Kool Savas & Azad – One

Tausenden von HipHop-Liebhabern wird nun ihr sehnlichster Wunsch erfüllt – Savas und Azadhaben es endlich geschafft, ein gemeinsames Album aufzunehmen. Das Ding nennt sich „One“, und soll somit schon im Namen wiederspiegeln, was auf dem Album Programm ist – das Dream-Team Deutschlands, eine einzigartige Kollaboration, das Verschmelzen zweier unterschiedlicher und doch gleicher Charaktere.Leider muss ich, um diese Review zu schreiben, mit einem Snippet, auf dem nur elf der ursprünglich dreizehn Tracks enthalten sind, vorlieb nehmen. Die Songs haben eine durchschnittliche Länge von etwa einer Minute und dreißig Sekunden. Somit kann hiermit, meinerseits, kein eindeutiger Einblick in das facettenreiche lyrische Konzentrat dieses Albums gegeben werden. Doch kommen wir zu dem, was es zu hören gibt. Wie nicht anders zu erwarten, lassen die beiden des Öfteren anklingen, dass sie gemeinsam das Non-Plus-Ultra der deutschen Rap-Szene darstellen.Auf dem höchstwahrscheinlich von Needlz produzierten (nein, im Pressetext steht auch nicht, wer was produziert hat), extrem nach G-Unit klingenden „No No No“ , in dem selbst die Hook im typischen 50 Cent-Style dargeboten wird, spittet Azad: „Wir kommen, bumsen eure Szene und gehen / kommen wieder, bumsen eure scheiß Szene und gehen“. Keine sonderlich verzwickte Reimstruktur – aber durchaus effizient! Auch „Monstershit“, bei dem Monroe an den Reglern stand, schlägt in diese Kerbe. Der Beat ist schon sehr böse!Erinnert sich noch jemand an die allererste Kollabo der beiden? Ja, das Ding hieß „Banana“ und findet hier seinen Nachfolger mit „Banana II“. Purer Battle-Stuff, wobei mich der Beat stark an Mobb Deeps „Burn“ erinnert. Auf „Alles Was Geht“ bieten S & A ein weiteres Mal Battle-Stuff. Dieses Mal ist der Beat jedoch schön laidback gehalten. Danach ziehen die beiden in den Krieg. Auf dem – von Azad sehr passend auf Militär getrimmten – „War“ kann man förmlich die Nachbeben von Napalm hören. Sowohl Savas als auch Azad zeigen ein weiteres Mal ihre besonders ausgeprägten Battle-Styles. Zwischendrin finden sich noch Partytracks wie das sehr nice „Bis Ihr Nicht Mehr Könnt“, ein weiterer G-Unit-Reminder mit „Ich Bin Rap“ und der mit Abstand schlechteste Track des Snippets, „Tollwut“ – selbst wenn Savas für seine Verhältnisse ziemlich tief in die Sozialkritik abrutscht („Und der Mensch ermordet Tiere, weil er kacke ist / und unser Hirn nicht größer als das vom Dackel ist“), hilft das nicht, die katastrophale Hook zu kompensieren.Ein weiteres Highlight des Albums ist hingegen „Guck My Man“, auf dem Azad und Savas in perfekter „Til ab Joe“-Tradition über den Beat reiten. Während Azad erst etwas über dicke Autos und teuren Schmuck spricht, um letztendlich seine Tochter als größtes Hab und Gut zu präsentieren, zieht es Savas eher vor, sich im Größenwahn zu suhlen („Mein Flow macht nicht nur jeden Deutschen, sondern auch Ami platt“).Der einzige Gast auf dem Album tritt erst auf dem letzten Song in Erscheinung – der im Pressetext als „King Of German Soul“ titulierte Xavier Naidoo. Er vergoldet Martellis Produktion zu „Was Sind Das Für Schmerzen“ mit seiner markanten Stimme. Savas ebenso wie Azad spitten hier ziemlich schnell. Der Frankfurter macht auf dem Track ein weiteres Mal seine Tochter zum Thema und beschreibt eindrucksvoll den Schmerz, den die Trennung von seinem Kind bei ihm verursacht. Es ist am Ende doch, um es in Azads Worten zu sagen, „…eine runde Sache, wie ein Kreis…“ geworden. Leider vermisse ich persönlich etwas die Deepness Azads auf dem Album, und auch Savas‘ Punch-Lines haben nicht immer gewohnte Härte und Wortwitz. Aber alles in allem ist es, was das Zusammenspiel betrifft, eine Höchstleistung geworden, die wirklich nicht sonderlich einfach zu überbieten sein wird. Dass amerikanische Beats die Qualität eines Albums noch einmal zusätzlich nach oben treiben, haben wir ja schon bei ASD und jüngst auch wieder bei Afrob gesehen.Kool Savas und Azad haben mit „One“ jedoch ein sehr flexibles Werk geschaffen, auf dessen Stempel wiederum das „Savas“ einen Tick größer geschrieben ist als das „Azad“!