Mortal Kombat Deadly Alliance

Whoa – seid mal ehrlich… wer hat nicht auf diesen Titel gewartet? Nach langer Zeit ist endlich wieder ein Mortal Kombat erschienen, das
a) den Flair des ersten Teils wieder aufleben lässtund
b) mehr bietet als alle anderen Teile zuvor. Aber das Wichtigste zuerst: Deadly Alliance ist kein „altes“ Mortal Kombat mehr, die 2D-Zeiten sind passé (okay, das verunglückte MK4 mal außen vor), dafür rulen Scorpion und Co. sich jetzt in 3D-Hochauflösung durch alle gängigen Systeme. Auch die Engine und das Kampfsystem haben die Entwickler komplett neu designt, im Endeffekt erwartet euch mit Kauf dieses Titels ein neuartiges Beat-em-Up, das sich des Themas Mortal Kombat bedient. Natürlich sind viele alte Haudegen aus den ersten beiden Teilen wieder dabei (Shang Tsung, Scorpion, Reptile, Raiden, Cyrax, Sonya Blade, Johnny Cage, Sub Zero, Kano, Jax, Kitana, Kung Lao), aber auch neue Charaktere wie der bereits verfaulende Netherworld-Dämon Drahmin sind den Federn des Character Development Teams entsprungen. Insgesamt stehen 12 alte Kämpfer, 9 neue und 2 geheime zur Auswahl. Wobei man hier etwas differenzieren muss: Durch die neue Engine sind die alten Kämpfer nicht mehr wirklich die alten, sondern eben 2003-Style. Soll heißen: Zwar beherrschen Charaktere noch einige ihrer Special Moves, es wurden aber fast alle davon modifiziert und sind jetzt weniger entscheidend für Sieg oder Niederlage.

Viel wichtiger sind jetzt die Combos und Styles geworden, von denen jeder Kämpfer 3 hat. Das sieht z.B. bei Scorpion so aus, dass er jetzt jederzeit im Kampf durch drücken der Style-Taste zwischen dem Hapkido, dem Pi Gua und seinem Waffen-Style umschalten kann. Jeder Style hat eigene Combos und Schläge. In einem speziellen Konquestmodus lernt ihr für jeden Kämpfer in 10 Etappen diese verschiedenen Combos und Styles kennen und müsst sie anwenden. Schon hier zeigt sich deutlich, dass das neueste Mortal Kombat kein Draufrumgekloppe mehr ist, sondern Einarbeitungszeit und Taktik erfordert. Denn mit euren Standardschlägen braucht ihr euch vor Moloch, einem Dämon aus der Unterwelt mit Stahlkugel als Haustier, gar nicht erst blicken lassen. Also ist fleißiges Combolernen angesagt, vor allem die Stylechange-Combos, mit denen der Charakter in einer Combo einen oder mehrere Styles benutzt, sind im späteren Spielverlauf essentiell an Erfolg oder Niederlage beteiligt. Hört sich komplizierter an, als es ist, auf jeden Fall ist es anspruchsvoller als alle anderen Prügelspiele (mit Ausnahme des Beat-em-Up-Schachs Virtua Fighter).

Womit ich direkt überleite zum Schwierigkeitsgrad. Holla, meine Herren, wer das als leicht bezeichnet, ist verrückt (oder echt gut). Ich persönlich fand es bereits auf Normal enorm schwer, überhaupt mal eine Runde gegen Moloch für mich zu entscheiden (Hey, er ist ein Dämon und hat ´ne Stahlkugel am Arm). Spätestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Mit Button Mashing kommt man höchstens über die ersten Runden. Leider ist der Schwierigkeitsgrad im Konquestmodus allenfalls als moderat anzusehen, da man dort vor allem die eingeblendeten Combos nachdrücken muss. Hier zeigt sich auch eine der großen Stärken von MKDA: Anders als bei anderen Prüglern ist das Timing bei den Combos enorm wichtig, da das Programm wirklich verlangt, dass die Schläge harmonisch ineinander übergehen. Das Programm merkt sich nicht wie bei Tekken die Buttonfolge, sondern erwartet zum bestimmten, passenden Moment einen die Combo weiterführenden Befehl. Spätestens bei den alle-Styles-durchgehenden Combos werdet ihr das deutlich merken und euch das eine oder andere Mal die Zähne daran ausbeißen. Dabei bleibt das Spiel aber immer fair, weil wirklich nur ihr bestimmt, wie die Combo aussieht.

Sowieso erscheint einem das Spiel „direkter“ als andere Prügler, weil ihr nie das Gefühl bekommt, dass euch das Programm irgendeine Combo aufzwängt. Ihr seid direkt daran beteiligt, ob Raiden nun mit einem Blitzschlag seine 6 Hit Combo beendet oder ob er danach noch ein bisschen jugglet. Das fand ich enorm ansprechend, etwas, das ich höchstens von Virtua Fighter kenne. Eine der schönsten Dinge bei MKDA ist, dass das Spiel zwar langsam kontrolliert wird und eher überlegtes Handeln verlangt, trotz allem enorm flüssig und temporeich erscheint. Und was will man bitte mehr erwarten von einem guten Prügler?

