Martin Jondo – Rainbow Warrior

Wer heimst schon Lorbeeren noch vor dem ersten offiziellen und amtlichen Platten-Release ein und wird noch nicht mal rot dabei? Der Warrior vorm Herrn natürlich – besser bekannt als Martin „Rainbow Warrior“ Jondo, welcher schon eine stattliche Anzahl an Monaten die schwere Bürde der nächsten großen Hoffnung der deutschen Reggae-Szene mit sich herum schleppt. Er selbst lässt die wohl gesonnen wartende zukünftige Fan-Base zunächst wissen, dass er sich zwar wohl im Metier Reggae-Gesang sehe, aber dennoch nicht zwangsläufig auf Reggae-Riddims stattfinden müsse. Ein erstauntes Raunen geht durch die (gedachte) Menge. Dann aber wird die nun zur Veröffentlichung bereite Debüt-EP herumgereicht und man wischt sich gemeinschaftlich den hervorgetretenen Angstschweiß von der Stirn, denn die mit immerhin ganzen acht Titeln (inklusive Intros und Remixe einiger Tunes) bestückte große Kleine entspricht dann plötzlich doch wieder allen hörbaren Wünschen und Hoffnungen, fernab von bereits zaghaft bis widerwillig geöffneten Schubladen mit den Beschriftungen Pop und Weltmusik.Und dann das: Die drei Fragezeichen. `Diese Stimme erinnert mich doch an irgendjemanden?` Stimmt auffallend, und auch die von Martin Jondo gern zur akustischen Untermalung verwendete Gitarre trägt nicht ganz unwesentlich zur Untermauerung dieser sehr wohl berechtigten Äußerung bei. Aber bitte, lassen wir das außen vor. Es ist doch genügend Platz für alle da, und jeder niveauvolle Künstler hat bei mir das Recht auf seine eigene Platten-Kritik. Pull Up – Martin Jondo-Time again and he goes like this: Nach dem Vorbild klassischer Roots-Reggae-Tunes zaubert sich hier leichtfüßige Instrumentalisierung als roter Faden durch die EP. Selbst deepe Soul-Stücke, Dub-Mixes und ernsthafte lyrische Thematisierung büßen dies durchweg bis zum Ende hin nicht ein. Diesem Fakt ist es denn auch zu verdanken, dass man vor Aufregung jetzt schon den freudig erregten Purzelbaum schlagen möchte, wenn man im Booklet darauf hingewiesen wird, dass ein Martin Jondo-Longplayer bereits in der Mache ist. Aus meiner Sicht das Herzstück der „Rainbow Warrior“-EP – darum hier als huldigende Einzelwertung besprochen – ist das schaurig schöne „Raindrops“, welches zunächst als Reggae-Live-Instrumentierung vor sich hin glänzt, um im Folgenden als „Seoul-Mix“ gänzlich ins Mark zu fahren. Ich, für meinen Teil, gehe allmählich kaputt und kann mir lebhaft vorstellen, dass bei sehr sensitiven Hörern an dieser Stelle der Song-Titel gern auch zur Realität werden könnte. Vielleicht bespiele ich demnächst ein komplettes Tape damit, um mich im Loop zu rushen. Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn in einem Rudeboy der „Rootboy“ erwacht, steht das für Martin Jondo und Reggae´n´Soul, was mein Vorschlag ist, für eine neue Schubladen-Kategorie (was ich im Übrigen schon morgen allen relevanten Schubladen-Freunden unterbreiten werde).