Es ist nun schon wieder über ein Jahrzehnt vergangen, seit sich HipHop-Pioniere des typischen Jazz-Sounds bedienten, um einen völlig neuen Weg in das Genre zu ebnen. Damals waren es unter anderem Gangstarr, Pete Rock & Prince Paul, die die Künste eines Miles Davis oder John Coltrane in Form von Samples in ihre Beats integrierten. Die 7-köpfige Jazz-/HipHop-Formation La Cedille widmet sich hingegen der Kunstform Jazz in seiner reinsten Form. Im Gegensatz zu den oben erwähnten Größen veranstalten die Franzosen anscheinend bei jeder Studioaufnahme eine monströse Jam-Session, auf der sicherlich auch ein Duke Ellington aus den Vollen herausgelockt worden wäre. Vereinzelt treten hier und da mal einige Saxophon- oder Trompeten-Solos in den Vordergrund der jeweiligen Komposition, ohne dabei jedoch ein aufdringliches „Bild“ im Gedächtnis des Hörers zu hinterlassen, wie es ja sonst im Jazzbereich eher üblich ist. Im Großen und Ganzen besticht das Album durch seine enorme Detailverliebtheit. Um in diesen Genuß zu kommen, empfiehlt sich besonders „Escroquerie„, bei dem man gleichzeitig eines der eben schon erwähnten Solos dargeboten bekommt, in diesem Falle ein Saxophon. Beeindruckend ist hier zudem auch die Darbietung des arabischen MCs, wobei ich nicht mehr als „Salam Aleekum“ verstanden habe.Ein weiterer Glanzpunkt ist das fabelhafte Zusammenspiel zwischen dem Jazz-Orchester und der raptechnischen Darbietung. Speziell die luftig-lockeren Stücke „Empreintes“ und „Dissident D’ici sind glänzende Exempel für diese Symbiose.Gesanglich haben die Herren sich Rachel Modest mit ins Boot geholt, die auf Dissident D’ici und einem weiteren Aushängeschild des Albums – „Hume“ – das musikalische Spektrum des Albums um eine zusätzliche Komponente bereichert.Ein bisschen Funk bringt dann „Sur La Berge“ mit ins Geschehen. Schön ist es, festzustellen zu können, dass ein Album gänzlich ohne die momentan höchst beliebten Claps und Snaps auskommen kann, was jedoch am Ende auch zum Schwachpunkt des Albums wird. Die orchestralen Hilfsmittel ähneln einander stark, wodurch der Sound ziemlich unverwechselbar – aber auch monoton – erscheint.Als passenden Vergleich zu La Cedille rufen sich mir nur die Roots ins Gedächtnis, wobei sich deren Sound komplett unterscheidet. Sollte man seit Alliance Ethniks „Respect“ auf einen legitimen Nachfolger des fröhlichen französischen HipHop-Vibes gewartet haben, so wird La Cedille diese Leere gekonnt ausfüllen können.