Winfried Jürgen – Ramba Zamba!!!

Die meisten Alben, landen auf dem Schreibtisch des Rezensor, liegen da eine Weile gemeinsam
mit den anderen CDs und werden dann irgendwann, wenn ihre Zeit gekommen ist, angehört und besprochen. Aber dann gibt es auch ganz andere Exemplare, die will man einfach nicht besprechen und dummerweise hat auch sonst keiner Interesse. Diese Alben heißen dann zum Beispiel „Ramba Zamba!!!“, der Künstler wird als „die große Stimmungskanone“ bezeichnet und heißt „Winfried Jürgen“. Meistens befürchtet man in solchen Fällen das Schlimmste und das fängt in diesem Fall schon beim Cover an: Almdudler meets LSD-Tripp. Außerdem werden „närrische Titel zum Mitsingen, Tanzen und Schunkeln“ versprochen. Heissa juche, das hat gerade noch gefehlt.

Anders als die Kühe und Lederhosen auf dem Cover andeuten, kommt Winfried Jürgen aus
Frankfurt. Allerdings hat er mit dem im Rhein-Main Gebiet dominierenden Sound der Bozz Crew
aus der Frankfurter Nordweststadt definitiv nichts zu tun. Kenner würden ihn bei Tracks wie
„Ficki-Ficki“, „Fickbericht“ oder „Die nackte Kanone“ eher in eines der dubiosen Etablisments des Bahnhofsviertels der Main-Metropole stecken. Wer Winfried Jürgens Bio studiert, wird in dieser Annahme bestätigt: „Er tanzte, strippte und rappte überall, egal ob es die Leute sehen oder hören wollten.“

Auf Ramba Zamba!!! nimmt Winny den Hörer nun mit „auf eine Reise, die Sie nie vergessen werden.“ Das stimmt so, aber eines sollte hierbei klar sein, wirklich ernsthaft geht es auf dieser
Reise nicht zu. Der MC, über den sein Produzent Fast-H im Skit „Interview“ sagt: „Ich habe nie einen Künstler kennen gelernt, der so untight ist…“, hat echte Komiker-Qualitäten und die spielt er voll aus.

Wer daneben nun aber raptechnische Überskills erwartet, wird von Winfried Jürgen enttäuscht werden. Big Wah zieht es vor, sich auf den gut produzierten Beats durchzuentertainen, dabei gelingt es ihm dann aber doch, der ein oder anderen Hook echten Ohrwurmcharakter zu verpassen. "Ein Mann vom anderen Stern" ist so ein Lied und kommt auf dem Album auch gleich noch mal als DJ Derezon Remix. Auch „Big Wah kommt“ ist ein kleiner Höhepunkt. Auf einem Beat, der gut nach vorne geht, droppt Winster Lines wie: „Ich steh nackt am Mikrofon/ Chickas schrein beim ersten Ton/ Frauen träumen von mir nachts/ der Erotikchabo, der was hat.“

Die vielen Skits, wie etwa das hörspielartige „Gameshow“, in dem Wah diverse MC-Stereotypen auf die Schippe nimmt, verhelfen „Ramba Zamba!!!“ zu seinem ganz speziellen Charakter.

Wie schon angedeutet, Winfried Jürgens Album ist etwas völlig Eigenes. Ein ganz besonderes Stück HipHop-Trash: wer hier mit gewöhnlichem Maßstab misst, wird sich über die 60 Minuten Spielzeit quälen. Diejenigen, die aber für durchgeknalltes Entertainment, Pornolyrics und jede Menge anderen Blödsinn bereit sind, können mit einem Album und einem MC, der seinen ganz eigenen Charakter und Stil hat, glücklich werden.