hört und mit seinen gelassenen Reimschemen den Southern-Cut „In case some s*** go down (ft. Mike Jones)“, das etwas eintönige „All I ask of you“ und die Chronic-Hymne „Weed song“ veredelt. Warren hat seinen Flow und seine Delivery über die Jahre nicht wesentlich verändert, kommt dennoch sehr lebendig und frisch rüber.
Warum er bei wirklich jedem Song ein Feature benötigt, bleibt mir bis zum Ende der LP unerklärlich. Zumal einige der Features fehl am Platz sind, da sie das Level des Albums doch um einiges senken. Im Bezug auf die Produktion hat einzig Warren selbst Hand angelegt, was sich am Ende auch als etwas unausgeglichen entpuppt. Das unmotivierte „All I ask of you“ ist das perfekte Beispiel dafür, dass Warren es des Öfteren verpasst, seinen Produktionen den letzten Schliff zuzufügen. Teilweise wäre ein Element hier, ein paar HiHats dort und eine tieferere Bassline da von Vorteil gewesen.
Hinter „Turn it loud“ verbirgt sich meines Erachtens zumindest die beste Komposition, was den Sound betrifft. Hier passt das Stringarrangement auch hervorragend zum kraftvollen Beatpattern. Obwohl man auf diesem Album die Beeinflussung nicht einzig an der Westküste festmachen kann, werden speziell die G-Funk Fanatiker auf ihre Kosten kommen, auch wenn „In the mid-nite hour“ keinesfalls mit „The Chronic“, „Doggystyle“ oder „Dogg Food“ konkurrieren kann.