Die Grafik ist natürlich über jeden Zweifel erhaben, überall gibt es kleine Details zu entdecken, die Levels strotzen trotz ihrer geringen Größe vor atmosphärischen Details wie breitschultrigen Trommlern oder Ruderern oder oder oder. Die Charaktere sind auch fast alle wunderschön gerendert und animiert, bis auf wenige Ausnahmen (der gute alte Johnny hatte wohl Besen zum Frühstück). Den Spielspaß beeinträchtigen diese Patzer allerdings nicht im Geringsten. Allein Bo Rai´Cho, einer der neuen Kämpfer, der als Style u.A. den Drunken Boxing Stil vertritt, ist sicherlich einer der am besten animierten Charaktere überhaupt in einem Beat-em-Up.

Neu in der Mortal Kombat-Reihe ist das Bonussystem: Nach jedem Kampf bzw. nach jeder gelösten Konquestmission erhaltet ihr zur Belohnung Münzen, die ihr dann in der Krypt gegen entsprechend wertvolle Boni eintauscht. Dabei gibt es 6 verschiedene Münzsorten, und manche davon sind richtig schwer zu bekommen. Angefangen wird mit 12 Kämpfern, die restlichen 9 schaltet ihr ebenso wie neue Arenen und Kostüme durch massig Münzen frei, die es erst mal zu verdienen gilt.Zusätzlich gibt es noch zwei Extra-Charaktere freizuspielen, die ihr jedoch NICHT in der Krypt kaufen könnt. Auch wiedererweckt wurde das Test-Your-Might Minispiel, bei dem es darum geht, durch Drücken der Buttons Gegenstände unterschiedlicher Härte zu zerschlagen. Dafür gibt es dann auch wieder Kohle, die ihr auch bitter benötigen werdet, schließlich gibt es insgesamt 676 unterschiedliche Boni zu kaufen!!! Doch vorsichtig – selbst manche teuren Särge (in denen befinden sich die Boni) enthalten nichts, was mit einem höhnischen Lachen aus den Speakern untermalt wird. Das Leben ist hart in der Netherworld…

Insgesamt tut das neuartige, eher taktische Spielprinzip dem Spiel sehr gut und macht es jedes mal wieder herausfordernd. Zum ersten Mal hatte ich wirklich das Gefühl, dass man sich seinen Kämpfer wohlbedacht auswählen sollte, bevor man in die Schlacht zieht: Schnelligkeit, Stärke, gute aber komplizierte Combos… was passt zu meinem nächsten Gegner??Diese Frage werdet ihr euch oft stellen im Verlauf des Kampfes. Wahrscheinlich öfter, als euch lieb ist (Tipp: Nach dem Continue dürft ihr euch einen anderen Kämpfer aussuchen…). Aber genau das macht ja den neuen Mortal Kombat Teil zu einer echten spielerischen Herausforderung, etwas, das ich in den vorherigen Teilen stark vermisst habe. Über den Brutalitätsgehalt schweige ich mich aus, klar ist nur, dass keiner der Kämpfer viel Zuwendung in seiner Kindheit bekam.

Pro:
– Enorm flüssiger Spielverlauf, der Kampf wird nie unnötig in die Länge gezogen
– Specials (nicht die Combos) aufs Wesentliche reduziert
– Exzellente Grafik, vor allem die Details machen das Spiel einfach nur toll anzusehen
– Sehr geniale und neuartiges Steuerungsfeeling, man ist direkt im Kämpfer und hat ihn nicht als „Marionette“ (Tekken)
– Krachende Soundeffekte
– enorme Movevielfalt
– Motivierendes Bonussystem
– Kampf-Wetteinsätze beim 2 Spieler Modus
– Es gibt eine Unmenge zu entdecken
– Das Spiel lebt nicht mehr von seinen Splattereffekten, die Splattereffekte stehen jetzt deutlich hinter dem Gameplay
– Das geniale Kampfsystem basiert fast vollkommen auf dem Zusammenspiel der verschiedenen Kampfstile

Contra:
– Man sieht die Bonuscharaktere und Kostüme bereits im Konquestmode, ohne sie freigespielt zu haben
– Nur ein Fatality pro Charakter (wie gesagt, ist 2003 nicht mehr von großer Bedeutung)
– Mortal Kombat Historiker wird das neue Spielsystem (erstmal) abschrecken
– Wenig Specials (aber mit den Worten von Torch: Weniger ist mehr, mehr ist weniger!)
– Ziemlich hoher Schwierigkeitsgrad für Neulinge
– Man kann fast gar nicht am Spiel rummeckern
– Es gibt noch nicht den nächsten Teil

Fazit: Wenn ihr keine Lust mehr auf „Button-rumdrücken-Tekken“ mehr habt, Dead or Alive euch zu simpel strukturiert und Virtua Fighter zu gewöhnungsbedürftig ist, dann ist MKDA euer Spiel. Ach, was red ich da, JEDER, der Prügler mag, sollte es zumindest mal probegespielt haben. Für mich ist es definitiv der beste Prügler auf der PS2, nicht zu taktisch aber auch nicht zu unberechenbar. Dazu fette Grafik… kaufen.

Bewertung: 6
Multiplayer: 6

Entwickler: Midway
Publisher: Midway
Spieler: 1-2USK: definitiv ab 18Memory Card: 72 kB