Mission erfüllt. – Bevor ich diese erlösenden Worte lesen konnte, hatten ich und mein Mitbewohner eine harte Zeit hinter uns. Ich, weil ich der Spielsucht verfallen war, und mein Mitbewohner, weil er sich das ganze Elend mit anschauen musste.
Splinter Cell ist wohl das anspruchsvollste Ego-Shooter-Adventure, welches ich bis dato gespielt habe. Die besten Elemente aus Alone in the Dark (Atmosphäre), Dark Projekt, Tomb Raider und Hitman2 verbinden sich in diesem Spiel.
Obwohl es auf einer der üblichen, dünnen Storys á la „ein Ami rettet die Welt“ aufbaut, fesselte es mich für einige harte Tage an die Konsole. Ziel des Spiel ist es, als Spezialagent einer geheimen amerikanischen Regierungsorganisation einen durchgeknallten georgischen Präsident davon abzubringen, mit seiner Miniatombombe und seinen chinesischen Verbündeten die Weltmacht USA anzugreifen.Eine der Hauptursachen meiner Faszination war der Spaß, sich mit der anspruchsvollen Steuerung auseinanderzusetzen. Die Figur des Spezialagenten Sam Fisher, in dessen Rolle man schlüpft, bietet dem Spieler eine Fülle von Bewegungsmöglichkeiten. Die Steuerung der Bewegung ist analog, das heißt, je stärker man den Joystick drückt, umso schneller bewegt man sich. Da man sich jedoch in den meisten Fällen lautlos bewegen muss, ist hier viel Fingerspitzengefühl und Atem Anhalten gefragt. Aber auch Moves wie Springen, in Deckung rollen, an Wänden hochhangeln usw. sind realistisch und gut animiert.
Neben einer Pistole steht einem noch ein Scharfschützengewehr zur Verfügung, und man kann mit diesem noch zahlreiche andere Waffen einsetzen. Besonders der Einsatz von nicht tödlichen Waffen macht besonders Freude, wie z.B. der Taser, der mittels Starkstrom den Gegner in amüsante Zuckungen versetzt, bevor er sich ins Land der Träume verabschiedet.
Auch die anderen technischen Hilfsmittel wie Lasermikrophon zum Abhören feindlicher Gespräche, Minikameras, Haftminen, Splittergranaten usw. eröffnen eine Vielzahl von Möglichkeiten. Ihre Anwendung ist oft sehr hilfreich, und so ist man ständig am Agieren mit den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, was das Spiel abwechslungsreich macht.
Der Spieler steht meistens vor nicht allzu schweren Aufgaben, und die ewigen Sucharien nach dem Weiterkommen, wie es die gute Lara immer machen musste, bleiben einem erspart. Dennoch halten einen die Aufgaben bei der Stange, und es bieten sich, besonders wenn man sich des kompletten Repertoires an Möglichkeiten bedient, immer Auswege aus schwierigen Situationen. Da das Vorgehen nicht gescriptet ist, gibt es immer eine Fülle an Möglichkeiten, eine Situation zu bewältigen, und man kann fast alle Gegenstände ins Spielgeschehen mit einbringen.
Mit wilder willenloser Rumballerei ist einem jedoch hier nicht geholfen, meistens muss man sich durch die feindlichen Reihen schleichen, seine Spezialausrüstung anwenden oder aus dem Dunkel heraus mit dem Schafschützengewehr den ruchlosen Gegner erledigen; in der Regel Georgier mit georgischem Akzent oder Chinesen mit chinesischem Akzent, Fistelstimme und l statt r sprechend. Der Klischeeoskar dürfte zumindest den Machern der deutschen Lokalisierung dieses Spieles sicher sein.
Besonders die spannende Atmosphäre, die durch die stimmungsvolle, exzellente Grafik und die spannungsvolle Musik geschaffen wurde, wusste zu faszinieren und trieb mich immer wieder zurück zur Konsole wie einen Junkie an den Bahnhofsstrich. Sieht man von den grauenhaft schlechten Dialogen der Story ab, die man aufgrund mangelnder Speicherpunkte oft mehrmals ertragen muss und mich fast an der Rand der Verzweiflung brachten, bekommt dieses Spiel in punkto Suchtfaktor, Atmosphäre, Spannung, Grafik und Handling die Pool Position in seiner Klasse.