Boling Point

Als Saul Myers, einem Fremdenlegionär im Ruhestand, schlagt ihr euch in Ataris neuestem Werk „Boiling Point“ durch den südamerikanischen Dschungel Realias, um dem Verschwinden eurer als hiesige Redakteurin arbeitenden Tochter Lisa, die unglücklicherweise mit ihren kritischen Artikeln selbst vor den mächtigsten Drogenbaronen nicht Halt macht, auf den Grund zu gehen.

Am Flughafen in Realia angekommen startet ihr in der ersten großen Stadt Puerto Sombra euer Abenteuer. Von nun an seid ihr komplett auf euch gestellt. Entweder durch gute Worte, mit Hilfe der Landeswährung Peso sowie durch Drohungen entlockt ihr den verschiedenen Charakteren die notwendigen Informationen, die euch zu eurer Tochter führen sollen.Ihr habt es hierbei mit 7 unterschiedlichen Parteien zu tun (Regierung, CIA, Indios, Guerillas, Mafia, Banditen und Zivilisten), bei denen ihr je nach eurem Verhalten in deren Gunst steigt oder fallt. Geht euch die Finanzkraft aus könnt ihr euch durch Aufträge wie z.B. Botengänge, Sabotage oder Eliminierungen Bares erarbeiten. Nebenbei erhöht sich dadurch euer Ansehen bei der einen Partei, was allerdings teilweise automatisch die Beziehung zu einer anderen verschlechtert, da natürlich die 7 Parteien auch untereinander eine gewisse Haltung gegenüber den anderen Parteien vertreten.

Zahlreiche Waffen als auch andere nützliche Gegenstände wie z.B. verschieden Spritzen mit denen ihr verwundete Körperteile gesund spritzen könnt lassen sich in eurem Rucksack, der lediglich durch sein Gesamtgewicht beschränkt ist, oder den Kofferraum eures gewählten Vehikels verstauen. In Sachen Fortbewegung stehen euch Autos, Flugzeuge, Motorboote, Helikopter, Kampfschiffe und gepanzerte Fahrzeuge zur Verfügung wobei die leider äußerst hakelige und „unphysische“ Steuerung zu dem ein oder anderen Wutausbruch führen kann.Auch das grundlose Verschwinden eures abgestellten PKWs kann nach Erfüllen eines Auftrages einen sehr nervig langen Rückweg zu Fuß durch den Dschungel nach sich ziehen.Doch damit leider noch nicht genug. Das auswegslose Steckenbleiben in Texturen verursacht oftmals genau so viel Frust wie ruckelnde Passagen, die ohne High-End-Rechner einfach nicht ausbleiben oder die phasenweise lächerlich dumm agierende KI für die selbst ein Baum schon ein unüberwindliches Hindernis darstellen kann. Das Skill-system das u.a. Fähigkeiten wie das Schlafbedürfnis, Handling der verschiedenen Waffen oder sogar Medikamenten- bzw. Alkoholabhängigkeit beinhaltet, weiß zu gefallen. Anstatt nach rollenspieltypischem Prinzip Erfahrung anzusammeln und auf die Fähigkeiten zu verteilen, steigen die Fähigkeiten gemäß eurem Verhalten im Spiel. Wer sich z.B. zu oft fit spritzt wird körperlich abhängig davon.

Grafisch ist Boiling Point leider nur unterdurchschnittlich. Das allgemeine Design von Städten und Dschungel ist an sich sehr gelungen. Der Großteil Realias wird jedoch von verschwommenen Texturen gepflastert. Auch Explosions-, Feuer- oder Lichteffekte hauen einen nicht grade vom Hocker. Das ist wohl der Preis den man dafür zahlen muss, dass man Realia komplett in den Speicher geladen bekommt.Der Faktor Sound ist in Boiling Point einerseits ein Ärgernis sorgt an einigen Stellen aber auch für die passende Stimmung. So passiert es, dass mitten in einer Unterhaltung die Sprachausgabe stoppt was zwar durch die Tatsache, dass die Dialoge auch in Textform ablaufen gerettet wird, dennoch aber nervt mit der Zeit. Auf gut deutsch geschlampt wurde auch bei der Gesprächslautstärke, die verglichen zu der musikalischen Begleitung im Hintergrund viel zu leise abgemischt wurde und größtenteils nur als Flüstern wahrzunehmen ist

Fazit : Vor jedem Release eines Spiels gibt es eine ausgiebige Testphase (sollte es jedenfalls). Der Verdacht, dass diese im Falle Boiling Point einfach mal übersprungen wurde ist nicht wirklich abwegig. Anders lassen sich die gravierenden Bugs in einer Verkaufsversion nicht erklären. Immer wieder reißen einen erschreckende Fehler technischer, grafischer sowie logischer Natur aus Realia in die Realität. Und wer sich performance-technisch in Sicherheit wiegen möchte, der sollte schon 1,5 GB RAM sowie eine 2,6 Ghz-CPU sein Eigen nennen!