Camouflow & DJ Sean – Testament

Nach langem Hin und Her konnte sich der Stuttgarter Camouflow von seinem ehemaligen Label Kopfnicker Records losreißen und nimmt nun sein Business selbst in die Hand. Das Mitglied der Crew Breite Seite, das nunmehr knapp 10 Jahre Erfahrung im Musikgeschäft vorweisen kann, setzt sein Hauptaugenmerk jetzt auf seine Solokarriere und veröffentlicht daher, in Zusammenarbeit mit DJ Sean, die EP „Testament“.                    

Das Werk beinhaltet mit 11 Tracks für eine EP ungewöhnlich viele Songs. Allesamt wurden von DJ Sean produziert und mit Cuts bereichert. Insgesamt ist das Werk, passend dem Titel, ziemlich düster geworden. Für Camouflow scheint die EP ein Abschluss mit seiner Zeit unter der Obhut von Kopfnicker Records zu sein, spittet er doch im Titeltrack „Fick Schovi, fick Ju und den ganzen Kopfnicker Kindergarten!“.          

Auch sonst sticht mehrmals seine Vorliebe für Battle-Rhymes heraus. So kann er auf dem Highlight der EP „Bring Deine Jungs“, dass mit einem chilligen Beat ganz im Stile von NAS‘ „Represent“ mit Zeilen wie „Sogar Hoes pissen auf dich, wie auf einen Schwangerschaftstest“ klar punkten. Weitere Beispiele für Camouflow’s Battle-Rhymes findet man auf „Doppelte Dosis“ und „Was Ist Los“.                    

Ansonsten findet man in seinen Texten viel Representer-Lines aber auch deepe Lyrics, die unter die Haut gehen und von DJ Sean‘s relaxten Beatstrukturen hervorragend ergänzt werden. „Was Ist Echt“ und „Bessere Zeiten“ sind 2 herausragende Exempel hierzu.                    

Mit amerikanischen Features brüstet man sich dann auf „Everyday“, auf welchem sich die Herren von Camp Lo sowie Technician the DJ die Ehre geben. Camp Lo’s Geechi Sued macht mit seinem Vers erstmal klar, wer denn hier überhaupt der Chef am Mic ist, während Technician the DJ (wie der Name schon sagt, ist der Mensch eigentlich DJ) mit seinen Lines sehr enttäuscht, was auch die Tatsache, dass er wiederholt darauf hinweist, das Ganze sei nur ein Freestyle, nicht ändern kann.                    

Camouflow kann mit seiner EP einen angenehmen Release verzeichnen, zeigt sich jedoch, speziell was seinen Flow und die Themenbandbreite angeht, etwas zu unflexibel. Auch die Beats von DJ Sean bieten keine riesige Abwechslung, obgleich nicht nur deepes Zeug dabei ist. Alles in allem jedoch eine nette, sehr lange EP.